TW
0

Palmas Zentrum ist bei Investoren beliebter denn je. Seit gut zehn Jahren haben mehr und mehr Hotels in der Altstadt eröffnet, und in jüngster Zeit hat sich dieser Trend auf Mallorca so intensiviert, dass die Wirtschaftsbeilage des spanischen Medienkonzerns Grupo Serra, "El Económico", ein "Fieber" konstatiert.

Die Zahlen sprechen für sich: Allein 2013 wurden drei neue Altstadthotels eröffnet. Zählt man alle Projekte zusammen, die für 2014 in der Pipeline sind, dann kommen mindestens sieben weitere Häuser hinzu (siehe unten). Zwei von ihnen haben bereits die Genehmigung des Rathauses in der Tasche.

Nach den Worten von Palmas Bürgermeister Mateo Isern sind seit Beginn der Legislaturperiode vor zwei Jahren 14 Hotelprojekte hinzugekommen, die entweder bereits verwirklicht wurden, sich noch im Umbau befinden oder auf Genehmigungen warten.

Mehr Zahlen: 2003 zählte der Hotelverband Palma-Stadt - also ohne die Häuser an der Playa de Palma, die in einem eigenen Verband organisiert sind - 27 Hotels und 6500 Betten. Heute hat sich die Zahl der Übernachtungsbetriebe auf 52 fast verdoppelt (inklusive vier Häuser in Calamajor), die Anzahl der Schlafplätze erhöhte sich auf 8358, sagt Verbandspräsident Javier Vich.

Der Zuwachs macht deutlich, dass Palma - vor allem das historische Zentrum der Stadt - in den vergangenen Jahren deutlich an Attraktivität gewonnen hat und nun mehr Besucher anlockt. "Denn dieser deutliche Zuwachs verlief nicht einseitig", sagt Vich, "vielmehr entwickelte er sich Hand in Hand mit der gestiegenen Nachfrage nach Unterkünften in Palma."

Der Verbandspräsidenten, dessen Familie selbst mehrere Hotels in Palma betreibt, führt das gewachsene Interesse der Urlauber an Ferienaufenthalten in der Balearen-Metropole darauf zurück, dass Mallorca insgesamt eine "gereifte Destination" sei. "Die Urlauber, vor allem Skandinavier und Deutsche, kennen sich auf der Insel bestens aus. Sie wissen, was sie wollen, und sie suchen das gewisse Etwas, das ihnen speziell Palma bieten kann: Neben einer attraktiven Großstadt am Meer sind das Shopping-, gastronomische und kulturelle Erlebnisse, zusätzlich zum mediterranen Flair und dem historischen Ambiente, wie es die Altstadt bietet."

Während die Deutschen in diesem Fall zumeist als Konsumenten in Erscheinung treten, sind es vor allem Schweden, die Palma zum Investorenstandort erkoren haben. Sie eröffneten in Altstadtpalästen luxuriöse Hotels in trendigem Design samt modernem Komfort. Zu den frühen Häusern dieser Art zählen die Hotels Tres, Puro, Portixol und Palacio Avenidas, zu den jüngsten Neuzugängen das Hotel Cort beim Rathaus und die Palma Suites.

Neben den Schweden sind es vor allem spanische Investoren, die zum Teil seit Jahrzehnten leer stehende Patrizierhäuser in Palma in gediegene Übernachtungsbetriebe verwandelten. Einer dieser Unternehmer ist Miguel Conde, er entstammt nicht einer Hoteliers-Saga, sondern einer Familie namhafter Inneneinrichter. Um seine Renovierungsprojekte rentabel zu gestalten, entschied sich Conde, die Investitionen über touristische Einnahmen zu amortisieren. Zu seinen Häusern zählen die Altstadtpaläste Can Cera und das 2013 eröffnete Hotel Calatrava (beides Fünf-Sterne-Unterkünfte). In diese Design-orientierte Richtung, die historische Gemäuer mit schöngeistiger Ästhetik verknüpft, gehen ferner Stadthotels wie das Brondo oder das ebenfalls Design-betonte Balanguera (beide vier Sterne). Tradition haben auch Herrenhäuser wie Palacio Ca Sa Galesa (Fünf Sterne) oder Santa Clara Hotel (vier Sterne).

Die verbindende Klammer der Übernachtungsbetriebe in Palmas Zentrum ist, dass es sich um sogenannte Charakter- oder Boutiquehotels handelt. Wie ein Edelgeschäft sind sie klein, fein, durchaus etwas teurer als der Durchschnitt und intensiver im persönlichen Umgang mit den Gästen aufgrund der vergleichsweise niedrigen Anzahl an Gästebetten. So weisen die meisten Hotels zehn bis 20 Zimmer aus und sprechen ihre Kundschaft durch kleinere, aber elitäre Dimensionen an. Es sind Gäste, die dem Urteil der Fachzeitschrift "El Económica" zufolge der Eintönigkeit in den gängigen Strandhotels und Beach-Resorts ein wenig überdrüssig geworden sind, und deren Sinn stattdessen nach urbanem Mittelmeer-Leben steht.

Gerade hier kommen die Vorzüge Palmas das ganze Jahr zum Zuge. Die Stadthotels sind selbst in der kühlen Jahreszeit gefragt, wenn ein Bad im Meer nicht mehr zum absoluten Urlaubs-Muss gehört. Mehr noch: Mallorcas Hotelverband sieht den Städtetrip-Tourismus nach Palma als Hebel, um die Abhängigkeit von der Sommersaison gänzlich aufzubrechen und die Balearen-Metropole zu einer ganzjährigen Destination zu machen, mit all den Vorteilen für die Arbeitsplätze und touristischen Infrastrukturen aufgrund einer kontinuierlichen Auslastung. Für den Verband hat insbesondere die Öffnung der Geschäfte an den Sonntagen im Innenstadtbereich der Attraktion des Reiseziels Auftrieb gegeben, auch wenn noch längst nicht alle Einzelhändler ihre Läden öffnen.

Palmas Tourismusdezernent Álvaro Gijón sieht die Entwicklung "sehr positiv". Die Investitionen in Boutique-Hotels haben den jahrelangen Niedergang der Altstadt umgekehrt und eröffnen neue Perspektiven für leer stehenden Patrizierhäuser. Sowohl die im Stadtrat regierenden Konservativen als auch die Linksopposition begrüßen den Wandel, solange Denkmalschutz und Baugesetze eingehalten werden. Die behördlichen Auflagen für Hotels sind niedrig: Da Palma keine traditionelle Tourismuszone sei, gibt es keine Vorgaben zu Mindestgrößen oder der Anzahl der Zimmer in Boutique-Hotels.

Nach Gijóns Worten weist Palma heute pro Einwohnerschaft mehr Hotels im Fünf- und Vier-Sterne-Bereich auf als jede andere Urlaubs-Metropole in Spanien, wie etwa Madrid, Barcelona, Sevilla, Málaga oder Bilbao. "Wir sind da führend. Und was gibt es Besseres, als wenn Palma auch außerhalb der Sommersaison eine lebendige und attraktive Stadt ist?!"

 

INFO

Einen Überblick der Hotels im Stadtgebiet von Palma (ohne die Playa) findet sich auf der Internetseite des Hotelverbandes
www.visit-palma.com

 

Ähnliche Nachrichten

NEUE HOTELPROJEKTE FÜR DIE ALTSTADT VON PALMA

Carrer Posada de Terra Santa

Der Altstadtpalast aus dem 15. Jahrhundert, unweit der Plaza Quadrado gelegen, soll im Mai 2014 seine Pforten öffnen, als 4,5- oder 5-Sterne-Haus mit 26 Zimmern. Das spanische Unternehmer-Ehepaar Ignacio Jiménez und Carmen Cordón investiert rund zwei Millionen Euro in die Renovierung des Herrenhauses. 

Carrer Sant Francesc 5

In der östlichen Altstadt gelegenes Patrizierhaus. Die Initiatoren erhielten im November die Genehmigung, ein Hotel zu eröffnen. Nun muss der Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes genehmigt werden. Vorgesehen ist ein Fünf-Sterne-Haus mit 43 Zimmern.

Carrer Sant Joan 6

im Lonja-Viertel gelegen. Auch hier erhielten die Ini- tiatoren bereits die Geneh- migung zur Umwandlung   der Immobilie in ein Hotel. Es soll 18 Zimmer und ein Restaurant beherbergen. Jetzt muss der Umbau genehmigt werden.

Plaça Cort

Direkt am Rathausplatz in Palma soll die seit Jahren bestehende Bauruine einem Hotel Platz machen. Zu sehen ist derzeit einzig die denkmalgeschützte Fassade der Altimmobilie. Ursprünglich sollten dort Luxuswohnung errichtet werden. Die Initiatoren gaben das Projekt krisenbedingt auf. Jetzt hat sich eine Café-Betreiberkette des Projekts angenommen.

Plaza Bala Roja

In der östlichen Altstadt gelegen. Ein spanischer Investor will das noch bebaute Grundstück (zum Teil eine ehemalige Autowerkstatt) mit einem viergeschossigen Hotel bebauen. Das Grundstück gewann Attraktivität durch die vor Kurzem renovierte Stadtmauerbastion Baluard del Príncep.

Alte Hafenmole

Für Aufsehen sorgte die balearische Hafenbehörde im November: Sie will das ehemalige Hafenamt in ein Luxushotel verwandeln. Das Gebäude sei geeignet für ein „urbanes Hotel“ der Fünf-Sterne-Kategorie. Vorbehaltlich der Zustimmung des Ministeriums und einem Umbau der Immobilie solle die Konzession für den Hotelbetrieb per Ausschreibung vergeben werden. Noch ist nichts entschieden.

Borne

Ebenfalls im November wurde bekannt, dass eine Investorengruppe mit schwedischem und niederländischem Kapital daran interessiert ist, den ehemaligen Sitz der Telefongesellschaft an der Platanenallee Borne – Palmas erste Adresse – zu erwerben. Angedacht ist, die Immobilie zu Luxuswohnungen oder in ein Nobelhotel umzubauen.

(aus MM 52/2013)