Nur mit Mühe gelang es dem MM-Reporter, seinen Auftrag zu erfüllen: Er sollte eine Immobilie besichtigen, die für weniger als 100.000 Euro zu haben wäre. "Außer winzigen Studios in mehr oder weniger hohen Wohnsilos gibt es im fünfstelligen Euro-Bereich nur wenige Angebote", so das Fazit im April 2006. Selbst ein völlig heruntergekommenes Apartment mit Blick auf die Autobahn, im verrufenen Stadtteil Son Gotleu gelegen, sollte mehr als 80.000 Euro kosten. Den Maklern wurde praktisch jede Immobilie aus den Händen gerissen. Es herrschte Goldgräberstimmung.
Und dann platzte die Blase. Die Banken drehten den Geldhahn zu, das Land schlitterte in die tiefste Wirtschaftskrise seit Menschengedenken, Hunderttausende verloren ihre Jobs und konnten ihre Hypotheken nicht mehr bezahlen. Allein auf den Balearen haben seitdem mehrere Tausend Menschen ihr Eigenheim verloren. Arbeitete hier im Jahr 2008 noch fast jeder siebte Arbeitnehmer in der Baubranche - fast 80.000 Menschen -, sind es jetzt noch nicht einmal mehr 22.000. Der Jahresverbrauch von Zement beträgt heute nur noch einen Bruchteil des Rekordjahres 2006. An den Kauf einer Immobilie denkt derzeit nur noch, wer entweder reichlich Vermögen hat oder das Risiko liebt.
Sechseinhalb Jahre nachdem es schier unmöglich war, eine Immobilie für weniger als 100.000 Euro ausfindig zu machen, ähnelt Mallorcas Immobilienmarkt auf den ersten Blick einer Ramschbörse. Drei Zimmer in Son Gotleu sind schon für 30.000 Euro zu haben. Ein 20-Quadratmeter-Studio im Pullmann-Block in Calamajor, das 2006 noch 100.000 Euro kosten sollte, ist jetzt nur noch 35.000 Euro wert. Vor allem die Banken, die spanienweit auf Hunderttausenden gepfändeten Immobilien sitzen, bieten enorme Preisnachlässe.
"Immobilien auf Mallorca sind seit 2007 im Schnitt um fast 30 Prozent billiger geworden", sagt José Mir, Vorsitzender des balearischen Maklerverbandes. Damit liegt der Preisverfall allerdings noch deutlich unter anderen Regionen Spaniens, in denen das Überangebot an leer stehenden Immobilien noch viel größer ist. "Die Insel ist immer ein Sonderfall gewesen", sagt Mir. Wegen ihrer Lage und der begrenzten Baufläche sei Mallorca auch weiterhin vergleichsweise attraktiv für Investoren, vor allem aus dem Ausland.
Deshalb hat der gehobene Immobiliensektor die Krise weitgehend unbeschadet überstanden. Es dauere zwar oft deutlich länger als früher, bis sich ein Käufer finde, sagt Mir, und auch hier habe es eine spürbare Kaufzurückhaltung gegeben - nicht umsonst ist die Zahl der dem Verband angeschlossenen Makler seit 2007 von 210 auf 160 gesunken. Der Preisverfall allerdings sei im Topsegment bei Weitem nicht so dramatisch ausgefallen, wie in anderen Bereichen. Gute Lagen wie Bendinat, Port d'Andratx oder Palmas Altstadt sein nach wie vor gefragt. "Hier liegen die Preise maximal um zehn Prozent unter denen von vor der Krise", sagt Mir.
Dass die Bereitschaft zum Investieren durchaus besteht, belegen auch Zahlen des spanischen Statistikamts. Denen zufolge ist nämlich die Zahl der Immobilienverkäufe in den vergangenen Wochen massiv in die Höhe gegangen, auf den Balearen gar um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das hat steuerliche Gründe: Die Anhebung des bei Immobilientransaktionen fälligen Mehrwertsteuersatzes von vier auf zehn Prozent sowie das Ende der Steuervergünstigungen für Immobilienkäufer. Beide Neuerungen traten am 1. Januar in Kraft.
Maklerverbandschef Mir ist überzeugt, dass der Immobiliensektor den Tiefpunkt bald erreichen wird. "Die Phase sinkender Preise geht zu Ende. Spätestens 2013 werden sie sich stabilisieren." Sobald die Banken ihre Immobilienbestände verkauft hätten, werde das Kreditgeschäft wieder in Gang kommen. "Mallorca ist und bleibt eine Goldgrube", sagt Mir. Ob er mit seiner Prognose richtig liegt, wird sich jedoch erst noch zeigen müssen. Schließlich riet er bereits im April 2011 im MM-Interview, mit dem Immobilienkauf nicht länger zu warten: "Die Preise werden nicht weiter sinken", sagte er schon damals.
15 Kommentare
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Hallo John, bist du von dem Maklerbüro oder bekommst du Prozente? am günstigsten kaufe ich doch wohl direkt vom Eigentümer und beauftrage eine Gestoria das Objekt Grundbuchmäßig zu überprüfen. Kann direkt mit dem Eigentümer über den Preis verhandeln ohne tausende Euros für einen Makler zu bezahlen der mir einmal ein Haus oder eine Wohnung zeigt. Ich weiß das in Spanien der Verkäufer die Provision bezahlt ist ja wohl vorher schon draufgeschlagen und meistens noch etwas mehr als 5%. Also deine Schwärmerei für irgendeinen Makler ist sehr schwer nachzuvollziehen.
Interessant und guter Artikel! Also wir leben jetzt seit gut 2 Jahren auf der Insel, sind also genau dann hierher gezogen, als die Immobilienblase in vollem Gange war. Klar die Preise haben sich Gott sei Dank gebessert, aber ich finde es kommt auch darauf an, ob und an welchen Makler man sich wendet. Wir wollten damals nicht selber suchen, da uns das zu stressig war, daher haben wir es mal mit einem Makler probiert und die Ladies im Büro haben uns den Preis wirklich mit vollstem Einsatz runtergehandelt, sodass wir wirklich am Ende unser Haus zu einem tollen Schnäppchen bekommen haben. Falls es jemanden interessiert, wir hatten die Immofirma Thurm Concept in Port Andratx beuauftragt, die waren echt schnell und kompetent und haben trotz Krise einen tollen Preis für uns herausgefiltert *g*. Fanden wir ganz gut, da es eine deutsche Firma war und dementsprechend alles zügiger abläuft, als die anderen ansässigen und sprechen natürlich alle Deutsch *g*. Googelt die ruhig mal, die Homepage ist auch nett gemacht. Der Markt scheint sich jetzt auch wieder mehr zu bewegen, von Kriese ist hier auf Mallorca nichts zu sehen. Der Tourismus hält hier alles über Wasser! Gruß John. M.
Sehr geeehrter Herr Mir vom Maklerverband der Balearen ! Ich bin Seniorin und seit über 3o Jahren in Immobilien in Deutschland tätig. Da europaweit eine Anlage-Flaute besteht und auch das Barvermögen in Deutschland auf der Bank nur 1,5 % erwirtschaftet, denke ich, dass Mallorca immer ein attraktiver Kauf-Punkt (wie man hörte, zuletzt von den reicheren Russen) sein wird. Vielleicht kann Ihr Makler-Verband noch eine sehr gute Verkäufering gebrauchen - ich stünde zur Verfügung..... Die Insel ist so schön, dass vielleicht bei sinkenden Preisen endlich auch einmal die spanischen Insel-Bewohner zum Zuge kommen können. Mit freundlichen Grüßen R.P.
Hallo Bernd Danke sehr für Deinen Tipp und Antwort! Ich verweile erst wieder im Sommer auf Mallorca. Mal schauen , ob ich evtl eine Mailadresse (oder Anschrift)dieser Eigentümergemeinschaftim Netz finde ...Falls jemand dies liest der eine Immobilie(Chalet oder schöne Wohnung) im ca. 130 KEuros verkaufen möchte, bitte um Angebote: s.schaer@bluewin.chBevorzugte Gebiete: Cala Romantica/Mandia Cala Pi Cala San Vicente Port d'Andratx Paguera / Cala Fornells San TelmoGute Zeit und Dank
Hallo Stefan, du kannst bei uns in der Playa Romantica in das Büro der Eigentümergemeinschaft zum Verwalter gehen und diesen fragen. Meistens weiss dieser als erstes wenn was verkauft wird oder es hängt auch was aus oder du hinterlässt deine Visitenkarte das diese ausgehängt wird mit einem Gesuch. Ich bin kein Makler und möchte auch nicht damit beginnen. Am besten ist, hier Urlaub zu machen und die Augen offen zu halten. Wie gesagt, hier wird sehr viel versucht zu verkaufen aber immer noch zu überhöhten Preisen, daher ist der Erfolg sehr mässig.
Ist ja aber interressant hier! Ich kann David nur zustimmen! Ich suche seit Monaten intensiv (!!!) nach einem kleinen Häuschen im Bereich von ca. 120-150 KEuros in der Region Cala Romantica/ Cala Mandia / Cala Pi. Ich behaupte mal, mittlerweile wohl alle Mallorca-Makler-Seiten aus dem Internet zu kennen. Leider beginnen dort die Angebote erst immer so ab 200 KEuros...und wir suchen ja wirklich nur nach einfachen Objekten. Aber vielleicht hätte ja Bernd (da er ja in Cala Romantica wohnt) einige Tipps oder sogar konkret einige Angebote, von denen er weiss/gesehen hat?Wäre schön, etwas zu hören!Stefan
Hallo Ilse, so wie du schreibst, ist der Frust wahrscheinlich bei tausenden Eigentümern welche verkaufen möchten und niemanden finden. Wenn du einmal in das Ghetto von Sa Coma schaust, zwischen Cala Millor und Sa Coma siehst du die Bausünden der letzten 15 Jahre. Hochgezogene Appartements wo wahrscheinlich jeder zweite wieder verkaufen möchte da niemand absehen konnte wie zugebaut dort alles wird. Siehst du auch an den ganzen SE VENDE Schildern. Immer die gleichen Wohnungen und wöchtenlich kommen neue Schilder dazu. Diese werden laut Herrn Mir ja im Jahr 2013 alle verkauft wenn der Bus mit den Käufern kommt. Unglaublich solche Aussagen. Aber er muss ja daran glauben weil seine Zunft sonst ausstirbt bzw. auch Ihre Mieten nicht mehr bezahlen kann. Die Makler auf Mallorca haben ja grundsätzlich einen schlechten Ruf, kann man aber in der jetzigen Zeit nicht mehr über einen Kamm scheren. Viele versuchen die Preise mittlerweile an die Realität zu bringen damit Sie überhaupt noch etwas verkaufen. Wenn der Verkäufer, meistens deutsche aber nicht auf die veränderte Situation, sprich Preisabschläge eingeht kann der Makler auch nichts machen. Ich glaube viele verschwenden auch gar keine Zeit mehr mit völlig überteuerten Objekten da dies nur unnütze Zeitverschwendung und Kosten verursacht.
Hallo Herr Mir, woher wissen Sie das der Aufschwung kommt? Glaskugel oder Orakel befragt? welche Käufer sollen das sein? woher kommen diese? Sie könnten mir einen der Käufer vorbeischicken, er bekommt unsere Wohnung € 100.000.-- incl. Möbel billiger als das was wir bezahlt haben. Laut Baufirma war unsere Investition das beste was wir machen konnte. Über solche Aussagen wie die von H. Mir kann man sich nur ärgern. Kompliment an Mallorca Magazin, trotz vieler Gewerbekunden aus der Immobilienbranche diesen Bericht zu veröffentlichen und die Tatsachen auf den Tisch zu bringen.
Hallo Ilse, du spiegelst genau die Situation wieder wie Sie auch bei uns ist. Wir wohnen in der Cala Romantica und die Fenster in Porto Cristo, Cala Millor bei den Maklern sind voll mit Angeboten und es passiert rein gar nichts mehr. Wenn es bei uns an der Ostküste so ist, wird es im Süden und im Norden auch nicht anders sein. Wir sind auch bereits über 65 Jahre und möchten gerne noch fünf Jahre auf der Insel bleiben bevor wir verkaufen wollen. Wir wissen heute schon, das dies schier unmöglich sein wird und wenn dann nur zu einem absolutem Schnäppchenpreis für den Interessenten. Ist uns aber egal, wir haben unser Haus dann 30 Jahre genossen, am Anfang nur im Urlaub, die letzten Jahre ganzjährig. Wenn wir das bekommen was wir damals bezahlt haben plus Renovierungskosten der letzten Jahre, dann sind wir schon froh. Denn besser wird der Immobilienmarkt in den nächsten Jahren garantiert nicht. Warum auch?
Wir haben eine Wohnung von ca. 100m² in Cala Ratjada, gekauft 2002 für € 225.000, wir versuchen diese für € 135.000.-- zu verkaufen. Es kommt nicht mal ein Interessent um diese Wohnung zu besichtigen. In unserem Haus befinden sich 15 Wohnungen, 9 davon sollen wieder verkauft werden. Es findet sich kein Interessent dafür. Fragen Sie mal die Makler in Cala Ratjada wann diese das letzte mal etwas verkauft haben. Entweder ist der Makler schon gar nicht mehr da oder er sagt Ihnen wenn verkaufen dann nur mit riesigen Abschlägen. Die Fenster in den Makler Büros sind vollgepflastert mit Angeboten. Keiner will diese Objekte haben. Kein Wunder bei Erhöhung der Grunderwerbsteuer, Grundsteuer, Strom, Wasser, MWST Erhöhung, Mietwagen Erhöhung, Vermögenssteuer, neues Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland, völlig überzogene Preise aus den Jahren bis 2008. Die Verkäufer versuchen die Verluste zu begrenzen, geht aber nicht weil keine Käufer in Sicht sind. Die Situation wird von Herrn Mir völlig falsch eingeschätzt. Ich würde mir nie wieder eine Wohnung kaufen, mieten und wenn es einem nicht mehr gefällt, dann geht man wieder