Teilnehmende Schiffe an der Copa del Rey. | Nico Martinez/Copa del Rey MAPFRE

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Es ist Montagnachmittag (29.7.) kurz vor fünf und der Kellner der Cafeteria von Palmas altehrwürdigem Königlichen Yachtclub RCNP scheint am Ende. Trotz der auf Hochtouren laufenden Klimaanlage rinnt ihm der Schweiß über die Stirn, während er sich mit einem Tablett voller Biergläser durch einen scheinbar end-losen Knäuel aus Menschen schlängelt. Von Business as usual kann nicht die Rede sein.

Sowohl im Innen- und Außenbereich als auch auf der Pool-Terrasse vor der Kantine wimmelt es von Leuten aller Altersklassen in hautengen UV-Shirts, Multifunktionsshorts, Bootschuhen und mit Gesichtern, die von Sonnencreme im dreistelligem Lichtschutzfaktor-Bereich glänzen. Sie alle sind Crewmitglieder, Skipper, Logistiker oder Eigentümer einer internationalen Flotte von mehr als 120 Segelbooten aus 27 Ländern, die noch bis Samstag an der diesjährigen, der zweiundvierzigsten Ausgabe der Copa del Rey Mapfre teilnehmen, einem der ältesten und traditionsreichsten Segelwettbewerbe im ganzen Mittelmeerraum.

„Für jeden Regatta-Segler gehört die Teilnahme an der Copa auf die Bucket-List”, sagt Oliver Ochse. „Sie hat sich in der internationalen Segelszene in den vergangenen Jahrzehnten zu einer festen Größe im Regatta-Kalender gemausert, das Teilnehmerniveau ist extrem hoch und kommt schon an das einer Europa- oder Weltmeisterschaft heran”, sagt der Deutsche, der seit etlichen Jahren als freiberuflicher Segel-Berater und Coach auf Mallorca tätig ist. In den vergangenen zehn Jahren war er bei der Copa del Rey selbst immer mit am Start, dieses Jahr nimmt er sich eine Auszeit, um sich für die EM der ORC-Kielbootklassen im Sommer 2025 in Palma mit seiner Crew vorzubereiten.

„An der Copa del Rey nehmen einige der besten Profis der Welt teil, die im Auftrag oftmals millionenschwerer Bootseigentümer für Tagesgagen von mehreren Tausend Euro angeheuert werden, um an Bord die Strippen, oder besser gesagt, die Leinen zu ziehen”, erklärt Ochse. Boote wie beispielsweise die TP-52-Klasse gelten dabei als die schnellsten Racer auf dem Wasser. „Solche Boote haben mit Fahrtenyachten nicht mehr viel gemein. Es gibt keine Kombüse oder Kabinen, keinen Komfort an Bord. Im Grunde handelt es sich um große Jollen, die einzig und allein dafür gebaut und entwickelt wurden, um schnellstmöglich auf dem Wasser zu gleiten”.

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Solche professionellen Regattayachten werden daher auch nur von Profi-Seglern gesegelt. Auf einer TP-52 gibt es in der Regel 15 feste Crew-Positionen, die meisten von ihnen bedeuten knochenharte Arbeit”, weiß Ochse. Aber auch auf kleineren Booten muss die Crew ein eingeübter Haufen sein, um bei den verschiedenen Manövern auf dem Regattafeld keine Zeit zu verlieren.

„Die Bucht von Palma wird während der Copa in vier Regattabahnen oder Felder aufgeteilt. Je nach Größe beziehungsweise Klassenkategorie gehen die Boote nach Aufruf der Rennleitung an den Start. Insgesamt zweimal muss gegen den Wind aufgekreuzt, die Wendebojen passiert und zum Schluss die Ziellinie überquert werden”, erklärt Ochse den Ablauf. Schnelle Yachten schaffen so ein Rennen in einer Stunde, langsamere brauchen mehr Zeit. Mindestens zwei solcher Rennen finden pro Tag statt. „Los geht es in der Regel je nach Windstärke zwischen 12 und 13 Uhr, gegen 17 und 18 Uhr ist man zurück im Hafen”.

Draußen an den Stegen herrscht mittlerweile ein heilloses Durcheinander. Dutzende von Crewmitgliedern sind damit beschäftigt, die verschiedenen Segel auf der Mole auszulegen und für den nächsten Tag vorzubereiten, Leinensäcke stapeln sich bereits meterhoch vor den Booten am Steg.

Und mittendrin steht eine echte Legende, Jochen Schümann, einer der international erfolgreichsten Regatta-Skipper Deutschlands. Zweimal gewann er den America’s Cup, viermal holte er für Deutschland die Goldmedaille und dreimal krönte er sich in der Soling-Klasse zum Weltmeister. 1996 wurde er zudem als erster Deutscher vom Weltsegelverband zum besten Segler des Jahres gekürt. Bei der Copa del Rey ist er Sportdirektor für die Crew der „OneGroup”. „Es ist immer wieder schön, in Palma zu sein und hier segeln zu dürfen”, so Schümann gegenüber MM. Auch wenn er mit seinen 70 Jahren den Regatta-Sport mit ruhigeren Augen betrachtet, reißt ihn das Ambiente bei der Copa immer mit.

Mittlerweile hat auf der Bar-Terrasse ein DJ damit begonnen, Musik aufzulegen, die Crews versorgen sich an den Sponsorenständen mit Alkohol und Erfrischungsgetränken. Der Regatta-Tag neigt sich zum Sonnenuntergang dem Ende entgegen. Und auch der Kellner in der Club-Bar schaut etwas entspannter drein.