Viele wünschen sich nach der Ausgangssperre eine Rückkehr zu ihrem Normalgewicht. | iStockphoto.com/katiko-dp

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Laufen, Schwimmen, Radfahren – endlich ist das alles wieder möglich. Aber nach über 50 Tagen staatlich verordnetem Hausarrest auf Mallorca weiß kaum noch einer, wie das geht, das mit der Bewegung. 15 Millionen neue Abonnenten beim Streaming-Dienst Netflix zeigen: Man hat dann doch lieber Serien geschaut als Fitness-Videos. Auch der internationale Süßwarenhandelsverband hat im März ein zweistelliges Verkaufs-Plus verzeichnet. Der Gemüsehandelsverband nicht. Faulheit hat während des Lockdowns eine ganz neue Dimension erreicht und die ist bei vielen nicht zu übersehen.

Rund vier Kilogramm hat jeder Balearenbewohner während der Ausgangssperre zugenommen – hoppla! "Mindestens 10.000 Schritte am Tag und dreimal Fitnesstraining in der Woche – Bewegung ist jetzt wichtig!", sagt Johanna Janik, Personal Trainerin auf Mallorca. Eine große Herausforderung, wenn sogar der Arbeitsweg in den vergangenen Wochen bei gerade einmal elf Metern lag.

Daher empfiehlt die deutsche Residentin, nicht gleich mit hartem Training anzufangen: "Wandern! Das ist etwas ganz Tolles. Zum einen tankt man Vitamin D, zum anderen ist das ein Ganzkörpertraining und bestenfalls hat man Menschen dabei, die man mag und hat auch noch Spaß!" Spaß beim Abnehmen? Das wird schwierig, erst recht, wenn die Ernährung ins Spiel kommt. Janik ist nicht überzeugt von penibel geplanten Essplänen, die jede Kalorie auflisten: "Wer jetzt nur vier Kilo abnehmen möchte, der sollte einfach darauf achten, dass er nicht zu viel isst! Eine angemessene Portion und kein Nachschlag."

Die ambitionierte Sportlerin hat in diesen Tagen gut zu tun, seit Ende der Ausgangssperre hat sie einige Kunden dazugewonnen und dabei ist Janik eines ganz deutlich aufgefallen: "Die wenigsten melden sich wegen ein paar Kilos. In den letzten Monaten ist tatsächlich etwas passiert, die Leute haben sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und melden sich, weil sie langfristig etwas verändern möchten."

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Ob auf kurz oder lang, Janik empfiehlt, sich mit der "16:8-Methode" vertraut zu machen. Bei dieser Diät isst man in einem achtstündigen Zeitfenster und fastet daraufhin 16 Stunden. Die Fastenzeit aktiviert die körpereigene Müllabfuhr: Alte Zellen und Moleküle werden aussortiert, außerdem wechselt der Körper beim Hungern vom Zuckerstoffwechsel auf den Fettstoffwechsel und die Polster schmelzen. Das Intervallfasten ist allerdings nicht unumstritten und auch nicht für jeden geeignet – eine Absprache mit dem Hausarzt kann ja nicht schaden.

"Proteine sind wichtig! Kohlenhydrate sollte man lieber nur morgens zu sich nehmen und wenn ein Snack sein muss, dann am besten Milchprodukte wie Joghurt", empfiehlt Diego Grecco. Der Rettungsschwimmer und Türsteher verbringt beinahe jede freie Minute beim Sport, beim Crossfit oder Kickboxen und bietet selbst auch Trainings in Kleingruppen an. "30 Minuten Sport täglich reichen schon, um bereits nach 14 Tagen Veränderungen zu erkennen", so Grecco. 20 Minuten lockeres Laufen, gefolgt von einem Zehn-Minuten-Training mit hoher Intensität, abgerundet mit ein paar Dehn- und Stretchübungen, und der Wunschbody sei in greifbarer Nähe. Weil es ja auch so einfach ist, täglich eine halbe Stunde Sport zu machen.

"Du musst etwas finden, das dich wirklich motiviert aufzustehen! Das dein Interesse weckt. Also vielleicht mal wieder etwas Neues ausprobieren", meint José Manuel Beltrán. Der Gruppen- und Personaltrainer hat bei verschiedenen Fitnessstudios auf Mallorca Erfahrungen gesammelt, bis er sich schließlich mit "Body & Mind Mallorca" selbstständig gemacht hat. Zu seinen beliebtesten Trainings gehört das "Boot Camp", bei dem zehn bis 15 Teilnehmer gemeinsam ausgefallene Übungen und Trainingsvarianten auf militärische Art und Weise ausüben:

"Das Boot Camp ist ein vollständiges Training, bei dem wir laufen, schwimmen und Muskelübungen machen und das immer an anderen, schönen Orten." Wer sportlich eher zu den Anfängern gehört oder aufgrund der Quarantäne schon lange nichts mehr gemacht hat, dem empfiehlt Manuel eher mit leichten Übungen zu beginnen, auch eine Runde im Meer zu schwimmen sei schließlich Sport.

"Ganzkörpertrainings, die Spaß machen, damit wird man körperlich und geistig schneller fit", sagt auch Dimitrina Lisichkova, Inhaberin des Polesport- und Luftakrobatikstudios Poleydays in Palma, und dabei sei die Rolle des Trainers ganz wichtig: "Nach einer langen Zeit praktisch ohne jegliche Bewegung muss man auf einen kontrollierten Wiedereinstieg achten, um Verletzungen zu vermeiden." Vor allem aber mahnt sie zur Geduld: "Die Kilos haben wir in einer außergewöhnlichen Situation 'gewonnen', in der wir uns teilweise noch befinden. Wenn sie nicht innerhalb von zwei Wochen wieder weg sind, nicht in Panik geraten!" Nicht so viel Kuchen essen, sich eine interessante Sportart suchen, die motiviert und das mit gut ausgebildeten Trainern, das sei der erste Schritt, um die überflüssigen Pfunde wieder zu verlieren, da sind sich alle Trainer einig. Aber ein erster Schritt, der sei schon notwendig – Ausreden verbrennen schließlich keine Kalorien.