"Jede Olympiade war ein Karriere-Highlight”, meint Ronny Weller. Immerhin qualifizierte er sich fünfmal für die Spiele, was nur wenigen anderen deutschen Sportlern gelang. Viermal kehrte der Gewichtheber mit einer Medaille zurück, Gold gab es 1992 in Barcelona. 2004 in Athen strebte der Athlet sein fünftes Edelmetall bei Olympia an. Eine Verletzung im Wettbewerb machte die Hoffnung zunichte. „Ich hatte es halt hinzunehmen. Aber man muss das erst mal realisieren. Das ist genauso wie mit einem Olympiasieg, das begreifst du nicht sofort”, meint Weller, der gerade ein paar Tage auf Mallorca urlaubte – ein Freund, der im Restaurant Phönix in Can Pastilla seinen 50. Geburtstag feierte, hatte eingeladen. Weller kennt Mallorca von etlichen Besuchen, seine Lieblingsinsel ist aber Lanzarote, wo der 49-Jährige viel Zeit verbringt.
Nach Olympia 2004 beendete Weller seine Karriere. Das sei auch für den Fall geplant gewesen, dass er eine Medaille gewinnt. Während seiner aktiven Zeit war der Gewichtheber Sportsoldat, danach absolvierte er ein Fernstudium in Sportmanagement. Heute wohnt der Vater einer 15-jährigen Tochter, die bei der Mutter lebt, in der Pfalz und arbeitet seit zwölf Jahren in Koblenz bei Lotto Rheinland-Pfalz im Bereich Sponsoring. „Wir unterstützen insgesamt 160 Vereine. Da gibt es immer etwas zu tun.”
Ronny Weller gewann 49 internationale Medaillen, stellte elf Weltrekorde auf und holte diverse WM- sowie EM-Titel. Er durfte sich zu Recht „stärkster Mann der Welt” nennen.
Dass es mit der Karriere so gut lief, schiebt der Ex-Sportler unter anderem auf die Gene. „Ich stamme aus einer alten Müller-Familie. Schon im Alter von sechs Jahren habe ich Mehlsäcke hochgewuchtet”, schmunzelt Weller, der in Sachsen geboren wurde, in Brandenburg aufwuchs und im DDR-Sportsystem mit dem Gewichtheben begann. Die deutsch-deutsche Wende sei für ihn genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen. „Ansonsten wäre ich vielleicht mit 25 kaputt gewesen. Aber ich war noch jung, deswegen bin ich heute noch gesund. Wer weiß, was passiert wäre, wenn es die Wende nicht gegeben hätte ...”, meint Weller. Für staatlich verordnetes Doping sei er damals noch nicht alt genug gewesen.
Früher wog der Kraftprotz bis zu 155 Kilo, heute sind es etwa 20 weniger. Dem Sport bleibt er zwar durch seine Arbeit bei Lotto weiterhin verbunden, selbst aktiv ist Ronny Weller aber nicht mehr. Auch auf Besuche im Fitnessstudio legt er keinen Wert. Ihm fehlt ganz einfach die Motivation. „Früher habe ich auf etwas hingearbeitet. Ich hatte ein Ziel.”
(aus MM 5/2019)
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