Hochkonzentriert sind die Schachspieler beim Fide-Grand-Prix an der Playa de Palma. Zuschauer müssen das Handy ausschalten. | P. Pellicer

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Die Lobby des Iberostar-Hotels "Bahía de Palma" wird dieser Tage von einer sonderbaren Stille beherrscht. Die Theke der Bar ist mit Plastikfolie verhüllt, die Zapfhähne abgeklebt. Durch die Flure wandeln mit sanften Schritten einige ältere Herren - offensichtlich Freunde des Schachsports - und zwei Fotografen, deren Auslöser beim Abdrücken die gespenstische Ruhe für einen Moment durchdringen.

Hinter einem Absperrband kämpfen, vor schwarzen Wänden und unter schummrig-gelblichem Licht, 18 Schachspieler von Weltrang - darunter Dmitry Jakovenko, Ernesto Inarkiev, Evgeny Tomashevsky und Levon Aronian - um zwei Tickets, die zur Teilnahme an einem Qualifikationsturnier im kommenden Frühjahr berechtigen. Dem Sieger wiederum winkt das Finale gegen Weltmeister Magnus Carlsen.

Zu "Kämpfen" muss man sich im Zusammenhang mit dem Schachsport wie folgt vorstellen. Jeweils zwei der überwiegend in ihren Dreißigern befindlichen Herren sitzen gebeugt über einem Schachbrett und es passiert minutenlang nichts. Dann ein entschlossener Zug, der anschließend auf einem neben dem Brett liegenden Zettel vermerkt wird.

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Auf dem Teppich, der die Zweiertische umgibt, geht es überraschend regsam zu. Mehrere Schiedsrichter drehen ihre Runden, gehen von Tisch zu Tisch, um zu kontrollieren, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Die einzelnen Spieler beginnen, sich nach ihren Zügen zu erheben und herumzugehen - sei es, um sich abzulenken, oder sich besser konzentrieren zu können. Einige Sportler im schwarzen Anzug stehen vor der Glastür des Hotels und rauchen.

Was dem Laien wie eine "Freak Show" vorkommen mag, ist für Insider ein Hochgenuss. Und die Tatsache, dass nach Jahren wieder ein Schach-Grand-Prix auf Mallorca stattfindet, lockt zumindest ein paar Zuschauer an. Sie tummeln sich vor den Bildschirmen, auf denen die Spielzüge von jedem einzelnen Brett grafisch dargestellt werden. Wer auf laute "Ooohs", "Aaaahs" oder gar Jubelschreie wartet, wartet vergebens. Der Schach-Fan ist wie der Spieler eher zurückhaltend.

"Sie dürfen während des Turniers keinen der Spieler ansprechen. Erstens, weil es verboten ist, und zweitens, weil sie hochkonzentriert sind", erklärt Francisco Javier Ochoa de Echagüen, Präsident des 25.000 Mitglieder umfassenden spanischen Schachverbandes. Ferner merkt er an: "Für eine Insel wie diese ist so ein Event natürlich super. Selbst wenn nur wenige Zuschauer in das Hotel kommen, vor den Computer-Bildschirmen verfolgen Tausende das Geschehen, denn das Turnier wird im Internet live übertragen."

Besonders über die Teilnahme des Menorquiners Paco Vallejo freut sich der Vorsitzende. "Schön, dass ein Einheimischer dabei ist." Der Sieger, so der Experte, werde sicher erst am Samstag, dem letzten Turniertag, feststehen. "Die liegen alle qualitativ verdammt nahe beieinander." (cze)