Auf der Terrasse des Golf Son Gual auf Mallorca fühlt sich Bernd Karbacher wohl: "Ich mache gerne Sport, ich bin nicht so der Strandtyp." | cze

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Ja, es gibt Dinge, die würde ich heute anders machen", sagt Bernd Karbacher, wenn er auf seine bewegte Karriere zurückblickt. "Aber wie man seine Laufbahn gestaltet, das muss jeder für sich selbst entscheiden." Das sei ihm vor allem in seiner späteren Zeit als Trainer bewusst geworden. "Da hast du einen jungen Spieler vor dir stehen und erkennst dich und deine eigenen Probleme von damals in ihm wieder", meint er. "Und doch muss jeder letztendlich seine eigenen Fehler machen."

Und manchmal, weiß Karbacher, sind es die kleinen Momente, die einen im Leistungssport ganz besonders prägen. "Bei mir war es ein Spiel gegen Agassi bei den Masters in Indian Wells 1992." 1:6 hatte er damals den ersten Satz verloren. "Und dann habe ich mich umgesehen und diese vielen Zuschauer erblickt und ich wusste plötzlich, ich war dort, wo ich immer sein wollte." Daraufhin sei er so ruhig geworden, dass es ihm zumindest vorübergehend gelang, das Match zu drehen, den zweiten Satz für sich zu entscheiden und am Ende nur haarscharf gegen den US-Star zu verlieren. Diese Ruhe, die Karbacher damals in Kalifornien fand, die strahlt er auch heute noch aus. "Ich habe eine Familie, eine Frau und einen sechsjährigen Sohn", sagt er lachend, "da macht man schon mal ein bisschen langsam."

Für einen fünftägigen Trip nach Mallorca mit seinen Kumpels hat er aber Zeit gefunden. Auf der Insel sind die Männer vor allem sportlich aktiv, gehen Golf oder Tennis spielen. "Am Strand liegen ist nicht so mein Ding", sagt Karbacher. Golfen scheinbar umso mehr. Der 49-Jährige hat Handicap vier. Wie erklärt er sich, dass ehemaligen Profis anderer Sportarten das Golfen oft so leicht fällt? "Es ist die Motorik", glaubt er. "Wenn man mal gut war in einer Ballsportart, dann beherrscht man einfach diese Hand-Auto-Koordination." Mittlerweile greift er sogar häufiger zum Golf- als zum Tennisschläger. "Ganz einfach, weil danach das Knie nicht so schmerzt", sagt er lachend. Kommendes Jahr wird Karbacher 50, arbeitsmüde ist er aber noch lange nicht. Mit seinem Bruder hat er eine Event-Agentur und er will Business Coach werden. "Das macht mir Freude, ich könnte mir vorstellen, anderen auf diese Weise zu helfen."

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Hilfe bedarf seiner Ansicht nach derzeit vor allem das deutsche Herrentennis. "Da kommt wenig nach. Ich glaube, wir haben ein echtes Nachwuchsproblem." Anders sei das in Spanien, sagt Karbacher. "Da hat ja jeder Ex-Profi eine eigene Akademie. Und eine gute Generation hat eine andere nachgezogen." In Deutschland hingegen habe man das ein wenig "verpennt", zumindest bei den Männern. Bei den Damen sei das anders. "Da sitzt mit Kapitänin Barbara Rittner einfach die richtige Person zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und Lisicki, Petkovic, Kerber und Co. sind entsprechend erfolgreich."

Ob sich seine eigene Karriere zur richtigen oder zur falschen Zeit zugetragen hat, das weiß er selbst nicht so genau. "Dass es mit Boris Becker und Michael Stich damals zwei Weltklassespieler gab, das war Fluch und Segen zugleich", sagt er. Einerseits habe er oft in deren Schatten gestanden, andererseits sei er auch in eine Art positiven Sog geraten. "Damals haben ARD und ZDF teilweise stundenlang meine Matches im Fernsehen übertragen, die Leute waren, vor allem dank Boris, verrückt nach Tennis. Das gibt es ja heute in dieser Form gar nicht mehr." Die Medien sollten aber akzeptieren, dass nicht jeder junge Tennisspieler ein Boris Becker wird. "Genauso wenig wird jeder Rennfahrer ein neuer Schumacher. Auch der 20. der Weltrangliste ist ein hervorragender Sportsmann!", sagt Karbacher.

Und der eigene Nachwuchs? "Immer schön langsam", sagt der Münchner. "Ich übe keinerlei Druck aus. Der Kleine soll mal selbst entscheiden, was ihm Freude macht. Er muss nicht Tennis spielen."

(aus MM 17/2017)