Herabschauender Hund, Bretthaltung und heraufschauender Hund. Die Yogaschüler atmen synchron. "Vergleicht euch nicht mit anderen, seid ganz bei euch", sagt Yogalehrerin Katja Katzmarcik ihrer Klasse. Die 55-Jährige ist Geschäftsführerin im Earth Yoga in Puerto Portals, unterrichtet aber auch im gleichnamigen Hauptstudio in Santa Catalina. "Als ich vor 15 Jahren nach Mallorca kam, gab es noch nicht so viele Studios wie heute", erzählt sie.
Mallorca bietet immer ein wachsendes Angebot für Yogis. Urlauber nehmen an mehrtägigen Workshops, sogenannten Retreats, teil und Einheimische üben fleißig in den verschiedene Studios. Die gute Fluganbindung zum europäischen Festland, die Infrastruktur und das Klima machen die Insel für die Szene, die weltweit wächst, attraktiv. "Auf Mallorca kommen Menschen verschiedener Nationalitäten friedlich zusammen", sagt Katja Katzmarcik. Auf der Matte ist es egal, wer man ist und woher man stammt. "Yoga gehört oftmals zu einem hippen und bewussten Lifestyle dazu. Das mag zwar nicht jedem Yogi gefallen, doch wird die Praxis an den westlichen Lebensstil angepasst", betont sie.
Yogalehrer und Personal-Trainer Frank-André Berkel schwört auf tägliches Üben. Ihn holte Schauspielerin Ursula Karven 2006 auf die Insel, damit er in ihrem Studio unterrichtet. Das Studio existiert mittlerweile nicht mehr, doch Berkel ist geblieben. Er arbeitet heute selbstständig und gibt auch Kurse im Earth Yoga. "Yoga fängt im Kopf an. Es ist nicht nur 'Ohm, Shanti, Ohm' singen", sagt der 50-Jährige aus Wiesbaden, "mit Yoga kann man sich viel Gutes tun." Seine Kunden kommen mit verschiedenen körperlichen Beschwerden zu ihm, seien das Arthrose oder Nackenschmerzen. Berkel vertritt die Ansicht, Yoga sei leicht zu lernen: "Es ist, als bewege man sich in einem Koordinatensystem. Was man rechts macht, macht man auch links."
Für Claudia Hubberten, die seit zehn Jahren Kurse und Retreats anbietet, ist Yoga "mehr als ein Wettbewerb, wer sich am besten verrenken kann". "Yoga ist ein spiritueller Lebensweg", sagt die 42-Jährige. Yogalehrer sprechen auch nicht von "trainieren", wenn sie über ihre Übungen sprechen, sondern sagen "praktizieren". Die Klienten bei ihren Angeboten unterscheiden sich: In den mehrtägigen Retreats seien es Deutsche, Schweizer, Österreicher, Skandinavier und Briten, während die Kurse mehr von Einheimischen besucht würden. "Auf der Insel gibt es eine große Spanne beim Preis-Leistungs-Verhältnis, für jeden Geldbeutel ist etwas dabei." Auch die Yogatechniken, die unterrichtet werden, unterscheiden sich. Claudia Hubberten bietet viele Richtungen an, setzt gern auf therapeutisches Yoga und den Yin-Stil, bei dem die Positionen lange gehalten werden. Ihr Mann Brent MacKay bringt die Schüler mit dynamischem Vinyasa-Flow ins Schwitzen. Kurse werden auf der Insel aber auch im SUP-Yoga (auf dem Stand-Up-Paddle-Bord), Aeroyoga (man übt nicht auf dem Boden, sondern hängt in einer Art Schaukel) und Bikram Yoga (dabei wird der Raum auf 40 Grad geheizt) angeboten.
Gerade im Tramuntana-Gebirge gebe es viele Kraftorte, die sich mit ihren Schülern bei Wanderungen aufsucht. "Dort herrscht eine ganz besondere Energie", sagt Claudia Hubberten, deren spiritueller Name Mahashakti (Große Energie) lautet. Ob sie sich vorstellen könnte noch einmal woanders als auf Mallorca zu leben: "Nein, die Insel ist mein Baby", stellt sie klar.
Alle drei Yogalehrer sprechen von einer starken Konkurrenz, die in den Jahren gewachsen ist. "Yoga ist natürlich immer auch ein Geschäftsmodell", sagt Frank-André Berkel. Positiv sei die gestiegene Qualität des Angebots: "Durch den Wettbewerbsdruck gibt es viele gut ausgebildete Lehrer", sagt Katja Katzmarcik.
Doch wie gelingt der Einstieg ins Yoga am besten? Die Lehrer empfehlen einen Anfängerkurs, dort bekomme man die Grundlagen gezeigt und lerne Fehlstellungen zu vermeiden. Zwei- besser dreimal pro Woche sollten Anfänger trainieren: "Je mehr man übt, desto schneller ist man vom Yoga angesteckt", sagt Katja Katzmarcik. Den passenden Lehrer findet man durch den Besuch verschiedener Kurse: "Die Energie muss stimmen." Ihr sei es wichtig, dass die Schüler einen positiven Zugang zu sich selbst finden.
(aus MM 10/2017)
1 Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Es wundert mich, dass die heilige katholische Kirche Spaniens und Mallorcas nicht gegen dieses "heidnische" Gehabe auftritt. In Österreich ist das ein Thema geworden.