Das Team von MSC für Real Mallorca: Andreas Gelbhard, Corinna Zahn (stehend) und Oliver Müller im Iberostar Estadio. | Patricia Lozano

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Das Büro im Iberostar Estadio ist seit drei Monaten bezogen, den Kontakt zu Real Mallorca gibt es aber schon länger. Oliver Müller, Chef der Karlsruher Marketing Agentur MSC Sports, kennt Mallorca-Präsident Utz Claassen schon aus dessen Zeiten als Vorstandsvorsitzender des Energieversorgers EnBW.

Zu Mallorcas Erstliga-Zeiten hatte Müller sogar mal einen Trikotsponsor in Österreich gefunden. "TV-Übertragungen in Dubai und Al-Jazeera waren wahnsinnig sexy für ihn. Das ist aber weggefallen mit dem Abstieg", sagt er.

Der Kontakt zu Utz Claassen, Müller spricht von ihm nur als "Professor", brach aber nie ab. Und Anfang dieses Jahres kam ein Anruf von Claasens Ehefrau Annette. "Jetzt können wir arbeiten", habe sie gesagt. Denn die Klubmehrheit lag nun in den Händen des Ehepaars Claassen.

Oliver Müller war wieder im Geschäft und sollte dieses Mal richtig einsteigen. Von den zwölf Mitarbeitern arbeiten zwei jetzt fest auf Mallorca. "Das ist ein großes Projekt für uns", sagt er. Seine Agentur bezeichnet er als "Schnellboot" im Wettbewerb mit den "großen Tankern" der Sportvermarktungs-Branche. "Wir sind kein klassischer Vermarkter, sondern ein Dienstleister, der Wertschöpfung schafft. Wir betreuen Teams wie das Kremer Racing Porscheteam, die Sportfreunde Siegen oder Real Mallorca", erklärt Müller.

Vor Ort wird Andreas Gelbarth der "Sales Manager" bei Real Mallorca sein. Vorher leitete er das Projekt des Viertligisten SF Siegen, jetzt will er Auslandserfahrung sammeln. Dabei wird der 30-Jährige BWLer unterstützt von der 24-jährigen Carolin Zahn. Die hat Eventmanagement studiert, spricht fließend Spanisch und freut sich über einen "super Berufseinstieg".

Gemeinsam arbeiten sie mit dem einheimischen Vertriebler Joan Serra. "Der soll die Wurzeln achten, das ist ganz wichtig, denn der Joan Serra ist für den mallorquinischen Markt wertvoller, als wir das je sein können", sagt Müller, fügt aber auch hinzu: "Das ist eine atmosphärische und emotionale Herausforderung. Wir können uns als deutsche Agentur nicht hierhersetzen und so tun, als hätten wir die Weisheit mit Löffeln gefressen. Das ist ein Prozess des Zusammenwachsens", betont er.

In der momentanen Situation, nach dem sportlichen, finanziellen und institutionellen Chaos im Klub in den vergangenen Jahren, bedeute Marketing vor allem Geduldsarbeit. "Für den ersten Spieltag können wir keine neuen Deals präsentieren. Wir brauchen zwei bis vier Monate, vielleicht auch länger", sagt Müller.

Eine stärkere Präsenz auf der Insel sei wichtig, um die positive Haltung gegenüber dem Inselklub zu erzeugen, die kritischen Mallorquiner zu überzeugen und dazu die Touristen und internationalen Residenten ins Boot zu bekommen. All das haben sich die Deutschen auf die Fahne geschrieben. Ab März wird es einen Shop in Magaluf geben, zusätzlich zu dem Fanshop in Palmas Zentrum und an der Playa de Palma.

Auch einen Shuttlebus für kleines Geld wie für die spanischen Fanklubs kann sich Müller vorstellen. "Die Botschaft muss lauten: Wir wollen Euch dabei haben." Der Marketingprofi kommt nun auf Touren: "Man muss in der Manndeckung sein, in Magaluf, an der Playa de Palma und immer wieder an die Leute rangehen. Da gibt es einen 126-Punkte-Plan von Professor Claassen, den der Klub Stück für Stück abarbeitet."

Mit der Person Utz Claassen sei aber auch eine neue Argumentationsebene möglich geworden, und wenn der Aufstieg klappe, weiß Müller, komme der kommerzielle Erfolg von alleine. Noch ist es aber nicht so weit. "Jetzt auf dieser Basis zu überzeugen, das ist unser Hauptjob", ergänzt Andreas Gelbarth. Das Image Malloracas als Insel sei durchaus positiv. "Wenn man mit den Entscheidern spricht, merkt man, dass der Strandabschnitt zwischen Ballermann 3 und 6 1/2 nicht negativ wahrgenommen wird. Die sehen mehr, was die Insel alles zu bieten hat", meint er.

Schon in den wenigen Wochen haben sich größere Verhandlungen aufgetan. So gibt es einen Ausrüstervertrag für das nächste Jahr, der Handschlag ist vollzogen, der Vertrag aber noch nicht unterschrieben. "Wenn dem so ist, wird es eine wesentliche Verbesserung für den Klub geben", sagt Müller.

Auch die Unterschiede zur deutschen Liga hat das MSC-Team schon kennengelernt. "Sechs Stunden im Stadion, ist für spanische Fans undenkbar. Hier sind die Leute bei Mallorcas 1:0-Sieg mit zehn Mann in der 86. Minute aus dem Stadion gegangen. In Deutschland undenkbar. Aber das muss man verstehen", sagt Müller.

Er hat unter anderem die Cheerleader eingeführt, die vor dem Spiel für Stimmung sorgen. "Das wird jetzt angenommen", sagt er. Ein weiterer Baustein, um den Besuch im Stadion zu einem Erlebnis zu machen. "Unser Ziel ist, dem Kunden zu sagen: Wenn Du Samstag nicht im Stadion warst, machst Du weniger Geschäft."

(aus MM 39/2015)