Stück für Stück: Dieser Bulgare sucht im Sommer täglich die Playa de Palma mit seinem Metalldetektor ab. | Foto: Schittelkopp

TW
0

Tag für Tag und Zentimeter für Zentimeter sucht der Mann den Strand beim Sonnenuntergang ab. Mit gesenktem Haupt, den Kopfhörern auf, läuft er an der Playa de Palma hin und her. Die Badegäste nimmt er kaum wahr, der Mann ist konzentriert darauf, jeden Ton wahrzunehmen, den sein Gerät abgibt. In den Händen hält er einen Metalldetektor. Er, der seinen Namen und sein Gesicht lieber nicht in der Zeitung sehen möchte, sucht nach Münzen, Ringen, Ketten, eben allem, was die Besucher so im Sand verloren haben.

"Das ist mein Hobby", erzählt der Bulgare, er komme seit Jahren jeden Sommer nach Mallorca, um mit dem Metalldetektor die Strände abzusondeln, wie es genannt wird. Damit ist er nicht der Einzige. An vielen Stränden Mallorcas sind Menschen zu beobachten, die dem Sondeln nachgehen. An der Playa de Palma sieht man sie, auch am Stadtstrand Platja de Can Pere Antoni, in Magaluf und Cala Millor beispielsweise.

Sie suchen nach allem Wertvollen, was die Badegäste im Laufe des Tages im Sand verloren haben. Viel Münzgeld ist dabei, aber auch abgezogene Eheringe, Mobiltelefone, erzählt er. "Das Wertvollste, was ich mal gefunden habe, war eine Kette mit Edelsteinen", erzählt der Strandsucher. Er habe erst die Strandbesucher gefragt, ob sie jemandem gehört, "dann habe ich den Schmuck verkauft". Leben könne der Rentner von seinen Funden allerdings nicht. "Die Leute denken, ich stoße hier täglich auf 2000 Euro." Das sei bei der Playa de Palma, die täglich maschinell gereinigt wird, unmöglich.

Umso wertvoller ist die Ausrüstung des Schatzsuchers: 1200 Euro hat sein Metalldetektor gekostet, erzählt er voller Stolz, er habe ihn über das Internet in Australien bestellt. Das Gerät enthalte moderne Technik. Auf einem Display wird beispielsweise ein Zahlencode angezeigt, wenn die Sonde auf etwas Metallisches stößt. "Der Code 31 steht für Ein-Euro-Münzen", erklärt der Bulgare. Doch er könne aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung bereits am Piep-Geräusch der Sonde erkennen, was sich im Sand verbirgt. Müll gräbt er also gar nicht erst aus. Schlägt der Metalldetektor hingegen bei etwas von Wert an, kommt die gelöcherte Schaufel zum Einsatz. Mit ihr siebt er den Sand, bis das Fundstück zutage kommt, um daraufhin gleich in seiner Gürteltasche zu verschwinden. "Auf diese Art finanziere ich mir meinen Aufenthalt hier", sagt der Mann. Denn während seines mehrmonatigen Schatzsucher-Urlaubs bevorzuge er die mallorquinischen Playas, wie er sagt, auch wenn Bulgarien schöne Strände habe.

Auch Touristen möchten auf Mallorca gern ihrem Hobby Sondeln nachgehen. Dabei gilt es zu beachten, dass die angestammten Sondengänger oft die Strandabschnitte unter sich aufgeteilt haben, Urlauber werden manchmal als Eindringlinge empfunden und sind nicht gern gesehen. Die Sonde im Flieger mitzunehmen, ist kein Problem. "Der Metalldetektor kann sowohl im Koffer als auch im Handgepäck verstaut werden, solange die Gepäckmaße nicht überschritten werden", teilt Air Berlin mit.

Auf der Insel darf längst nicht überall gesondelt werden. Im Gebiet von archäologischen Fundstätten beispielsweise ist es streng verboten. Vor wenigen Jahren machte ein Brite Schlagzeilen, der auf dem Talaiot-Gelände Son Corró von der Guardia Civil mit einem Metalldetektor erwischt wurde. Er musste 60.000 Euro Strafe zahlen. Auch im Naturschutzgebiet, Innenstädten und auf Privatgrundstücken darf man laut Gesetz nicht sondeln. An den Stränden der Balearen wird es toleriert, wenn zuvor im Rathaus eine Genehmigung eingeholt wurde. Wer etwas findet, muss es ins Fundbüro bringen, Historisches (älter als 200 Jahre) muss zur Untersuchung abgegeben werden.

(aus MM 34/2015)