Hat ein großes Ziel: Die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. | Foto: Jaume Morey

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Eigentlich ist sie eine Deutsche wie aus dem Bilderbuch: Sie hat blaue Augen, (vom Chlorwasser) gebleichte blonde Haare, misst stattliche 1,80 Meter und wurde im Jahr des Mauerfalls geboren. Ihre Mutter ist sogar eine Deutsche, die vor 40 Jahren nach Mallorca kam und auf der Insel geblieben ist.

Doch Melani Costa Schmid ist vor allem Mallorquinerin, schreibt sich nicht nur ohne das typisch deutsche "e" am Ende ihres Vornamens, auch ansonsten hat sie mit der Heimat ihrer Mutter nicht viel Verbindung. "Ab und zu telefoniere ich mit meiner Oma und meinem Onkel, dann aber auf Spanisch und Englisch", erzählt sie.

Deutsch beherrsche sie nicht, sagt die Deutsch-Mallorquinerin, und wo ihre Mutter gebürtig herkommt, weiß sie auch nicht so genau. Deutschland, so viel wird deutlich, spielt im Hause Costa Schmid keine große Rolle. Schwimmen dafür umso mehr: im Dezember wurde Melani Costa von Lesern der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora zur Balearensportlerin des Jahres gewählt - neben Tennis-Superstar Rafael Nadal bei den Männern.

Die Wahl ist der Lohn für die bislang erfolgreichste Saison ihrer Karriere mit dem Sieg über die 400 Meter Freistil und der Bronzemedaille über die 200 Meter bei der Kurzbahnweltmeisterschaft in Istanbul im Dezember 2012. Im Sommer setzte sie noch einen drauf: Im Juli und August 2013 gewann sie bei der WM im 50-Meter-Becken in Barcelona und gehört damit endgültig zum Kreis der Weltbesten im Schwimmsport. "Im großen Becken ist die gesamte Weltelite dabei, deswegen zählt das mehr", sagt sie. Auf der Straße wird sie mittlerweile häufiger erkannt, kleine Nachwuchsschwimmer wollen ein Autogramm von ihr.

Mit 24 kommt der sportliche Durchbruch gerade noch im besten Schwimmeralter. Jetzt gilt es für Melani Costa, dieses Niveau bis zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro zu halten, Costas großes Karriereziel. Dann wird sie 27 sein, ein Alter, in dem Leistungsschwimmer bereits an ihren Rücktritt denken.

In Rio will sie in ihren Paradedisziplinen 200 und 400 Meter Freistil mindestens das Finale erreichen. Das blieb ihr bei ihren ersten Spielen in London verwehrt, zweimal scheiterte sie im Halbfinale jeweils mit der neuntschnellsten Zeit denkbar knapp am Endlauf, für den sich die besten Acht qualifizieren. "Zu Olympia kommen alle in Topform und ich hatte damals keine optimale Saison, war häufig verletzt", erzählt Costa. Die Enttäuschung saß damals tief, aber Melani zog sich am eigenen Schopf aus dem Tief, motivierte sich für die beste Saison ihrer Karriere.

Auch jetzt plagen sie wieder Schmerzen, der linke Fußknöchel bereitet ihr Beschwerden. Ihre Beine konnte sie daher beim Training nicht voll belasten, die Muskeln sind nicht optimal trainiert. Über Weihnachten war Melani Costa nur zwei Tage auf Mallorca bei ihrer Familie, danach ging es wieder zurück ins Leistungszentrum San Cugat nach Barcelona zum Aufbautraining.

2014 steht die Europameisterschaft in Berlin auf dem Programm, Ende April muss sie sich dafür bei den Offenen Spanischen Meisterschaften auf Mallorca qualifizieren. "Das wird etwas Besonderes, mit den Fans, der Familie und vielen Freunden, die zum Anfeuern kommen", sagt sie. Auf diese Weise kann sie auch wieder etwas an ihre Familie zurückgeben, die sie seit Jahren unterstützt.

Auch wenn im vergangenen Jahr neue Sponsoren dazugekommen sind, zum Leben reicht das Geld nicht für Melani. "Ich trainiere acht bis neun Stunden pro Tag, da kann ich nicht nebenbei arbeiten", sagt sie. Die Zukunftsangst habe auch häufiger ihre Motivation beeinträchtigt.

Vor Jahren hat Melani hat bei einem zweijährigen Aufenthalt in Florida mit einem Stipendium zwei Semester Medizin studiert. Danach hat sie an der Katholischen Universität in Murcia Physiotherapie angefangen, ein Studium, bei dem nur zeitweise Präsenz erforderlich ist. "Die kommen mir mit den Prüfungsterminen sehr entgegen", sagt sie.

Ihr zweites berufliches Standbein wird aber frühestens in zwei Jahren nach den Olympischen Spielen in Rio zum Tragen kommen - genügend Zeit, um sportlich weiter von sich reden zu machen und vielleicht auch mal die Heimat ihrer Mutter besser kennenzulernen.

 

 

 

(aus MM 2/2014)