Wenn der Ball serienweise ins Loch fällt, auch bei längeren Putts, wird das meist der guten eigenen Leistung und der guten Form zugeschrieben. Rollt die Kugel jedoch auf der Runde mit besonderer Regelmäßigkeit am Loch vorbei oder springt von der Lochkante zurück, sprechen wir gerne vom Pech. Inwieweit sind nun aber diese Millimeter, die über Erfolg oder Misserfolg beziehungsweise Glück oder Pech entscheiden und dazu noch von allen möglichen äußeren Faktoren beeinflusst werden, steuerbar?
Vielfach stellt sich die Frage, ob nicht der Zufall den Ausschlag über Sieg oder Niederlage bei Spielern gleicher Spielstärke gibt. Also eine Variable, die nicht kontrollierbar, nicht zuschreibbar, nicht klar erkennbar oder vorhersehbar ist. Beim Golf steckt der Zufall in einer Vielzahl von Faktoren, wie dem Wind, den Unregelmäßigkeiten auf dem Platz, plötzlichen Geräuschen, aber auch der inneren psychischen Verfassung von Spielern, wie der Tagesform oder der derzeitigen seelischen Konstitution. Rein statistisch gesehen gleichen sich Vor- und Nachteile beim Spielen stets aus. Jedoch sind manche Golfer auch bei Nettoturnieren deutlich erfolgreicher als andere. Woran mag das liegen?
Zwischen den vielen Zufällen auf dem Platz und der inneren Gemütslage gibt es eine Reihe von Rückkopplungen, die sich positiv oder negativ auf den weiteren Spielverlauf auswirken können. Spieler, die durch Zufall an den ersten Löchern besonders erfolgreich sind, werden im Weiteren durch das gute Ergebnis motiviert und spielen sich in einen Rausch. In dem Fall zieht Erfolg weitere Erfolge nach sich. Durch gute Resultate zu Beginn kann sich aber auch ein psychischer Erfolgsdruck aufbauen, der dann eher dem Spiel schadet. Im umgekehrten Fall, bei dem schon am Anfang die Bälle nicht dahin wollen, wo sie hin sollen, kann die Frustration über schlechte Ergebnisse schnell weiteres Pech nach sich ziehen.
Spieler, die es verstehen, sich aus dem Tief zu befreien, spielen meist unbeschwert auf, weil sie denken, sie könnten nichts mehr verlieren. Und genau hier liegt der eigentliche Schlüssel für den perfekten Umgang mit dem Zufall, sei es in positiver oder negativer Form. Wer es schafft, sein Spiel trotz der Widrigkeiten auf dem Platz so durchzuziehen, als wäre nichts gewesen, wird auf lange Sicht mehr Erfolg haben. Um es mit den Worten von Golflegende Jack Nicklaus zu sagen: "der Geduldige wird immer ein Freund des Zufalls sein".
Der Autor ist Geschäftsführer der German Golf Academy (www.germangolfacademy.de) und betreibt das Internet-Portal www.golf-mallorca.com.
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