Als Besitzer eines Tauchscheins (mit wenig Praxiserfahrung) weiß ich um die lebenswichtigen, aber mühsamen Vorbereitungen für einen Tauchgang in den Gewässern Mallorcas: Montieren von Pressluftflasche, Atemregler und Tiefenmesser, Kontrolle der Geräte et cetera. Aber es geht auch einfacher. Auch Menschen ohne Schein können in den Genuss eines Besuchs der Unterwasserwelt kommen. In manchen Meeresregionen werden zum Beispiel Unterwasserspaziergänge mit einem Luft gefüllten Glashelm angeboten, oder das sogenannte Peter Diving.
Letzteres gibt es seit Beginn dieses Jahres auf Mallorca und beruht auf einem einfachen Prinzip: Die rund 15 Kilogramm schwere Pressluftflasche schwimmt auf einem unsinkbaren Kunststoffschwimmer an der Wasseroberfläche. Das ist "Peter", der Namensgeber. "Jeder hat doch einen Freund, der Peter heißt, deswegen hat der Entwickler José Escaño diesen Namen gewählt", erklärt Yago Decorte, mein Begleiter. Die Luft gelangt von den schwimmenden Flaschen über Schläuche zu den Tauchern. Die wiederum ziehen den Schwimmer. "Das wirst du aber nicht bemerken", sagt Yago. Der 48-Jährige hat 28 Jahre Taucherfahrung auf dem Buckel und ist für Peter Diving der Mann vor Ort an der Punta Negra bei Portals Nous.
Das System kommt eigentlich aus dem Bereich der Schiffsreinigung, wird dort eingesetzt, damit die Arbeiter mehr Bewegungsfreiheit haben. Entwickler José Escaño hat irgendwann bemerkt, dass sich Peter Diving auch für Touristen ohne Taucherfahrung eignet. Ein spezielles Verbindungssystem verhindert, dass sich die einzelnen Schläuche verheddern. Bis zu acht Meter tief kann man tauchen.
Ob das auch funktioniert? Neopren, Bleigürtel, Mundstück und Taucherbrille angezogen, die Pressluftflasche kommt auf den Schwimmer und wird angeschlossen, nach einer kurzen Einführung geht es auf Tauschstation. Schon kurz unter der Wasseroberfläche begegnen uns Meerjunker, Meeräschen, Goldstriemen und Meerpfauen. Auch Pepe, den Pulpo (Tintenfisch), treffen wir, einige Seesterne und eine Schraubensabelle, die aussieht wie eine Pflanze. Tatsächlich handelt es sich um einen Wurm, der seine Fächerkrone zusammenzieht, wenn man ihn berührt. Erstaunlich, wie viel Leben es hier gibt.
Yago hat nicht zu viel versprochen: Die schwimmende Flasche spürt man nicht, und man genießt unter Wasser alle Freiheiten. Nur Höhlen sollte man aussparen. Aber darauf achtet Yago, der den Luftvorrat kontrolliert und die Richtung vorgibt.
Nach einer Stunde sind wir die Punta Negra einmal entlanggetaucht. Bis zum Auftauchen fühlte sich die Tour an wie ein "echter" Tauchgang. Bis "Peter" wieder ins Sichtfeld kommt und einen daran erinnert, dass man eigentlich an einem Schlauch hing. Danke für's Tragen, Peter.
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