"Guardiola vereint die typisch deutschen Eigenschaften mit einem Schuss Genialität", meint der aus Barcelona stammende Violán, der viele Jahre auf Mallorca gelebt hat und von 1996 bis 2008 Pressesprecher der Riu-Hotelkette war. Derzeit ist er in den Fan-Regionen des FC Barcelona, unterwegs, um über "El Método Guardiola" Vorträge zu halten.
Violán hat sich vier Jahre lang mit Guardiola, der zweimal Welt-Trainer des Jahres war und mit dem FC Barcelona von Erfolg zu Erfolg eilte, beschäftigt. "In dem Buch geht es nicht nur um Fußball, sondern um Gesellschaft, Unternehmen, menschliche Werte", meint der Autor. Zu den wichtigsten Werten Guardiolas zählt dem Analysten zufolge die Stärkung des Mannschaftsgeistes, die Fähigkeit, aus einzelnen Individuen ein Kollektiv zu formen. "Jeder weiß, was gut für den Kollegen ist, das ist auch gut für ihn", so Violán. Man schreibe "Exíto" (Erfolg) mit "e" wie "Equipo" (Mannschaft).
Zu den Säulen der Arbeit von Guardiola gehört weiterhin, dass er den Spielern vermittelt, wie sie nach Rückschlägen wieder aufstehen, und die Entwicklung einer großen Solidarität im Team, die greift, wenn es bei einem Spieler mal nicht so läuft.
Wenn Guardiola am 1. Juli offiziell seinen neuen Job bei den Bayern antritt, wird auch Miguel Angel Violán dabei sein. Er will Mitte Juni auf unbestimmte Zeit von Barcelona nach München ziehen, um den Start des Buches in Deutschland zu begleiten und sich auf dem deutschen Markt mit Vorträgen einen Namen als Guardiola-Experte zu machen.
Wie erwähnt glaubt Violán an eine "erfolgreiche Ehe zwischen Bayern und Guardiola", der auch hervorragend Talente entwickeln könne. Für die Ewigkeit soll die Beziehung aber nicht sein. "Die Möglichkeit, sich und andere zu motivieren, ist begrenzt. Pep Guardiola plant sein Leben in Zyklen. Er braucht von Zeit zu Zeit neue Ziele."
Wenn Violáns Prophezeiung zutrifft, werden es drei oder vier erfolgreiche Jahre. "Dann könnte Guardiola für weitere vier Jahre nach England gehen, zum Beispiel zu Manchester United. Und in acht Jahren, vielleicht schon früher, kann ich ihn mir als Präsident des FC Barcelona vorstellen. Er ist der katalanische Beckenbauer."
Violán hat zwar ein Buch über den Meistertrainer geschrieben, er kennt ihn aber nur aus Pressekonferenzen. Das eine oder andere längere Einzelgespräch hat es nie gegeben. "Ich habe mit vielen Menschen aus seinem Umfeld gesprochen. Mit seinen Eltern, Leuten aus seinem Heimatdorf, Mitspielern oder Vereinsfunktionären."
Dass er Guardiola nicht wirklich persönlich kennt, sieht Violán nicht als Manko, sondern eher als Vorteil. "Es besteht dadurch eine gewisse Distanz zur Person. Was ich geschrieben habe, das habe ich recherchiert, und war dabei nicht durch irgendwelche persönlichen Sympathien eingeschränkt."
Kennt der Trainer das Buch? "Ja, er hat es auf einem Flug von Barcelona nach Zürich gelesen. Es soll ihm gefallen haben."
Für die Fußballprofis des FC Bayern könnte das Werk eine gute Vorbereitung auf die Arbeit mit dem neuen Chef sein. Ein Schlüsselbegriff, um ihn zu verstehen, sei "Leidenschaft". Violán: "Mach' das, was du liebst und liebe das, was du machst."
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