Wie oft spielt Norbert Gerkens Golf? "Zu selten", sagt er selbst. Der 64-Jährige hat vor 25 Jahren mit dem Sport begonnen, sein Handicap liegt bei 12,8.

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Mallorca Magazin: Herr Gerkens, Sie beschäftigen sich tagtäglich mit Golf. Wie hat sich die öffentliche Wahrnehmung des Golfsports in den vergangenen Jahren verändert?
Norbert Gerkens: Dazu muss man prinzipiell sagen, dass die Wahrnehmung immer noch nicht angemessen ist. Das liegt an der geringen Medienpräsenz.

MM: Da hat sich in der jüngeren Vergangenheit aber doch etwas getan, oder? Über die Erfolge von Martin Kaymer zum Beispiel berichten die Medien.
Gerkens: Ja, aber nur in geringem Maße. Wenn Martin Kaymer ein wichtiges Turnier gewinnt, dann ist das den Zeitungen allemal eine kleine Meldung wert, nicht mehr. Was allerdings zu beobachten ist, ist der Trend, dass immer mehr Jugendliche Golf spielen. Das ist auch dringend nötig. Ich glaube, zirka 60 Prozent der Mitglieder des Deutschen Golf-Verbandes sind zwischen 50 und 75.

MM: Dass recht wenige junge Leute zum Golfen kommen - liegt das nicht auch daran, dass Golf immer noch ein vergleichbar teurer Sport ist?
Gerkens: Dieses Vorurteil hält sich leider hartnäckig. Heutzutage bekommt man zum Beispiel Mitgliedschaften für 300 Euro pro Jahr und kann dann für Greenfee spielen. Bei einem Schnitt von 50 bis 60 Euro. Wenn man sich früher für drei oder vier Stunden einen Tennisplatz gemietet hat, musste man das auch bezahlen.

MM: Aber für die Grundausrüstung sind schnell 1000 Euro fällig ...
Gerkens: Auch das stimmt nicht mehr. Sicher war das mal der Fall und man kann auch immer noch viel Geld ausgeben. Inzwischen gibt es aber viele günstige Angebote, auch beim Discounter.

MM: Was ist dann aber Ihrer Meinung nach der Grund, warum die jüngere Generation nur langsam zum Golfen findet?
Gerkens:
Viele Clubs machen eine gute Jugendarbeit. Wenn aber junge Leute die Ausbildung beginnen oder studieren, dann ist der Bruch da. Hier müsste ganz konkret mit guten Angeboten geholfen werden. Denn in diesem Moment ist die Fluktuation am größten, in dieser Situation müssen die jungen Leute beim Golfsport gehalten werden und dürfen nicht verloren gehen.

MM: Sie beklagten gerade, dass die öffentliche Wahrnehmung von Golf zu gering sei. Mit welchen Argumenten bekommt man vor diesem Hintergrund eigentlich Sponsoren für Events wie Ihre Matchplay-Serie?
Gerkens: Auch wenn es inzwischen Wege gibt, günstig zu golfen, ist die Zielgruppe doch weiterhin eine sehr kaufkraftstarke. Daher lohnt es sich für Sponsoren, in Golfveranstaltungen zu investieren. Die Attraktivität der Zielgruppe ist immer noch so hoch, dass das Engagement zum Beispiel für Finanzdienstleister, Banken und Versicherungen interessant ist.

MM: Macht sich die Krise hinsichtlich der Sponsorensuche auch bei der Organisation von Golf-Events bemerkbar?
Gerkens: Ja. Das ist leider absolut der Fall.

MM: Ihre Matchplay-Serie findet zum 13. Mal statt. In den vergangenen Jahren haben Sie zum Finale zum Beispiel nach Dubai oder Portugal eingeladen. Warum spielen Sie diesmal in Camp de Mar?
Gerkens: Zum einen aus persönlicher Verbundenheit zu Mallorca - meine Frau und ich hatten elf Jahre lang ein Ferienhaus auf der Insel. Ein wichtiger Aspekt, der für Mallorca spricht, ist die gute Erreichbarkeit. Man kann ein Finale an einem Wochenende spielen, in Dubai und Portugal braucht man dafür fünf oder sechs Tage.

MM: Was spricht allgemein für die Golf-Destination Mallorca?
Gerkens: Kurze Flugzeit von Deutschland, eine Verdopplung der Anlagen in den vergangenen Jahren. Aber die Ausstrahlung auf die Klientel lässt zu wünschen übrig. Hier passiert nicht so viel, was in Deutschland ankommt. Man müsste mehr tun, damit rüberkommt, dass Mallorca insgesamt eine Golf-Destination ist. Insider wissen das, mancher Golf-Anfänger reist aber vielleicht lieber nach Belek oder an die Algarve.

MM: Was könnte man denn konkret tun?
Gerkens: Es ist doch so: Wenn jemand mit dem Golfen beginnt, verändert sich sein Freizeitverhalten. Wird der Familienurlaub gebucht, dann sollen alle Spaß haben. Es spielt aber auch eine Rolle, dass Papa in den Ferien die eine oder andere Runde spielen kann. In dieser Hinsicht ist Mallorca ideal, das müsste stärker kommuniziert werden. Außerdem habe ich den Eindruck, dass die Clubs noch viel stärker an einem Strang ziehen könnten.

MM: Wie bewerten Sie die hiesigen Plätze im internationalen Vergleich?
Gerkens: Von internationaler Spitzenklasse bis zum normalen Standard ist alles vorhanden. Da muss nicht viel getan werden. Ich sehe vor allem ein Marketingproblem. Das Greenfee auf Mallorca ist allerdings nicht das günstigste ...

MM: Wo sehen Sie international Mallorcas stärkste Konkurrenten?
Gerkens: Belek mit den super pauschalen Reiseangeboten, traditionell Portugal, wo jetzt Greenfeepreise gesenkt wurden, und die Region um Málaga. Aber im Sommer sind auch Deutschland und Österreich im Trend. Die Regionen vermarkten sich zunehmend besser als Golfreiseziele.

MM: Wie lange spielen Sie eigentlich schon Golf?
Gerkens: Seit 25 Jahren.

MM: Ihr Handicap?
Gerkens: 12,8.

MM: Wie oft kommen Sie zum Golfen?
Gerkens: Zu selten. Einmal in der Woche, das ist das Maximum.

MM: Sie spielen berufsbedingt oft Business-Golf. Welchen Stellenwert nimmt der Golfsport tatsächlich ein, wenn es ums Geschäftemachen geht?
Gerkens: Es stimmt, auf dem Golfplatz lassen sich vorzüglich Geschäfte machen. Der klassische Raum für Business ist allerdings erst nach der Runde, wenn man sich kennengelernt hat. Ich gehöre zu denjenigen, die der Meinung sind, dass man jemanden nirgends so gut kennenlernen kann wie bei einer 18-Loch-Runde auf dem Golfplatz. Danach weiß man, was für einen Charakter der Mensch hat.

Mit Norbert Gerkens sprach MM-Redakteur Nils Müller