Sie kämpfen mit modernen Mitteln gegen Methoden des Mittelalters: Das Ehepaar Xus Sastre und Beatriz García hat über www.change.org, einer Webseite für Petitionen, 12.000 Unterschriften gesammelt und am Donnerstag der vergangenen Woche im Balearen-Parlament hinterlegt.
Mit ihrer Petition rufen sie die Kammer auf, ein aus dem 13. Jahrhundert stammendes Steuerrecht endlich abzuschaffen. Es geht um den sogenannten "Alodio" (deutsch: das Allodium), eine mittelalterliche Feudalabgabe, die es auf den Balearen und in Katalonien bis ins 21. Jahrhundert geschafft hat.
Die Eheleute Sastre-García wurden mit dem Thema konfrontiert, als sie vor rund zwei Jahren ihre Wohnung in Palmas Vorort Es Pil·lari kauften. Da erhielten sie eine Zahlungsaufforderung, wonach sie der Marquesa (Markgräfin) de Campo Franco 1800 Euro zu überweisen hätten, zwei Prozent der Kaufsumme. Betreff: Alodio.
Das junge Paar mit zwei Kindern weigerte sich, zu zahlen, die Markgräfin - beziehungsweise ihre Firma - beschritt den Klageweg. Sastre-García gewannen den Prozess, gaben sich damit aber nicht zufrieden. Sie kämpfen jetzt auf breiter Front gegen die Feudalsteuer. Da sind sie übrigens nicht die Ersten. In ihrem Petitionsaufruf weisen sie darauf hin, dass schon der Bischof von Mallorca die Abschaffung gefordert hat - vor 200 Jahren.
Das Allodium - auf Mallorquin "Alou" - kam mit der Wiedereroberung von Jaime I. auf die Insel, ist jedoch römischen Ursprungs. Jaime I. verteilte die mallorquinischen Ländereien unter seinen Getreuen, und die wiederum gaben das Land an die Bauern weiter. Sollte das Terrain verkauft werden, so stand den adligen Vorbesitzern jeweils ein Teil des Kaufpreises zu. Und dieses Recht wird von einigen Erben bis heute eingeklagt.
Einer der Orte, wo das Allodium tatsächlich noch eingefordert wird, sind die ehemaligen Ländereien der Marquesa de Campo Franco, ganz in der Nähe der Playa de Palma. Wie viele Grundstücks-, Haus- und Wohnungseigentümer brav bezahlt haben, ist nicht bekannt. Offenbar wird der Obolus häufig auch frei verhandelt.
Für Xus Sastre und seine Frau Beatriz ist es Zeit, den Spuk zu beenden. "Wenn wir im 21. Jahrhundert akzeptieren, dass Gesetze des 13. Jahrhunderte angewendet werden, akzeptieren wir auch, dass unsere Demokratie nicht in der Lage war, den Feudalismus zu beenden." Als positives Beispiel nennen sie Deutschland, das alle Feudalgesetze 1947 abgeschafft habe.
Die Unterschriften sind abgegeben, jetzt hoffen die beiden auf eine Reaktion der Politik - und darauf, dass sie nicht weitere 200 Jahre auf sich warten lässt. (jog)
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