Die spanische Königsfamilie, hier im Gruppenbild mit Iñaki Urdangarin, vor der Kathedrale in Palma, anlässlich des Oster-Gottesdienstes im Jahre 2008. | Foto: S. AMENGUAL

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Spaniens König Juan Carlos geht auf Distanz zu seinem in die Schlagzeilen geratenen Schwiegersohn Iñaki Ur-dangarin. Der Ehemann der Monarchentochter Cristina wird aus dem öffentlichen Leben der königlichen Familie bis auf Weiteres verschwinden. Der 43-Jährige werde vorerst nicht mehr an offiziellen Aktivitäten der Royals teilnehmen, hat jetzt der Verwaltungschef des Königshauses, Rafael Spottorno, bekannt gegeben.

Der Monarch zog damit die Konsequenzen aus den angeblich krummen Geschäften, die dem Herzog von Palma de Mallorca zur Last gelegt werden. Urdangarins Verhalten sei "nicht vorbildhaft" gewesen, sagte Spottorno. Bislang hat es gegen Urdangarin weder eine Anklage gegeben noch musste er aussagen.

Was von den geheimen Untersuchungen der balearischen Antikorruptionsbehörde durchgesickert ist, deutet auf ein Netzwerk von Gesellschaften hin, mit dem Urdangarin und sein Partner als Vorsitzende der gemeinnützigen Nóos-Stiftung öffentliche Gelder kassierten. Im Jahr 2006 gab es bereits eine Anfrage der PSOE-Opposition an die Balearen-Regierung unter Jaume Matas, wohin die 1,2 Millionen Euro gewandert waren, die an das Instituto Nóos für die Organisation einer Konferenz über Sport und Tourismus flossen. Sechs Abgeordnete der balearischen PP sind in der vergangenen Woche in diesem Fall vernommen worden.

Auch von der Regionalregierung in Valencia soll Urdangarin nach dem gleichen Muster Millionen kassiert haben: Kongresse zu überhöhten Preisen veranstalten und fiktive Rechnungen für erfundene Dienstleistungen ausstellen.

Das Königshaus hat jetzt nicht nur mit dem Ausschluss Urdangarins von öffentlichen Auftritten reagiert, sondern noch weitere Schritte angekündigt. Künftig wolle es seine Finanzen offenlegen, kündigte Sprecher Spottorno an. Der König darf über die Mittel, die der Palast aus der Staatskasse erhält, frei entscheiden.

Der König, Königin Sofía sowie Kronprinz Felipe und Prinzessin Letizia mit ihren Kindern bestreiten ihren Lebensunterhalt allein mit staatlichen Mitteln. Dagegen beziehen Elena sowie Cristina und ihr Mann Urdangarin nur einen Teil ihrer Einkommen aus der Staatskasse und arbeiten zusätzlich in der Privatwirtschaft.

Dieses Modell könnte nun in Gefahr geraten. Das Königshaus in Madrid hat Presseberichte dementiert, wonach König Juan Carlos eine drastische Verkleinerung erwägen soll. Medien hatten zuvor übereinstimmend berichtet, der Palast prüfe die Möglichkeit, dass künftig nur noch König Juan Carlos und Königin Sofía sowie Kronprinz Felipe, Prinzessin Letizia und deren Kinder offiziell dem Königshaus angehören sollten. Die Infantinnen (Königstöchter) Elena und Cristina sollten nach diesen Überlegungen das Königshaus nicht mehr offiziell repräsentieren und auch keine Mittel aus der Staatskasse erhalten, meldeten unter anderem der staatliche Rundfunk RNE und die Nachrichtenagentur Europa Press.

Bislang war es ein Staatsgeheimnis, welche Mittel die einzelnen Mitglieder der königlichen Familie erhalten. Dies soll nun anders werden. Der Zarzuela-Palast will künftig seine wichtigsten Ausgabeposten auf seiner Homepage offenlegen.

Urdangarin selbst hält sich bedeckt. Das Königshaus habe nichts mit seinen privaten Aktivitäten zu tun, betonte der Ehemann der Königstochter Cristina. Er bedauere, dass die Medienberichte über seine Geschäfte dem Ansehen der königlichen Familie einen "schweren Schaden" zugefügt hätten.

In einer Erklärung, die Urdangarin in der Nacht zum Sonntag an seinem Wohnsitz in Washington telefonisch der staatlichen spanischen Nachrichtenagentur EFE verlas, ging er nicht näher auf die Vorwürfe ein, die gegen ihn erhoben werden. Sollte er angeklagt werden, wäre es das erste Mal in der Geschichte der spanischen Monarchie, dass ein Mitglied des Königshauses auf der Anklagebank Platz nehmen muss.

Einige Kommentatoren sehen in der Affäre gar eine Gefahr für die gesamte spanische Monarchie, deren Ansehen in letzter Zeit ohnehin gesunken war. "Vielleicht wäre es das Beste, wenn der König zugunsten des Kronprinzen Felipe abdanken würde", meint der Schriftsteller Xavier Bru de Sala in der Zeitung "El Periódico de Catalunya".

Die Affäre ist für das Königshaus auch aus einem anderen Grund heikel: Die Infantin Cristina (46) ist Teilhaberin einiger Firmen, auf deren Konten Urdangarin Gelder geschleust haben soll. Die Justiz hat jedoch betont, die Ermittlungen richteten sich nur gegen Urdangarin und nicht gegen dessen Frau. Danach befragt, ob Cristina künftig ebenfalls keine offiziellen Termine für das Königshaus mehr wahrnehmen werde, sagte Spottorno: "Das wird man sehen."