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Von auswärts betrachtet, ist es eine skurrile Diskussion, die seit nunmehr einer Woche in den Medien der Insel Platz einnimmt. Je nach politischem Standpunkt und persönlicher Einstellung wird erhitzten Gemüts um ein bislang völlig unauffälliges Detail gestritten. Es geht dabei um nicht mehr und nicht weniger als um den Namen der Inselhauptstadt. Heißt die Balearen-Metropole, in der fast jeder zweite Einwohner des Archipels sein Zuhause hat, nun "Palma" oder "Palma de Mallorca"?

Der Auslöser des Namenskonflikts: Die seit Mai amtierende Rathausriege hat vergangene Woche vollkommen unerwartet angekündigt, die Stadt ganz offiziell in "Palma de Mallorca" umbenennen zu wollen. Der Vorstoß von Oberbürgermeister Mateu Isern soll an diesem Donnerstag, 24. November, im Stadtrat abgesegnet werden. Dank der satten Mehrheit der konservativen Partido Popular im Rathaus dürfte das Vorhaben nicht mit nennenswertem Widerstand rechnen.

Das gilt indes nicht für die Gremien außerhalb des Rathauses. Einen Sturm der Entrüstung rief die geplante Verordnung bei Sprachwissenschaftlern und Historikern an der Balearen-Universität hervor. Die Bildungseinrichtung sieht sich als oberste Instanz, wenn es um die Ortsnamen der Insel geht. Dass die Universität im Vorfeld noch nicht einmal von der Rathausführung befragt wurde, ist für sie ein Zeichen der Arroganz der Macht, mit der die Konservativen in der Inselhauptstadt das Zepter schwingen.

Moralisch unterstützt sehen sich die Kritiker der "Namens-Ergänzung" von der Opposition im Rathaus. Für Palmas Ex-Bürgermeisterin, der Sozialistin Aina Calvo, hat ihr Nachfolger eine völlig abwegige Politik-Initiative ergriffen, "die von den realen Sorgen und Nöten der Bürger weit entfernt ist". Der Sprecher der regionalen Sozialisten der PSM, Antoni Verger, sagt, in dem Zusatz "de Mallorca" manifestiere sich eine zentralistische Perspektive, wie sie in Madrid vorherrsche. Ähnlich sieht dies der Koordinator des balearischen Kulturwerks OCB, Tomeu Martí. Er nannte das Vorgehen eine Fremdbestimmung der Insel und ihrer inneren Angelegenheiten. Katalanisch-Aktivisten wie die Gruppe Endevant Mallorca führen an, dass die Bezeichnung "Palma de Mallorca" von den Franquisten gebraucht wurde.

In Anbetracht der Kritik legt das Rathaus seinerseits "technische Studien" vor, die für den Namenszusatz plädieren. Gerade in verwaltungstechnischen Angelegenheiten, die über den Inselradius hinausreichten, sei der Terminus "Palma de Mallorca" geeigneter. Er helfe, den Ort besser zu identifizieren. Auch die "Tradition" spreche für "Palma de Mallorca".

Eine moderate Position bezieht Palmas Stadtchronist Bartomeu Bestard. Er verweist darauf, das amtssprachlich beide Bezeichnungen seit Langem friedlich nebeneinander existierten.

Rein rechtlich ist die geplante Änderung so leicht nicht. Sowohl im spanischen Gesetz der Oberzentren (Ley de Capitabilidad) als auch im Balearen-Statut ist der Name der Inselhauptstadt lediglich mit "Palma" ausgewiesen. Will man "de Mallorca" offiziell machen, dann müssten auch die genannten Gesetze abgeändert werden.

Zum Hintergrund:

Der Name "Palma" ist eine der wenigen Ortsbezeichnungen auf Mallorca, die unverändert römischen Ursprungs sind. So geht die Stadtgründung auf die Römer zurück, die Mallorca 123 vor Christus eroberten und ihre Siedlung nach dem Siegessymbol, einer Handfläche, "Palma" nannten.

Mit der Eroberung der Insel durch die Araber wandelte sich der Name der Inselhauptstadt in Medina Mayurqa ("Stadt Mallorca"). Diese Bezeichnung wurde von den christlichen Eroberern zu "Ciutat de Mallorca", die "Stadt von Mallorca" rückübersetzt.

Historikern zufolge erweckten humanistische Gelehrte im 15. Jahrhundert den antiken Namen "Palma" zu neuem Leben. Dieser wurde neben Ciutat zunehmend populär. Seit dem 18. Jahrhundert ist neben Palma auch die Bezeichnung "Palma de Mallorca" zu finden. Letzte nimmt im 20. Jahrhundert immer stärker zu. Mit ein Grund dafür ist die postalisch eingeführte Bezeichnung, um Verwechslungen mit der Kanareninsel "La Palma" sowie weiteren Palma-Ortschaften (Palma del Río, Palma del Condado) zu vermeiden.

Der Tourismusboom und musikalische Schlager der 1950er und 60er Jahre fördern zumindest bei Auswärtigen den Gebrauch und die Bekanntheit des Namens "Palma de Mallorca". Als während des "Deutschen Residenten-Booms" 1993 die Sommerloch-Idee aufkam, Deutschland möge Mallorca käuflich erwerben, da wurde auch prompt ein deutscher Name für Palma präsentiert: "Palmenhausen".

 

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