Ein Mann sitzt auf einer Bank auf der Plaça Nova de la Ferreria. Neben ihm liegt eine Waffe. | UH

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Nur wenige Gehminuten von der belebten Plaça d'Espanya entfernt, im Herzen der Altstadt von Palma, liegt ein Ort, den Einheimische inzwischen lieber meiden: die Plaça Nova de la Ferrería. Einst ein Treffpunkt für Familien mit Kindern, bietet der mehr oder weniger verwahrloste Platz heute eine düstere Szenerie aus benutzten Spritzen, herumliegenden Alkoholflaschen und teilweise blutigen Auseinandersetzungen. Anwohner berichten sogar von bewaffneten Personen, die mit Messern oder sogar Pistolen durch die Straßen ziehen.

"Wir haben die Pandemie überlebt, aber das hier nicht"

Rund 50 Anwohner und Gewerbetreibende haben sich deshalb zusammengeschlossen, um gegen den Niedergang ihres Viertels zu kämpfen. Sie dokumentieren die Zustände auf Instagram unter @bastayapferreria und fordern die Stadtverwaltung auf, endlich zu handeln.

Eine von ihnen ist Cristina Roncal, Besitzerin der ökologischen Bäckerei Panenostro, die 2019 eröffnete. Sie berichtet von immer erschreckenderen Vorfällen: "Seit Februar eskaliert die Situation. Junkies kommen in den Laden und fragen nach Alufolie. Ich wusste nicht, wofür das ist – bis mir jemand erklärte, dass sie sie zum Spritzen benutzen."

Die Liste der Missstände ist lang: Drogendealer gehen ungestört ihrem Geschäft nach, Prostituierte drängen sich von der nahegelegenen Porta de Sant Antoni bis hierher, Menschen verrichten mitten am Tag ihre Notdurft auf offener Straße. Sergio, Betreiber des Restaurants L’Informal Tacos, erzählt: "Sie kommen in unser volles Lokal, bitten um Zigaretten, Geld – oder stehlen Löffel, um sich damit zu spritzen." Laut der Polizei zählt dieser Platz inzwischen zu den gefährlichsten in Palma.

Die Stadtverwaltung sieht bisher tatenlos zu

Die Wut der Anwohner wächst. Weil die Stadtverwaltung auf Beschwerden nicht reagiert, haben sie eine Online-Petition gestartet. Darin fordern sie eine tägliche, feste Polizeipräsenz sowie die Schließung von Drogenverkaufsstellen und "Orten sexueller Ausbeutung".

Ein weiterer Faktor für die Verschlechterung der Lage ist die Nähe zur Suppenküche Zaqueo, die nur wenige Meter entfernt liegt. "Einige ihrer Besucher werfen ihre Essensreste einfach auf den Platz oder lassen Müll liegen. Das zieht Ratten, Kakerlaken und Krankheiten an", heißt es in einem offenen Brief der Anwohner.

Ein Hoffnungsschimmer für die Plaça Nova de la Ferrería?

Neben kurzfristigen Lösungen fordern die Betroffenen auch langfristige Maßnahmen: eine komplette Umgestaltung des Platzes, eine enge Zusammenarbeit mit der Suppenküche, mehr Sozialarbeit. Vor allem aber soll der alte Kinderspielplatz wiederhergestellt werden, damit Familien ihn zurückerobern können. Ob die Stadtverwaltung diesmal reagiert, bleibt abzuwarten. Für die Anwohner ist eines klar: Entweder verändert sich der Platz – oder sie müssen selbst verschwinden.