Das Ende einer Institution: Pep Mayol Navarro hat die traditionelle Fischhandlung seiner Familie in Port de Sóller (u.) aufgegeben. Als Fischer wird er aber weiterhin aufs Meer fahren. | Carina Gross

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Während Sóller eher für die Zitrusfrüchte und Textilindustrie bekannt ist, dreht sich im Küstenort Port de Sóller alles um kulinarische Errungenschaften aus dem Mittelmeer. Die Fischerei hat dort eine lange Tradition. Das fangfrische Meeresgetier wird in den umliegenden Restaurants verspeist oder in die Fischhandelsbörse „Lonja” nach Palma geliefert. Ein besonders bekanntes Gericht sind daher auch die Garnelen „Gambas de Sóller”.

Mehrmals wöchentlich zieht es die mallorquinischen Fischer bereits in den frühen Morgenstunden hinaus aufs Meer. Je nach Saison werden dann Garnelen, Goldmakrelen und anderes Meeresgetier an Land gebracht. Nach einem langen Arbeitstag, der nicht selten zwölf Stunden dauert, laufen die Kutter wieder am Hafen ein.

Seit Generationen leben Fischerfamilien im Viertel Santa Catalina, oberhalb der Hafenpromenade. Einer dieser „Pescadores” ist Pep Mayol Navarro. Er gründete auch den Fischhandel „Peixos. Mayol”. Jahrelang versorgte seine Familie Einheimische und Urlauber mit Fisch un Krustentieren. Doch nach 30 Jahren ist mit dem Laden Schluss. Pep Mayol hat das Familiengeschäft verkauft, um nur noch Fischer zu sein. In einem Interview mit der spanischen MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” erzählte er erst kürzlich, wie es dazu kam: „Mein gesamtes Leben bin ich schon als Fischer und Fischhändler tätig, wie bereits meine Urgroßmutter und mein Urgroßvater. Meine Großmutter verkaufte damals den Fisch auf dem Marktplatz in Sóller und in Bun-yola. Das Fischen lernte ich übrigens von meinem Vater, in einem typischen mallorquinischen Fischerboot, der sogenannten ,Llaüt’.”

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Boomte der Fischhandel vor allem in den 1980er Jahren, ist mittlerweile ein deutlicher Rückgang zu verspüren. Das Fischer-Dasein sei längst nicht mehr so lukrativ wie einst. Die Gründe dafür sieht Mayol in erster Linie in der Globalisierung und in dem steigenden Angebot an Fisch, Fänge, die längst nicht mehr saisonabhängig seien. „Das gastronomische Angebot hat sich verändert. Früher wurden vor allem kleinere, lokale Fische aufgetischt. Heute besteht eher Interesse an internationalen, größeren Fischen, die nicht unbedingt aus dem Mittelmeer kommen.”

Außerdem erschweren neue Regelungen der EU den Fischern die tägliche Arbeit. So sehen die Maßnahmen vor, die Fischerei in spanischen und französischen Gewässern um 66 Prozent und in italienischen um 38 Prozent zu reduzieren – zunächst sollte die Fischerei im Mittelmeer sogar um 88 Prozent heruntergefahren werden, was aber letztendlich nicht umgesetzt wurde.

Bestimmte Auflagen ermöglichen jedoch eine Erweiterung der Fangtage. So wird vor allem die Verwendung von innovativen Fanggeräten und nachhaltigen Methoden gefordert. Ein Beispiel: Durch die Nutzung eines Netzes mit einer größeren Maschenweite (15 Millimeter) können die Fangtage aufgestockt werden. Diese Auflagen stellen dennoch eine Herausforderung dar, vor allem für kleinere Fischer, da diese nun erst einmal in neues Equipment investiert müssen.

Doch auch wenn Pep Mayol seine Fischhandlung aufgibt, hat er nach wie vor einiges zu tun. „Jeden Morgen fahre ich um 4.15 Uhr zur Fischhandelsbörse nach Palma. Dort vergleiche ich die Angebote und verkaufe immer noch Fisch, allerdings in kleineren Rahmen – auf Nachfrage und meist telefonisch. Ich bin dankbar für meine Kundschaft und ihre langjährige Treue. Ich liebe meinen Job als Fischer und daran wird sich auch nichts ändern.”