Die neuen Fahrspuren sind fertig. Rechts im Bild entstehen Fuß- und Radwege für Flaneure und Zweiradnutzer. | I. Thor

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Was lange währt, wird endlich gut! Die wohl größte Baustelle der Insel, der in der Umgestaltung befindliche Paseo Marítimo in Palma, lässt inzwischen erahnen, wie es irgendwann hier aussehen wird: Der neue und propere Bürgersteig an der Häuserseite ist so breit, dass ein völlig neues Raumgefühl entsteht. Beschreitet man die mehrfarbigen Pflastersteine, so fühlt man sich erheblich freier als früher, als der Uferboulevard noch sechs Fahrspuren hatte und die Fußgänger sich klein und verloren vorkamen.

Erst jüngst in sechseckige Löcher gepflanzte Palmen – etwa 1000 sollen es beizeiten insgesamt werden – lassen bei der Ortsbegehung ein gewisses mediterranes Feeling aufkeimen, das durchaus einen Nachhall erzeugt.

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Eine nagelneue Bushaltestelle für die Linie 1.

Das alles geht einher mit einem fast bassen Staunen angesichts nagelneuer Technik: Zwischen der Abzweigung zur Avenida Argentina und dem Hafen Portopi wurden sämtliche Ampelanlagen ausgetauscht, jetzt stehen dort hochmoderne pechschwarze Geräte. Wo auch immer man hinblickt, ragen zudem elegant geschwungene LED-Leuchten in die Luft. Neue Bushaltestellen mit blauen Sitzbänken für die Gefährte der Linie 1 stehen mittlerweile ebenfalls zur Verfügung.

Dass sich im vergangenen Jahr durchaus etwas getan hat in dieser Vorzeige-Gegend, kann man nicht nur auf dem Bürgersteig an der Häuserseite, sondern auch am Club de Mar erkennen, der sich unweit vom deutschen Konsulat befindet. In die mehrstöckigen Gebäude wurde bereits die Verglasung eingebaut.

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Neue Ampelanlagen zieren den Uferboulevard.
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Außerdem ragt jetzt in der Straße S’Aigua Dolça zwischen den Meliá-Hotels Victoria und Marina aus einer noch vor Monaten metertiefen Baugrube der cremefarbene Rohbau eines städtischen Hallenbades mit fast allen Schikanen. Im ehemaligen Cappuccino-Café an der Ecke zur Andrea-Doria-Straße befindet sich nach langem Leerstand nunmehr ein fesches, sich augenscheinlich an solvente Touristen richtendes Lokal namens "Grand Siena".

Doch fertig ist die Mega-Baustelle noch lange nicht: Die einst von Flaneuren bevorzugte Uferpromenade direkt neben den Segelschiffen ist auf ihrer gesamten Länge derzeit nicht begehrbar. Zur Golondrinas-Mole vor dem Auditorium Palma gelangt man nur auf eher engen ausgeschilderten Wegen. Außerdem steht die Fußgängerbrücke, die einst das formschöne „Mediterráneo”-Gebäude mit einer inzwischen dem Erdboden gleichmachten, auf einer Verkehrsinsel befindlichen Diskothek namens „Social Club” nebst einladendem Pool verbunden hatte, weiter in der Landschaft herum.

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Die denkmalgeschützte "Mediterràneo"-Brücke steht noch, hier muss der Verkehr umgeleitet werden.

Das liegt daran, dass die Brücke denkmalgeschützt ist, die Gebäude auf der Verkehrsinsel es aber nicht waren. Der ursprüngliche Fertigstellungstermin für das Marítimo-Projekt – es handelte sich um den November des vergangenen Jahres, konnte bei weitem nicht eingehalten werden. „Wir rechnen jetzt mit April oder Mai”, sagte jüngst Javier Sanz, der Chef der balearischen Hafenbehörde, die für den fußgänger- und radfahrerfreundlichen Umbau des Paseo Marítimo verantwortlich zeichnet.

Wenn es denn so kommt. Ob das riesige Baumaterialdepot unterhalb der Jonquet-Mühlen bis dahin geleert und die dort befindliche Plaza Santo Domingo de la Calzada mit der markanten Sonnenuhr wieder hergerichtet sein werden, ist fraglich. Zudem müssen noch zahllose herumliegende Wasserrohre unter die Erde.

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Wo sich früher eine Filiale der Kaffeehauskette "Cappuccino" befand, steht nun das "Grand Siena".

Das Neue wächst, kommt und gedeiht, das Alte verschwindet zum Teil oder zerbröckelt einfach am Paseo Marítimo: Mehrere ehemals durchaus gut besuchte Restaurants unter anderem vor dem Bellver-Hotel stehen leer, und das trotz neuer gläserner Windschutzvorrichtungen, und andere Lokalitäten wie das Disco-Café Thalassa Marítimo sehen so angejahrt aus, als würden sie womöglich nicht mehr lange existieren. Und nahe der abgeschnittenen Can-Barberà-Bucht ist die vor über zehn Jahren aufgegebene Pacha-Diskothek ein mit Graffiti beschmierter Schandfleck, in welchem es sich Obdachlose gemütlich gemacht haben.