Blick in einen Supermarkt auf Mallorca. | MiTXI mitxifotografo@gmail.com

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Die hohen Preise sind weiterhin eines der bestimmenden Themen auf Mallorca. Für immer mehr Menschen werden die steigenden Lebenshaltungskosten zum existenziellen Problem. Am sichtbarsten wird das auf dem Wohnungsmarkt. Die Zahl der Inselbewohner, die angesichts des knappen Angebots und der teuren Mieten in prekären Verhältnissen leben, wächst stetig. Die Tageszeitung „Ultima Hora” berichtete kürzlich, dass immer mehr Inselbewohner ihr Heil auf dem Festland suchen. Die Umzugsunternehmen hätten alle Hände voll zu tun.

Tatsächlich liegen die Balearen im spanienweiten Vergleich in fast allen Preisstatistiken ganz weit vorne. Das zeigt der Konsumpreisindex des spanischen Statistikamtes: nur in Kastilien-La Mancha ist dieser zuletzt noch höher gewesen. Den stärksten Anstieg verzeichneten dabei auf den Balearen die Bereiche Wohnraum und Energie, Freizeit und Kultur, alkoholische Getränke und Tabak. Im Schnitt gaben die Haushalte auf den Balearen im vergangenen Jahr 39.081,03 Euro aus – 6400 Euro mehr als im spanienweiten Schnitt. Der größte Posten sind dabei Wohnung und Energie. In diesem Bereich musste jeder Haushalt 2023 durchschnittlich 13.410,39 Euro aufwenden – fast 3000 Euro mehr, als im spanienweiten Schnitt und 2600 Euro mehr, als noch vor fünf Jahren, was einem Anstieg um fast 24 Prozent entspricht.

Der nächstgrößte Posten bei den durchschnittlichen Ausgaben der balearischen Haushalte waren Lebensmittel und nichtalkoholische Getränke (5639,99 Euro). Hier lagen die Kosten um 300 Euro über dem spanienweiten Schnitt und fast 1400 Euro über dem Wert von 2018, was einer Steigerung um fast 32 Prozent gleichkommt.

Kein Wunder, dass die Preisgestaltung der Supermärkte ein viel diskutiertes Thema ist. Am Dienstag veröffentlichte die Verbraucherschutzorganisation Ocu ihren jährlichen Preisvergleich. Das Ergebnis: Palma ist die zweitteuerste Stadt des Landes hinter Las Palmas auf Gran Canaria. Die Insellage treibt wegen des teuren Transports die Preise in die Höhe. Untersucht wurden 1070 Supermärkte in 65 Städten. Bereits im April hatte Ocu mitgeteilt, dass die Lebensmittelpreise in Spanien innerhalb von drei Jahren um 38 Prozent gestiegen sind.

Als Gegenmaßnahme setzt die spanische Zentralregierung seit einiger Zeit auf eine Senkung der Mehrwertsteuersätze verschiedener Produkte des täglichen Bedarfs. Zuletzt wurde im Juni eine weitere Reduzierung beschlossen, die seit Anfang Juli in Kraft ist. Seitdem liegt der Mehrwertsteuersatz für Olivenöl – das Produkt, das in den zurückliegenden Monaten eine der höchsten Teuerungsraten verzeichnete – bei null Prozent. Das gilt auch für Brot, Milch, Käse, Eier, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. Die Maßnahme ist bis Ende September befristet, danach sollen die Mehrwertsteuersätze wieder nach und nach auf ihr vorheriges Niveau gesteigert werden. Ohnehin ist die Wirksamkeit der Senkung umstritten: Verbraucherschützer kritisierten wiederholt, diese komme überhaupt nicht bei den Kunden an, sondern vergrößere lediglich die Gewinnmarge der Unternehmen – obwohl dies ausdrücklich untersagt ist.

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Einen neuen Trend gibt es derweil in Sachen Gehälter. Nachdem die Löhne auf den Balearen jahrelang unter dem gesamtspanischen Niveau gelegen hatten, zogen sie zuletzt an. Dem Statistikamt zufolge betrug das durchschnittliche monatliche Bruttogehalt auf den Inseln im Jahr 2022 genau 27.145,79 Euro. Der spanienweite Schnitt war geringer: 26.948,87 Euro.

Als einer der Hauptgründe gelten die jüngst ausgehandelten Tarifverträge unter anderem in Hotellerie und Gastronomie, die deutliche Gehaltssteigerungen vorsahen. Dennoch bekommen die Inselbewohner weiterhin deutlich geringere Gehälter als das etwa in Deutschland der Fall ist. Laut Statistischem Bundesamt lag das Bruttojahreseinkommen dort 2023 im Schnitt bei 53.748 Euro und damit fast doppelt so hoch, wie auf Mallorca.

Auch Urlauber mit hohen Kosten konfroniert

Aber auch Urlauber sehen sich mit höheren Kosten konfrontiert. Angaben des Statistischen Bundesamts zufolge lagen die Preise für Flugtickets von Deutschland aus ins europäische Ausland im ersten Halbjahr 2024 um 2,7 Prozent über denen des 1. Halbjahres 2023. Seit 2022 stiegen die Ticketpreise für internationale Flüge demnach um mehr als 20 Prozent. Das Preisvergleichsportal Idealo meldete im Juni, dass Flugtickets nach Mallorca um elf Prozent teurer seien, als noch vor einem Jahr. Auch Pauschalreisen kosteten zuletzt mehr als noch vor einem Jahr, im Fall der Balearen um 6,3 Prozent. Im Vergleich zu 2022 lag der Anstieg der Preise von Pauschalreisen bei 19 Prozent.

Auch Mallorcas Hoteliers haben ihre Preise deutlich angehoben. Daten des spanischen Statistikamtes zufolge stieg der Hotelpreisindex auf den Balearen in diesem Sommer um fast zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dem Konsumpreisindex zufolge stiegen die Preise in Hotellerie und Gastronomie auf den Balearen im Laufe der vergangenen zwölf Monate um 3,8 Prozent. Im Vergleich zu 2019 liegt die Teuerungsrate in diesem Bereich bei 26 Prozent. Dennoch ist Spanien weiterhin ein eher günstiges Reiseland, wie das Statistische Bundesamt meldet. Deutsche Urlauber zahlen hierzulande in Hotels und Gaststätten nämlich durchschnittlich 26 Prozent weniger als in der Heimat.

Dennoch scheint bei vielen Mallorca-Touristen in diesem Sommer das Geld nicht ganz so locker zu sitzen. Die Gastronomen klagen jedenfalls über Umsatzrückgänge. Es werden gar in der Branche selbst Stimmen laut, die die Preise im Gastgewerbe für mittlerweile zu hoch halten. „Der Zeitpunkt ist gekommen, die aufgeblasenen Preise zu senken”, sagte kürzlich Juan Miguel Ferrer, Vorsitzender des Gastronomenverbandes, im Gespräch mit der Tageszeitung „Ultima Hora”.

Andere wiederum sehen ganz offensichtlich noch Spielraum nach oben. So sorgten in diesem Sommer wiederholt horrende Strandliegen-Preise für Schlagzeilen. Am Formentor-Strand auf der gleichnamigen Halbinsel etwa kassierte der Konzessionär für zwei Luxusliegen samt Sonnenschirm fast 160 Euro am Tag. Und auch die Linkspartei Més möchte die Urlauber am liebsten noch etwas stärker zur Kasse bitten. Der jüngste Vorschlag: Eine Verdopplung der Übernachtungssteuer auf bis zu acht Euro pro Tag. Dass es mit der aktuellen konservativen Regionalregierung dazu kommt, ist allerdings unwahrscheinlich. Eines ist in jedem Fall klar: Noch hat der Anstieg der Kosten für die touristische Gesamtbilanz keine Folgen: Während die Insel für viele Einheimische zunehmend unbezahlbar wird, zeichnet sich auch in diesem Jahr ein neuer Urlauberrekord ab.