In dem Fall des deutschen Touristen Tim V., der im Oktober 2022 auf der Mallorca-Autobahn Ma-19 bei Palma aus einem fahrenden Lieferwagen geworfen worden und dabei ums Leben gekommen war, gibt es eine neue Entwicklung. Die deutsche Familie des Getöteten wird derzeit von der spanischen Strafverteidigerin María Barbancho vertreten, die bereits als "Knallhart-Anwältin" der "Kegelbrüder" in Erscheinung getreten war.
Wie MM aus Justizkreisen erfahren hat, fordert die Staatsanwaltschaft auf Mallorca eine Gefängnisstrafe von jeweils 25 Jahren für jeden der beiden Männer, denen vorgeworfen wird, Tim V. auf der Schnellstraße auf Höhe Kilometer 10,9 aus dem Fahrzeug gestoßen zu haben.(MM berichtete am 10.10.22, 27.10.23, 30.12.23 und 11.09.24 über den Fall online). Neu ist, dass neben den Haftstrafen die geforderte Entschädigung an die Eltern und die Schwester erhöht wurde und nun 240.000 Euro beträgt.
Die Festgenommen behaupten den Justizkreisen zufolge, dass sie Tim V. lediglich eine Mitfahrgelegenheit zum "Hotel Mix Perú Playa" in der Nacht auf Sonntag (9.10.22) gegeben hätten, was aus Sicht der Verteidigung widersinnig und "frei erfunden" ist.
Über den genauen Zeitpunkt des Beginns der Verhandlung vor einem Schöffengericht am Landgericht entscheidet eine Jury, die in Spanien bei komplizierten (Mord-)Fällen obligatorisch eingerichtet wird, und kommende Woche, am 26. September, tagen soll, wie MM erfuhr.
Hintergrund: Wie spanische Medien berichteten, werden Francisco Jesús J.G. (36) und José David R.S. (44), beschuldigt, Tim V. im Oktober 2022 auf der Autobahn Ma-19 bei Palma aus einem fahrenden Lieferwagen geworfen zu haben. Die beiden Angeklagten, hätten den 20-jährigen Deutschen, der zu diesem Zeitpunkt stark alkoholisiert gewesen sein soll, ohne Möglichkeit zur Gegenwehr mitten auf der Straße ausgesetzt, heißt es in der Anklageschrift.
Der Vorfall ereignete sich in der Nacht des 8. Oktober 2022 in der beliebten Touristengegend Playa de Palma. Die beiden Spanier sollen den mutmaßlich betrunkenen Deutschen dort aufgegriffen und in ihren Transporter, einen Citroën Berlingo, gesetzt haben. Laut Ermittlern der Mordkommission ging man damals zunächst von einem versuchten Raub aus, doch ist die genaue Motivlage nach wie vor ungeklärt.
Auf der Autobahn auf Höhe des Kilometers 10,9 in der Nähe der Ausfahrt nach Es Pillarí warfen die beiden Männer das Opfer dann offenbar aus dem fahrenden Fahrzeug auf die Fahrbahn. Ein nachfolgendes Auto konnte nicht rechtzeitig bremsen und überfuhr den jungen Deutschen, der sofort an seinen schweren Verletzungen starb.
Laut Staatsanwaltschaft haben die Angeklagten die Alkoholisierung des Opfers bewusst ausgenutzt. Eine Obduktion ergab, dass V. einen sehr hohen Blutalkoholspiegel hatte und dadurch wehrlos war. „In gegenseitigem Einvernehmen und mit dem Wissen, dass der Tourist keine Chance zur Verteidigung hatte, warfen sie ihn auf die Fahrbahn", so die Anklagebehörde.
Zunächst ging die Polizei von einem tragischen Unfall aus, doch die Aussagen eines Zeugen, der beobachtet hatte, wie V. aus einem weißen Lieferwagen geschleudert wurde, führten die Ermittlungen in eine neue Richtung. Die Suche nach den Tätern gestaltete sich schwierig. Die Nationalpolizei überprüfte Millionen Nummernschilder, um den weißen Lieferwagen zu identifizieren. Ein Jahr nach dem Vorfall, im Oktober 2023, konnten die beiden Verdächtigen schließlich festgenommen werden. Seitdem befinden sie sich in Untersuchungshaft.
Das genaue Tatmotiv bleibt unklar, jedoch stuft die Staatsanwaltschaft die Tat als Mord ein. Der Prozess wird in den kommenden Monaten beginnen und dürfte auch international auf großes Interesse stoßen, da es sich bei dem Opfer um einen deutschen Touristen handelt, der unter tragischen Umständen ums Leben kam.
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