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Bis die Unesco einen Ort zur Welterbestätte erklärt, vergehen in der Regel viele Jahre. Eine ganze Legislaturperiode dauerte es beispielsweise, bevor das Tramuntanagebirge 2011 den begehrten Titel erlangte. Kurzfristig also wird sich in dieser Angelegenheit nichts tun: Zumindest angekündigt aber hat die Stadt Palma jetzt, sich an einer länderübergreifenden Unesco-Kandidatur beteiligen zu wollen. Diese soll mehrere Städte im Mittelmeerraum umfassen, die über Befestigungsanlagen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert verfügen. Federführend ist bei der Bewerbung die katalanische Stadt Tortosa. Beteiligen werden sich dem Vernehmen nach auch Cartagena, Ibiza-Stadt und die menorquinische Gemeinde Es Castell.

Derzeit befindet sich die Bewerbung in der Vorbereitungsphase, das heißt, die Städte erstellen Listen mit ihren herausragenden Bauwerken. Im Fall von Palma zählen dazu das Fortí de la Torre d’en Pau in Coll d’en Rebassa, die Überreste der Stadtmauer, darunter die Bollwerke Baluard del Príncep, Baluard de Berard und Baluard de Sant Pere, die verbliebenen Stadttore Porta del Mar, Porta de la Portella und Porta Vella del Moll sowie der als Ses Voltes bekannte Bereich unterhalb der Kathedrale. Auch das Castillo San Carlos und das Castell Bellver sollen einbezogen werden, heißt es.

Im Rathaus zuständig für die Bewerbung ist Pilar Ribal, Generaldirektorin für Denkmalschutz im Kulturamt. Sie sagt, Palma nehme „mit großem Enthusiasmus und hohen Erwartungen an dieser Initiative teil”, da man „eine einmalige Gelegenheit” erkenne, die „Vielfalt unseres Erbes bekannt zu machen”. Gleichzeititg betont Ribal den transnationalen Charakter des Vorschlags, da die Unesco eben darauf seit geraumer Zeit besonderen Wert lege. Auch Städte in Algerien, Italien und Malta sollen für die gemeinsame Bewerbung gewonnen werden.

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Lluïsa Dubon, die als zuständige Dezernentin des Inselrats seinerzeit die Unesco-Bewerbung der Serra de Tramuntana vorangetrieben hatte und heute Mitglied im Vorstand der Bürgervereinigung Palma XXI ist, äußert sich zurückhaltend zu den Plänen. Man habe diese noch nicht eingehend geprüft. Ihre persönliche Meinung sei, dass man zunächst klären müsse, welche Absicht mit einer Welterbe-Deklaration verbunden sei, welche Ziele man verfolge.

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„In jedem Fall muss man das Thema vor dem Hintergrund der derzeitigen Situation sehen, in der sich Palma heute befindet”, sagt Dubon und spielt damit auf die zunehmende Massifizierung und Touristifizierung der Inselhauptstadt an. Häufig ziehe der Welterbe-Status nämlich einen Anstieg der Touristenzahlen nach sich.

Das sieht auch Àngels Fermoselle vom Denkmalschutzverband Arca so. „Wenn das Ziel ist, unser Erbe zu bewahren, die Stadt besser zu schützen und sie authentischer zu machen, dann sind wir einverstanden und unterstützen die Initiative”, sagt sie. „Es darf aber nicht darum gehen, die Marke ,Welterbe’ zu nutzen, um daraus touristisch Profit zu schlagen. Es ist klar, dass weder Palma noch Mallorca mehr Werbung brauchen.” Palmas Altstadt sei bereits vom Kultusministerium als historisch bedeutsames Ensemble eingestuft und ausreichend bekannt. Wenn es nur um Werbung ginge, wäre das sehr kurzsichtig angesichts der derzeitigen Lage was die Massifizierung betrifft. „Es wäre nutzlos und kontraproduktiv.”

Handele es sich dagegen um eine ernsthafte Kandidatur, sei man bereit, diese zu unterstützen. Die Bedingungen, die dafür erfüllt sein müssten, seien unter anderem folgende: 1. Es müsse ein fundiertes Projekt zugrundeliegen. 2. Die mangelhafte Bewahrung der arabischen Mauerreste am Baluard de Sant Pere müsse verbessert werden. 3. Der einstige Verlauf der Mauer solle gekennzeichnet werden. Beim derzeitigen Umbau der Plaça d’Espanya habe man die Gelegenheit verpasst, ein Stück des Fundaments der Mauer sichtbar zu lassen. 4. Korrekte Beleuchtung. 5. Ein Restaurant wie der am Baluard de Sant Pere geplante Beach Club, der das architektonische Erbe wie eine Dekoration nutze, dürfe niemals genehmigt werden. 6. Die Nutzung des öffentlichen Raumes an der Stadtmauer, im Parc de la Mar, am Passeig Sagrera mit Lonja und Conoslat de Mar müsse überprüft werden. 7. Die Instandhaltung der Stadtmauer müsse verbessert werden, insbesondere was Pflanzen angeht, die sie zerstören, sowie Graffiti. 8. Zierpflanzen sollen die Mauer und sonstige Befestigungsanlagen nicht verdecken.

Bislang aber ist das noch Zukunftsmusik. Schließlich hat es in der Vergangenheit bereits mehrere Versuche gegeben, eine Unesco-Kandidatur Palmas voranzubringen – ohne Erfolg. Zuerst gab es in den 1990er-Jahren solche Pläne. Später dann wieder unter den Bürgermeistern Aina Calvo, Mateo Isern und José Hila. Das Vorhaben verlief jedoch stets schon bald im Sande um kam nicht entscheidend über die Phase der Absichtserklärungen hinaus. Ob es diesmal anders sein wird, ist noch völlig unklar. Das Ziel ist jedenfalls, die Kandidatur noch in diesem Jahr der Denkmalschutzabteilung des spanischen Kultusministeriums zu präsentieren, damit sie im kommenden Jahr in die sogenannte „Tentativliste” aufgenommen werden kann – eine Voraussetzung für eine spätere Kandidatur.