Der Geschmack der Kreaturen ist unverwechselbar. | ULTIMA HORA

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Kaum ein Fisch hat auf Mallorca so viele Facetten wie die Sardine. Früher nicht mehr als ein notdürftiges und eher verschmähtes Essen, wird der Fisch inzwischen mehr geschätzt.

Ob als Symbol zur Fastenzeit am Aschermittwoch, wo der Meeresbewohner aus Pappmaché gebastelt traditionell in einer Zeremonie verbrannt und beerdigt wird – oder sogar als Kosename für das kurzzeitig auf Mallorca hergestellte Auto der Marke „Loryc” in den 1920er Jahren, die Sardine erscheint in vielen Formen. Und heute? Heute sind die Mallorquiner endgültig auf die Sardine gekommen. Denn zu vielen Fischerfesten gehört eine sogenannte „Sardinada”, ein großes Sardinenessen, einfach dazu. So auch am Patronatsfest in Palmas altem Viertel Puig de Sant Pere. Am Freitag, 28. Juni wird die kleine bläulich-silbrige „Sardina pilchardus” ab 20 Uhr herausgeputzt und auf der Plaça de la Porta de Santa Catalina groß gefeiert. Dabei werden Gerichte mit der Hauptzutat angeboten. Das Barrio ist nicht von ungefähr nach dem Schutzheiligen Petrus benannt worden. Früher wohnten in dem recht armen Gebiet alle, die ihr täglich Brot durch Arbeit am Meer verdienten: Bootsbauer, Seeleute, Seilmacher und viele mehr ließen sich dort nieder. Da die Häuser dem Stil getreu saniert wurden, hat das Viertel Puig de Sant Pere seinen altertümlichen Charme bewahren können.

Die Sardine hingegen verdankt ihren Namen ihrer Herkunft von der Insel Sardinien, wo sie früher in rauen Mengen vorkam.

So richtig zu schätzen wussten die Leute den schuppigen Gesellen allerdings erst, als die Bestände durch Überfischung Mitte des vergangenen Jahrhunderts fast ausgelöscht waren. Um der Nachfrage gerecht zu werden, musste sich die Fischindustrie also etwas einfallen lassen und konservierte aus Mangel an Alternativen einfach andere Fischsorten, die dann als Sardinen verkauft wurden.

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Laut Studien des World Wildlife Fund (WWF) sind die Bestände im Mittelmeer jedoch immer noch in Gefahr. Auch wenn es sich um eine Fischart handelt, die sich schnell vermehrt, machen ihr zudem die erhöhten Meerestemperaturen zu schaffen.

Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass Sardinen in der Mittelmeerküche dennoch so typisch sind wie Würstchen in Frankfurt. In der Alltagsküche sind die ausgeprägt würzig und herzhaften Fische gut zu inte-grieren, zudem einfach und schnell zubereitet: gegrillt, gebraten, mariniert oder eingelegt in der Dose – die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Die Insulaner mögen sie beispielsweise unter einer dicken Salzschicht gebraten oder mit Sobrassada gefüllt. Oft werden Sardinen vor der Zubereitung gar nicht ausgenommen, da der Fisch sich später leicht vom Schwanz her filetieren lässt.

Auch für die Gesundheit ist der Verzehr von Vorteil: Die Omega-Drei-Fettsäuren schützen Herz, Hirn und Kreislauf. Das Eiweiß stärkt die Muskeln.

Die Fische werden höchstens 26 Zentimeter lang. Gefangen werden sie jedoch meist jung, wenn sie etwa 10-15 Zentimeter groß sind. Preislich liegen sie auf Mallorca durchschnittlich bei sieben Euro pro Kilo und sind nahezu an allen Fischtheken erhältlich. Wer bisher mehr auf der Seite der Würstchen unterwegs war, hat am Wochenende auf der Sardinada die Gelegenheit, die Fische zu kosten.