Aktivisten aus Sencelles fassten das Wohnungsproblem zu einem Videoclip zusammen. | X

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Auf Mallorca lebende Aktivisten haben die Wohnungsnot auf der Insel jetzt in einen Videoclip verpackt. Eine Minute und 18 Sekunden lang öffnet sich in dem beschaulichen Örtchen Sencelles eine grün gestrichene Balkontür nach der anderen. Zum Vorschein kommt dann jeweils eine traurig dreinblickende Person mit einem Plastikschild in den Farben Schwarz und Orange in der Hand, wie es vielerorts an Fassaden und Fenstern prangt: In Großbuchstaben steht "SE ALQUILA" darauf – handschriftlich haben die Aktivisten in katalanischer, spanischer und deutscher Sprache hinzugefügt: "y no lo puedo pagar" beziehungsweise "Hier kann ich nicht mehr wohnen".

Mit dem Dreh wollen die Mitglieder des seit 14 Jahren bestehenden Kollektivs Banc de Temps, zumeist Akademiker in ihren besten Jahren, auf das akute Wohnungsproblem hinweisen, das auf Mallorca herrscht. Ihr Anliegen fassen sie gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" schnell zusammen. Studienabschluss, 40-Stunden-Woche und ein Durchschnittsgehalt würden nicht mehr ausreichen, auf Mallorca eine Mietwohnung stemmen zu können. "Wir werden aus unseren Wohnungen geworfen, aus unserem Dorf und schlussendlich aus Mallorca", sagen die Darsteller des Videos.

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Eigentlich schlossen sich die rund 150 Mitglieder einst zusammen, um eine Tauschbörse ins Leben zu rufen. In der WhatsApp-Gruppe von Banc de Temps, so Carme Reynés, tauchten in letzter Zeit aber zunehmend Hilferufe auf, in denen Freunde und Bekannte verzweifelt eine neue Bleibe suchten. Der Grund sei fast immer derselbe, "ihnen werden die Mieten erhöht, oder sie werden gleich komplett auf die Straße gesetzt". Nicht selten sei dies der Anfang vom Ende eines Lebens auf Mallorca. "Mit einem Einkommen von 1.300 oder 1.500 Euro kann man die hiesigen Mieten nicht mehr bezahlen", so Reynés, "deshalb verabschieden sich viele wenig später von uns und ziehen aufs Festland".

Das Video ging nicht ganz überraschend noch am Dienstag viral. Ob es das hochgesteckte Ziel, das sich die Aktivisten gesetzt haben, erreicht, bleibt jedoch abzuwarten: "In der Bevölkerung ein Bewusstsein dafür schaffen, was immer höhere Mieten für Konsequenzen für weite Teile der Bevölkerung haben."