Alter Plan von Palma, der die Renaissancemauer mit den Bastionen zeigt. Unten links: ein Bild des Einsturzes, bei dem die Bastion entdeckt wurde.

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Die heftigen Regenfälle des Sturms Juliette haben auf dem Altstadtring Avenidas ein riesiges Erdloch verursacht, das die Überreste einer Renaissance-Bastion zum Vorschein gebracht hat, die Teil der einstigen Stadtmauer war. Die Befestigungsanlage, auf der die Kanonen platziert waren, wurde im 16. Jahrhundert zum Schutz gegen osmanische Angriffe errichtet und verlief in einem charakteristischen Zickzack-Kurs um den Stadtkern. Ihm folgt noch heute der mehrspurige Altstadtring.

"Entlang der Avenidas befinden sich noch immer die Überreste der alten Mauer im Untergrund, die erst zu Beginn des letzten Jahrhunderts – also vor zirka hundert Jahren – abgerissen wurde", erklärte der Historiker Gaspar Valero gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora". Die Mauerreste wurden zugeschüttet und auf ihnen entstand der City-Ring, auf dem heute täglich Tausende von Fahrzeugen die Inselmetropole durchqueren. Um die Bewohner der Stadt gegen eine mögliche Bedrohung durch die Türken, Franzosen oder Engländer zu schützen, wurde die damalige Verteidigungsinfrastruktur von Palma 1576 modernisiert. Der bei dem Unwetter nun freigelegte Fund förderte den letzten der drei errichteten Verteidigungsringe zutage.

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Die drei Stadtmauern von Palma

Die erste Umgrenzung der Stadt stammt aus der Zeit zwischen der Antike und dem Mittelalter und umfasste den heutigen Altstadtkern um die Kathedrale la Seu von Palma.
Laut des Chronisten Tomeu Bestard wurde bis weit ins 11. Jahrhundert hinein, während der Zeit des islamischen Palmas, der zweite Mauerring errichtet. Die Muslime führten eine große Stadterweiterung durch, die sich vom Bereich der Kathedrale bis zu den heutigen Avenidas erstreckte. Diese Mauern zeichneten sich durch ihre geringe Dicke und ihre große Höhe aus: "Es gab keine Artillerie, die Löcher in die Mauer schlagen konnte, sondern man musste darüber klettern, um das Innere zu erreichen, daher diese Merkmale", betont Bestard. Diese Anlage war es auch, die Jaume I. vorfand, als er Palma 1229 eroberte und durch das Tor Santa Margalida trat – dort, wo sich heute das Gebäude der ehemaligen Bank Crédito Balear an der Plaza España befindet, ganz in der Nähe der Stelle, an der das Loch vergangenen Dienstag entstand.

Plan der Stadt Palma, 1644 von Antoni Garau.

Die Bastion überlebte bis zu ihrer Modernisierung im Jahre 1576, als die Zeit der Schusswaffen den Vormarsch machte und Kanonenschüsse riesige Löcher in die dünnen Mauern schlugen. Wie der Chronist Tomeu Bestard weiter berichtet, beschloss man, die bestehende Infrastruktur abzureißen und auf der gleichen Linie eine dickere, nicht so hohe Mauer zu errichten, die alle paar Meter eine Bastion mit Kanonen zum Gegenangriff aufwies. In Form von vorspringenden Spitzen, denen ein Graben und eine weitere Mauer (die sogenannte Contrescarpe) folgten, gaben dem heutigen Zickzackmuster der Avenidas Gestalt.