Die Wallfahrtsstätte Lluc, in der Serra de Tramuntana im Norden Mallorcas gelegen, hat seit Montag einen neuen Ausstellungsraum dem Gesang der La Sibil-la gewidmet. Bei der Figur der Sibylle handelt es sich um eine Seherin. Ihr Gesang, der das Jüngste Gericht ankündigt, wird an Heiligabend in den Kirchen der Insel zur Christmette gesungen.
Dieser Brauch war im Mittelalter in weiten Teilen Südeuropas verbreitet. Über die Jahrhunderte hinweg hat er sich aber nur auf Mallorca und im sardischen Alghero, das einst zum mallorquinischen Königreich gehörte, ununterbrochen gehalten. Im Jahr 2010 wurde der Cant de la Sibil·la von der Unesco zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt.
In dem neu eingerichteten Ausstellungssal des Santuari de Lluc können Pilger und Besucher etwas über Ursprung und Hintergrund dieser Tradition erfahren – etwa über die Kleidung der Sibylle und das Schwert, das sie während ihres Gesangs bei der Cristmette in den Händen hält. Auf einem Teppich ist auch der Text des Sibil·la-Gesangs auf Spanisch, Katalanisch, Englisch und Deutsch zu lesen. Zu den Exponaten gehört zudem eine Kopie der Partitur des Gesangsaus dem 15. Jahrhundert, die im Archiv des Domkapitels von Mallorca aufbewahrt wird.
Bei der Einweihung war der Bischof von Mallorca, Sebastià Taltavull, gemeinsam mit dem Prior von Lluc, Marià Gastalver, und dem Diakon Toni Moreno, anwesend. Der neue Ausstellungsraum mit dem Namen "Espai Sibil-la"soll das ganze Jahr über von 10 bis 17 Uhr geöffnet sein.
Auch im Santuari de Lluc wird an Heiligabend der Cant de la Sibil·la während der Christmette erklingen. In die Figur der Seherin schlüpft hier alljährlich ein Mitglied der Blauets, wie die Kinder der Chorschule des Wallfahrtsortes wegen ihrer blauen Talare genannt werden.
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