Tatsächlich bekommen die Schüler der einzigen deutschen Schule auf den Balearen wenig mit vom bunten Treiben an der nur wenige Hundert Meter entfernten Partymeile. Denn die Bildungsstätte ist in einer oasenartigen Parkanlage in einem Gebäudeflügel der ehemaligen Klosterschule „La Porciúncula” beheimatet. Gleich daneben befindet sich die gleichnamige Kirche, die für die Franziskaner des dritten Ordens errichtet wurde. Doch bis heute musste die Schule seit ihrer Gründung in den vergangenen zwanzig Jahren einen langen und oftmals turbulenten Weg beschreiten. „Das war vor allem anfangs mit viel Arbeit und sogar Tränen verbunden”, erinnert sich Gabriele Fritsch, die Schulgründerin.
In den 1990er-Jahren fing sie zunächst auf dem Gelände der „Porciúncula” mit einem deutsch-spanischen Kindergarten an. 2000 wurde der Schulverein gegründet und immer noch hat es zwei Jahre gebraucht, bis die ersten Grundschüler unterrichtet werden konnten. Auf dem Lehrplan standen von Beginn an neben dem Deutschunterricht auch Spanisch und Katalanisch.
Schritt für Schritt ist die Schule immer weiter gewachsen. Doch hierfür seien Fritsch zufolge viele Verhandlungen, die manchmal sogar zu Reibungen geführt hätten, vonnöten gewesen. Es wurde nach Kompromissen mit den Behörden wie dem Konsulat, der Balearen-Regierung sowie der Kultusministerkonferenz gesucht, zudem mussten die Eltern zufriedengestellt werden.
2007 wurde eine Kooperation mit der Deutschen Schule Barcelona ins Leben gerufen, welche nach wie vor die Vorgaben für die Lehrpläne liefert. Und 2008 dann eine weitere wichtige Innovation: Eine neue Prüfungsordnung ermöglichte es, Realschülern und Gymnasiasten in der Eurocampus-Schule auf Mallorca ihre Abschlüsse zu machen. Auch örtlich durchlief die Deutsche Schule so einige Veränderungsphasen. Denn von 2003 bis 2016 war die deutsch-spanische Lehranstalt in den Räumlichkeiten der skandinavischen Schule in Palmas Stadtviertel El Terreno untergebracht – bis es dann wieder zurück zur „Porciúncula” ging.
2022 besuchen 221 Schüler den Campus, wovon die meisten deutschstämmig sind. Die Eltern der spanischen Schüler seien in deutsche Kultur verliebt oder vom Erziehungssystem der Schule überzeugt, so Fritsch – „es ist ein Geschenk, in zwei Kulturen leben zu können.”
Demnächst bekommt das aus 23 Pädagogen bestehende Lehrerkollegium Verstärkung aus Deutschland. Seit dem Start ins neue Schuljahr am 1. September ist die Schule noch um vier neue Klassenzimmer erweitert worden. Die Kosten dafür wurden aus den fälligen Schulgebühren gestemmt, durch die sich der Eurocampus ausschließlich finanziert.
Durch die Pandemie sah sich Gabriele Fritsch gezwungen, die Digitalisierung am Eurocampus voranzutreiben. Das führte dazu, dass seit Kurzem jeder Schüler ab der 5. Klasse ein personalisiertes iPad erhält, Hybridunterricht eingeführt wurde und viel mit E-Books gearbeitet wird. Für die Zukunft wünscht sich die Schuldirektorin, dass der Eurocampus, ähnlich wie die Schul-Modelle in Madrid und Barcelona, Bestand hat. Bislang ist es die deutsche Schule, die es in der Geschichte der Insel am längsten geschafft hat.
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