Mallorcas Gastronomen befürchten, künftig weniger Gäste in ihren Lokalen begrüßen zu können. | UH

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Ob Strom, Benzin oder Nahrungsmittel: Die seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges weltweit explodierende Preisverteuerung hat bisher vor kaum einem Lebensbereich haltgemacht. Auch die Gastronomie-Branche ist aufgrund der gestiegenen Transporttarife und Lieferschwierigkeiten unter extremen Preis-Druck geraten. Doch wie wird sich diese Entwicklung in Zukunft auf den Speisekarten von Restaurants und Gaststätten widerspiegeln?

Laut Alfonso Robledo, Präsident der mallorquinischen Gastronomenvereinigung Arema, haben viele Restaurants auf Mallorca derzeit mit „extremen” Lieferproblemen bei einigen Produkten zu kämpfen. Konkret handelt es sich dabei um Fisch, Tiefkühlkost, Öle, Fleisch sowie hochwertige Weine und Champagner. „Auf der Insel haben eine große Zahl von Lokalen und Restaurants bereits damit begonnen, ihre Preise um 10 bis 15 Prozent anzuheben”, erklärte Robledo gegenüber der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora”. Das entspreche in etwa der Hälfte der reellen Kostensteigerung, der sich die Branche seit Beginn der Ukraine-Krise ausgesetzt sehe, so Robles. „Die gesamte Erhöhung an den Kunden weiterzugeben, ist utopisch, da die Verbraucher derzeit selbst mit der Inflation zu kämpfen haben. Und das Erste, was die Menschen einschränken, wenn sie weniger Geld haben, ist, auswärts essen zu gehen.”

Hubert Lehmann, Inhaber des bekannten Restaurants „Port Verd del Mar” in Son Servera, wird seine Preise trotz der gestiegenen Betriebskosten nicht erhöhen. „Natürlich haben auch wir mit den Mehrkosten zu kämpfen, dennoch werden wir unsere Speisekarte hinsichtlich der Preise nicht ändern”, so Lehmann.

Kurz mal neue Speisekarte zu drucken, sei nach Ansicht von Jaume Colombás, Vorsitzender des mallorquinischen Restaurantverbandes „Caeb Restauración” gerade für Lokalbetreiber in touristischen Orten keinesfalls so einfach. „Die Karten werden in der Regel vor der Saison in mehreren Sprachen gedruckt. Das kostet je nach Anzahl und Design ein kleines Vermögen”, meint Colombás.

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Überhaupt seien die Gastronomen nach zwei Jahren Corona und dem Ausbleiben der Kundschaft bereits gebeutelt genug. „Große finanzielle Sprünge sind nicht drin. Insbesondere die vielen kleinen Urlauber-Lokale müssen jetzt erst einmal Kasse machen, um sich von der Corona-Talfahrt wieder zu erholen”.

Die Produkte, die den Gastronomen aufgrund ihrer gestiegenen Kosten derzeit am stärksten finanziell zu schaffen machen, seien nach Meinung von Colombás alle Speiseöle, Milch, Butter und Fleisch.

Der Präsident der Gastronomenvereinigung Arema Alfonso Robledo wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass neben den teureren Lebensmittelpreisen auch die gestiegenen Stromkosten für einige Gastronomen auf der Insel bereits existenzbedrohlich geworden sind. „Wo wir früher 1600 Euro für Strom bezahlt haben, zahlen wir jetzt 4000 Euro”. Obendrauf hätten die Restaurantbetreiber mit einem Anstieg der Mietpreise für ihre Lokale von durchschnittlich 6,5 Prozent zu kämpfen.

All dies habe laut Robles dazu geführt, dass sich nicht wenige Gastronomen auf Mallorca mittlerweile dazu entschieden haben, an einigen Tagen der Woche, im Allgemeinen montags und dienstags, zu schließen, um somit Personal- und Betriebskosten zu sparen.

„Von der gegenwärtigen Kostenkrise im Gastronomiegewerbe betroffen sind auf der Insel vor allem Betriebe im unteren bis mittleren Preissegment”, sagt Jaume Colombás vom Verband „Caeb Restauracion”. Den Besuchern von teuren Lokalen sei es in der Regel egal, ob sie für ein Gericht oder ein Getränk ein paar Euro mehr zahlen müssten.