Leise Musik beschallt den Raum, es duftet nach Räucherstäbchen, in der Ferne hört man die Vögel beim offenem Fenster zwitschern. Ich liege auf der Liege und versuche mich zu entspannen: Die Augen sind geschlossen, die Beine und Arme ausgestreckt. Dabei konzentriere ich mich auf die Stimme der Reiki-Lehrerin, Francina Nadal Salas, die mir in ihrer Finca in Esporles die Kunst der japanischen Heilkunst nahebringt. Bevor die Sitzung los geht, fragt mich die Mallorquinerin zunächst nach meinen seelischen und körperlichen Zustand. Danach beginnen wir mit der Session.
Dafür stellt sich Nadal ans Ende der Liege und beginnt mit einer Fußreflexzonenmassage. Langsam spüre ich, wie mein Körper schwerer wird und ich mich zunehmend entspanne. Danach steht Nadal auf, geht um mich herum und legt immer wieder ihre Hand auf einige Körperstellen. Die Mallorquiner praktiziert bereits seit 18 Jahren Reiki. Sie erklärt: „Es handelt sich dabei weder um Magie noch um übersinnliche Kräfte, sondern um Energieaustausch.” Reiki ist japanischen Ursprungs. Das Wort setzt sich aus „Rei” für „Geist” oder „Seele” sowie „Ki” für Lebensenergie zusammen.
Eine Reiki-Behandlung besteht in der Regel aus Handauflegen über der erkrankten oder bedürftigen Körperstelle. Das kann direkt auf dem Körper erfolgen, manchmal werden die Handflächen aber auch nur einige Zentimeter über dem Körper gehalten, also ohne direkten Körperkontakt. Reiki kann aber auch durch Massieren, Beklopfen oder Streicheln des betroffenen Körperareals erfolgen. Nach Vorstellung der Praktizierenden fließt bei der Behandlung Lebensenergie. Ganz nach den individuellen Bedürfnissen des Körpers begibt sich die Energie dann in jene Körperstellen, wo sie gebraucht wird. Hierbei stammt die Energie jedoch nicht vom Behandelnden selbst. Er ist nur der Kanal für die universelle Lebensenergie.
„Der Glaube an die Sache spielt aber auch eine wichtige Rolle”, erklärt Francina Nadal. Nach einer Reiki-Behandlung kann man sich voller Power fühlen, oder aber tiefenentspannt bis erschöpft. Bei schweren Erkrankungen sei es indes dringend erforderlich einen Arzt aufzusuchen. „Reiki heilt keine schweren körperlichen oder seelischen Erkrankungen, kann aber durch die Energiearbeit zu einem besseren Befinden beitragen”, erklärt Francina Nadal.
Das kann Sabine Kersten bestätigen. Die 51-jährige Immobilienmaklerin, die in Cas Català auf Mallorca lebt, entdeckte durch Freunde die japanische Heilkunst und ist überzeugt: „Der stressige Alltag bringt uns oftmals aus dem Gleichgewicht. Mir helfen die Sitzungen, um mich zu entspannen. Reiki löst Blockaden und regeniert den Energiefluss”, erklärt die Allgäuerin. Sie geht bereits seit 25 Jahren regelmäßig zu Sitzungen. „Während meiner Schwangerschaft habe ich mich ebenfalls Sitzungen unterzogen und hatte eine recht entspannte Geburt.”
Im Inselosten in Son Servera gibt die Deutsche Britta Noethen einstündige Reiki-Behandlungen. Sie ist Diplom-Kosmetikerin und ausgebildete Reiki-Meisterin. Doch wieso ausgerechnet Reiki? „Weil es zu einer ganzheitlichen Entspannung und Energetisierung von Körper, Geist und Seele führt”, sagt Britta Noethen.
Bei der Reiki-Lehre gibt es drei Stufen. Zunächst beginnt man die gelernten Techniken an sich selbst anzuwenden. Im Anschluss findet der Energieaustausch dann mit einer anderen Person statt. Schließlich kann man die Energie auch noch in die Ferne leiten. Britta Noethen erklärt: Bei der Fernbehandlung bleibt der Patient zu Hause. Er legt sich zum vereinbarten Zeitpunkt hin und entspannt sich. Der Reiki-Meister überträgt, wie sonst auch, Energien zu den „Chakren” (Energiezentren des Körpers). Das kann beispielsweise mit Hilfe eines Bildes erfolgen. Nur dass die beiden Personen an verschiedenen Orten sind.
Fern oder nah: Meine erste Reiki-Erfahrung dauerte rund 20 Minuten. Ich fühle mich entspannter, dennoch ist eines sicher: Schon der Glaube an Etwas versetzt Berge.
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