Murphy’s Law ließ freundlich grüßen: Mit dem Coronavirus kam für Sabrina Kolbe im Frühling auch noch die Arbeitslosigkeit. Die gebürtige Münchnerin verlor ihren Redakteursjob, das Einkommen sank auf null. Doch statt sich entmutigen zu lassen, setzte die ausgebildete Journalistin und Mutter eines vierjährigen Sohnes auf die Maxime „Jetzt erst recht!“ und machte sich mit ihrem Online-Shop „Winery of Arts“ selbstständig.
Dort bietet sie klassisch-schönen Schmuck aus Gold oder Silber an. Ihr Lieblingsmotiv sind Weinblätter, die sie in mehreren Größen aus Gold oder Silber fertigt und zu Kettenanhängern, Fußketten oder Ohrringen verarbeitet. Aber auch Ohrringe in Muschel- oder Federform gehören zum Sortiment. Die Idee hinter ihrem Schmuck: In Kombination mit einem edlen Tropfen soll so ein Geschenk entstehen, an das man sich auch lange nach dem Genuss noch erinnert. „Oftmals sind Weine eine Art Verlegenheitsmitbringsel. Mit meinen Kreationen will ich sie in ein besonderes Präsent für einen besonderen Anlass verwandeln“, sagt die 47-Jährige.
Die Liebe zum Rebensaft liegt bei ihr in der Familie. Lebensgefährte Gil baut mit seinem Bruder auf einer 300 Jahre alten Finca bei Marratxí Wein an, bald soll dort eine Bodega entstehen. „Wein ist ein Riesenthema auf Mallorca, ich bin von der Qualität der Inselsorten absolut begeistert“, sagt Kolbe. Ihre Leidenschaft fürs Goldschmieden entfachte ihr kunstsinniger Vater. Zum Abitur schenkte er ihr Sägen, Feilen und Zangen, die zur Schmuckherstellung nötig sind. „Interessanterweise zählte das Werkzeug zu den wenigen Dingen, die ich nach Mallorca mitgenommen habe“, erzählt Kolbe, die seit 2008 auf der Insel lebt und hier zunächst sieben Jahre eine Finca-Vermittlungsagentur leitete.
„Enjoy Mallorca“ hieß das Unternehmen. „Aber die Einzige, die das Leben auf der Insel nicht genoss, war ich. Ich habe nur gearbeitet, wollte aber Familie und Kinder“, erzählt sie. Ein Burn-out brachte sie dazu, ihr Leben komplett umzukrempeln. „Ich habe alles in Frage gestellt und war auf der Suche nach einem Psychologen. In dieser Zeit stieß ich eines Tages auf eine Goldschmiedeschule in Palma“, berichtet sie. Die Kurse waren ihre Rettung. „Das war meine Therapie, meine Meditation und pure Magie“, sagt sie. Ihren Job in der Finca-Agentur ließ sie sausen, ihr Geld verdiente sie fortan wieder mit dem Journalismus – bis Corona kam und der Job ging.
In der Selbstständigkeit sieht Kolbe nun eine Chance, langfristig mehr zu verdienen, als dies auf Mallorca mit einer Festanstellung möglich ist. Sie fing an zu recherchieren, wie sie die Themen Wein und Schmuck miteinander verbinden könnte und stieß auf ein weitgehend schwarzes Loch. Ihre Liebe zur Natur und ihre Leidenschaft für botanische Zeichnungen und Fotos brachten sie schließlich auf das Motiv des Weinblatts. „Es steht für Unsterblichkeit und Schönheit. Es ist klassisch, weder hip noch trendy und steht Jung und Alt“, erklärt sie. Sie baut es aber auch in Sonnenbrillen und Fußketten ein und verleiht ihm so einen modernen Touch.
„Vid Veritas“ („Im Weinstock liegt die Wahrheit“) hat sie ihre schlicht-elegante Kollektion getauft. Die 47-Jährige arbeitet dafür mit einem Gold- und Silbergießer in Manacor zusammen, der aus ihren Designs die Rohformen herstellt, die sie dann in ihrer Werkstatt poliert und mit Haken und Ösen versieht. Am beliebtesten bei ihren Kunden sind zarte Ketten mit einem kleinen Anhänger in Weinblattform. Beim Edelmetall der Wahl gibt es aber klare Geschmacksunterschiede. „Urlauber aus Deutschland ziehen Silberschmuck vor, Spanier wollen Gold, oder zumindest ein vergoldetes Stück“, sagt Kolbe. „Deutsche lieben Understatement, hierzulande steht man auf Bling-Bling, das ist kulturell bedingt.“
Sie selbst zieht echtes Gold vor, auch wenn der Preis in Coronazeiten in ungeahnte Höhen geschossen ist. „Das ist eine dauerhaftere Anschaffung als vergoldete Schmuckstücke“, erklärt sie. Ein feines Goldkettchen mit Anhänger schlägt zurzeit mit 250 Euro zu Buche, zum Vergleich: Die vergoldete Variante kostet 95 Euro, die silberne 75 Euro. „Ich biete bei Mehrfachbestellungen aber Rabatte an“, so Kolbe.
Zurzeit stürzt sie sich als One-Woman-Show ins Marketing, hat eine Website (www.winery-of-arts.com) gelauncht, kontaktiert Bodegas und Hochzeitsplaner wegen möglicher Kooperationen. Gustobalear, ein Unternehmen, das hiesige Produkte nach Deutschland liefert, hat bereits Interesse bekundet, genau wie der Leiter der Stadtmärkte von Palma. Die Charity-Organisation Hope Mallorca versteigerte jüngst ein Schmuckstück von ihr für den guten Zweck. „Langfristig will ich nicht nur auf der Insel, sondern auch international aktiv werden“, erklärt sie.
Die Wahl-Mallorquinerin glaubt an ihren Erfolg, auch wenn Schmuck zurzeit auf der Prioritätenliste sicher alles andere als ganz oben steht: „Besondere Anlässe wie Geburtstage oder Hochzeiten, zu denen man nach einem besonderen Geschenk sucht, gibt es aber immer.“
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