Vor wenigen Wochen noch war Palmas Herzschlag kaum zu spüren. Nun erobert das Leben Schritt für Schritt wieder die Gassen der historischen Altstadt.
Rappelvoll ist es normalerweise zu dieser Jahreszeit in der Inselhauptstadt. Vor allem im Carrer de Sant Miquel und an der Plaça Major drängeln sich die Urlaubermassen, deutsche Sprachfetzen flirren allerorten durch die Luft.
Menschentrauben wie in den vergangenen Jahren sucht man derzeit noch vergeblich, doch Straßen und Cafés sind mittlerweile wieder angenehm belebt. Urlaubern, die jetzt schon den Weg auf die Insel gefunden haben, gefällt’s. Corny aus Leipzig bummelt mit drei Freunden durch den Carrer de Sant Miquel. Seit Anfang Juli entspannt das Quartett auf einer Finca bei Manacor. „Hier ist schon einiges los. Ganz anders als in Alcúdia, da waren wir gestern und es war total leer“, berichtet sie. „Für mich ist es toll, Mallorca so kennenzulernen“, sagt ihre Freundin Nicole, die zum ersten Mal auf der Insel ist. „Wenn man es anders kennt, ist es aber sicher etwas komisch“, ergänzt Corny.
Dass die „Neue Normalität“ ihren Namen tatsächlich verdient, zeigt sich wenige Meter weiter auf der Plaça Major, einem ansonsten pulsierenden Platz der Stadt. Musiker oder Straßenkünstler, die sich als „lebende Statuen“ ihren Unterhalt verdienen, sucht man vergebens. Der Kunsthandwerksmarkt war noch bis vor einer guten Woche komplett von der Bildfläche verschwunden. Nun wartet etwa eine Handvoll Stände wieder auf Kunden. Auch Restaurants und Cafés, aus denen sich normalerweise ein pausenloses Stimmengewirr als Klangteppich über den Platz legt, sind nur zu einem Teil geöffnet. Der laute Platz ist leise geworden. Seit Anfang Juni hat dort das Restaurant Brisas seinen Betrieb mit der Hälfte der Belegschaft wieder aufgenommen. „Seit zwei Wochen läuft es etwas besser, aber es ist nicht mit einer normalen Saison zu vergleichen“, erzählt Kellner Mariano. 25 Gäste kamen am vergangenen Freitag, am Samstag drauf ein wenig mehr. „Es ist schwierig, wir zählen auf mehr Urlauber ab Mitte Juli“, sagt er und versucht ein paar ausländisch aussehende Passanten mit einem „Do you want a drink?“ in sein Etablissement zu locken – vergeblich.
So wie ihm geht es manchem Laden in der Altstadt. „Man merkt schon, dass wieder Touristen auf der Insel sind. Aber anders als in den Vorjahren schauen sich viele nur um und kaufen nichts“, erzählt Verkäuferin Teresa, die in der Avinguda Jaume III Schuhe der Mallorca-Marke „Camper“ verkauft. „Ich denke aber, dass es in ein paar Wochen besser wird.“
Beim Mode-Label Carhartt im Carrer de Sant Nicolau sieht es ähnlich aus. Normalerweise brummt der Laden im Sommer, die sportive Kleidung „Made in USA“ ist vor allem bei deutschen Kunden sehr beliebt. „Seit Ende letzter Woche kommen etwas mehr Touristen zu uns. Manchmal haben wir aber auch zwei Stunden nichts zu tun. Ich vermute, dass es im August besser wird“, berichtet Verkäuferin Cristina. Obwohl zurzeit weniger Kunden kommen, ist seit Montag die komplette Mannschaft wieder am Start. „Für das Personal hat die Situation tatsächlich auch einen Vorteil. Wir können mal durchatmen“, sagt sie.
An der Plaça de Cort verkauft Marga die bei deutschen Touristen und Residenten beliebten mallorquinischen Spezialitäten von „Fet a Sóller“. Vor den Regalen mit Orangenmarmelade und Olivenöl herrscht ungewohnte Leere. „Sonst drängelten sich die Kunden schon vor dem Laden, auch viele Kreuzfahrttouristen kamen zu uns“, berichtet sie. Seit der vergangenen Woche läuft es besser, der Umsatz stieg um etwa zehn Prozent. „In den Straßen herrscht deutlich mehr Leben. Aber ich verstehe, dass die Leute angesichts der wirtschaftlichen Situation nicht so viel ausgeben wollen. Man muss einfach Geduld haben”, sagt sie. Damit könnte sie recht haben, denn die Geldbeutel von Einheimischen und Urlaubern dürften noch längere Zeit leerer als sonst sein.
4 Kommentare
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Träumen ist ja erlaubt, ich träume auch, dass Niederlande, Schweden, Dänemark und Österreich bei den EU Regelungen zum Rettungspaket standhaft bleiben, Geld nur als Kredit und Zusagen für deren sinnvolle Verwendung, die Kuh kann man nämlich nur so lange melken, bis die trocken steht.
Dank des lockdowns und der Maskenpflicht konnte wieder geöffnet werden. Durch eine intelligente Maskenpflicht (es braucht dringend technologische Innovation für ebenso schützende wie bequemer zu tragende Masken) kann eine zweite Welle sehr stark abgeflacht werden, um ein modifiziertes Wirtschafts- & Gesellschaftsleben zu ermöglichen. Hierfür müssen die Menschen sich anpassen; das klappt bei Intelligenten schnell & gut. Mancher tut sich schwer, die Zusammenhänge von Biologie & Medizin zu akzeptieren. Aber zur Vermeidung von Millionen Toten gibt es keine Alternative! Unite behind the science! P.S.: Leben mit Corona: Die Maske lehrt uns Demut www.faz.net/aktuell/stil/trends-nischen/kommentar-zum-leben-mit-corona-die-maske-lehrt-uns-demut-16865439.html
Sie haben zwei wichtige Schlußsätze vergessen: Die bunte Schar sonnenhungriger Menschen aus aller Welt flanieren föhlich und entspannt durch die Straßen Palmas, dabei in schweren Gedanken, warum man nicht schon früher darauf gekommen ist, solch modische Gesichtsmasken zu tragen. Wie unbeschreiblich lebenswert ist es doch, bei diesen höllischen Temperaturen einem Herzinfarkt auf so perfekte Weise nahe zu sein.
So wird es aber nicht bleiben, Dank der unsinnigen Maskenpflicht! Die Tourismusbranche, die Kneipen und Hotels sind im A.....für dieses Jahr! Und wenn es mit diesen Entscheidungen so weitergeht, für die nächsten Jahre auch! Sicher aber ist, das der " gehobene Tourismus " niemals funktionieren wird! Es werden sehr sehr schwere Jahre auf uns zukommen!