Am Dienstag verkündete Spanies Premier Padro Sánchez seinen Fahrplan für den Exit aus den strengen Corona-Regeln. | Moncloa-Palast

TW
40

Vermutlich bis Ende Juni werde man die "Neue Normalität" in Spanien erreicht haben, das verkündete Ministerpräsident Pedro Sánchez am Dienstagabend in Madrid.

Spanien werde, im Gegensatz zu vielen europäischen Ländern, einen eigenen Weg bei der graduellen Lockerungen aufgrund von Covid-19 einschlagen. Man werde nach bestimmten Phasen und festgelegten "Benchmarks", also Wegmarken, vorgehen und alle 14 Tage neue Evaluierungen vornehmen, um das weitere Vorgehen bestimmen zu können, so das Ergebnis der Kabinettssitzung am Dienstagnachmittag in der Hauptstadt.

Dieses Vorgehen trägt den Namen "Plan für die Entwicklung in Richtung einer neuen Normalität". Die einzelnen Phasen werden nach Ziffern benannt: 0, 1, 2 und 3. In jeder der Phasen seien Lockerungen (aber auch Rückschritte) möglich, bestimmte "Eckpfeiler" sollen über den Übergang von einer zur nächsten Phase entscheiden, so Sánchez.

Während dieser Phasen sei kein Reisen zwischen den einzelnen Provinzen oder Inseln möglich, es sei denn es liegen "höhere Gewalt" oder ein Notfall vor. Das Tragen einer Atemmaske sei nicht Pflicht, werde aber in allen Phasen dringend empfohlen. Einzelne Regionen könnten früher als andere in neue Phasen eintreten. Das hänge von verschiedenen Faktoren ab wie der Infektionslage, der allgemeinen Situation des Gesundheitswesens und der Auslastung von Krankenhäusern.

Jede Phase dauert nach Angaben der Regierung idealerweise zwei Wochen, daraus wird sich folgender, abstrakter Zeitplan ergeben:

Phase 0 ist die "Vorbereitungsphase", die jetzt schon in einem Großteil des Landes (auch auf Mallorca) gilt. Lockerungen innerhalb dieser Phase gab es bereits. So dürfen seit dem vergangenen Wochenende wieder Kinder an die frische Luft. Ab Samstag, 2. Mai, sind dann auch Spaziergänge der Erwachsenen und Sport im Freien wieder erlaubt. Einzelne Regelungen zu diesen Lockerungen könnten noch bekanntgegeben werden, eventuell auch durch dei einzelnen Autonomen Gemeinschaften.

Geschätzter Zeitraum dieser Phase: Bis einschließlich 10. Mai.

Phase 1 beginnt dann am 11. Mai. Ausnahmen bilden die Baleareninsel Formentera sowie die Kanareninseln La Gomera, El Hierro und La Graciosa. Aufgrund ihrer geringen Größe und der guten Ausgangslage starten diese Inseln schon am 4. Mai in die Phase 1. In diese Phase, auch "Initialphase" genannt, fallen die Öffnung kleinerer Geschäfte und eine schrittweise Lockerung der Regeln für die Gastronomie. Lokale sollen dann ihre Außenterrassen wieder öffnen dürfen, allerdings nur mit 30 Prozent des Volumens. Restaurants dürfen außerdem öffnen, um Essen zum Mitnehmen anzubieten. Für Menschen über 60 Jahre werde es besondere "Regelungen" geben, um ihnen speziellen Schutz zu gewähren, beispielsweise Vortrittsrechte beim Einkaufen.

Geschätzter Zeitraum dieser Phase: 11. Mai bis 24. Mai

Ähnliche Nachrichten

Phase 2 beschreibt die "Mittelphase" und beginnt voraussichtlich am 25. Mai: Die Lockerungen hier betreffen zum Beispiel die Wiedereröffnung von Innenräumen der Gastronomiebetriebe, auch hier wieder mit nur 30 Prozent der Auslastung. Auch eine schulische Notbetreuung für Kinder von Elternpaaren, in denen beide Elterneteile berufstätig sind, fällt in diese Phase, obwohl die Schulen im Regelbetrieb erst wieder mit dem neuen Schuljahr im September öffnen sollen. Kulturelle Aktivitäten nehmen ebenfalls wieder ihr Angebot auf, allerdings mit einer Reduzierung der Plätze. Lediglich 30 Prozent können hier angeboten werden und die Sitzplätze müssen zugewiesen werden, beispielsweise in Theatern oder Kinos. Wichtig: Auch die Hotels sollen dann wieder öffnen dürfen, allerdings unter strengen gesundheitlichen Sicherheitsmaßnahmen und ohne Nutzung von Gemeinschaftsräumen.

Geschätzter Zeitraum dieser Phase: 25. Mai bis 7. Juni

Die Phase 3, die "Fortgeschrittene Phase", kann dann eintreten, wenn die anderen Phasen erfolgreich absolviert wurden und beinhaltet weitere Lockerungen, zum Beispiel im Bereich der Mobilität und Gastronomie. Geschäfte sollen unter der Abstandregel von zwei Metern wieder mindestens 50 Prozent des normalen Kundenvolumens hereinlassen dürfen. Genauere Angaben hierzu machte Sánchez nicht. Dem Fahrplan zufolge würde diese Phase aber am 8. Juni beginnen. Dann soll man auch wieder "normal" an den Strand gehen können, nicht nur zum Spazieren, mit den Kindern oder mit dem Hund.

geschätzter Zeitraum dieser Phase: 8. Juni bis 22. Juni.

Die letzte Phase, die sogenannte "neue Normalität" werde voraussichtlich Ende Juni, wenn alles gut läuft, ab dem 22. Juni, eintreten. Bis dahin ist es nicht erlaubt, Reisen zwischen den einzelnen spanischen Provinzen oder Inseln wahrzunehmen. In diese Phase dürfte aber vermutlich auch die Öffnung der Flughäfen für ausländische Reisende fallen, wenngleich hier für Gebiete, die in gesteigertem Maße vom Tourismus abhängen, Sonderregeln geschaffen werden könnten. Allerdings hängt das auch mehr als alle anderen Fragen von Entscheidungen auf europäischer Ebene ab, weshalb hier noch keine konkreten Aussagen getroffen werden können.

geschätzter Zeitraum dieser Phase: Vom 22. Juni bis zu dem Tag, an dem ein wirksamer Impfstoff oder ein geeignetes Medikament gegen Covid-19 zur Verfügung stehen.

Für alle Phasen gelte, die Abstandsregeln einzuhalten, ebenso weiterhin die hygienischen Vorgaben zu befolgen.

Wann eine Region von einer Phase in die nächste übergehen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Möglichkeiten der Prävention im öffentlichen Raum und die Kapazitäten in den Krankenhäusern und vor allem der Intensivbetten spielen hier eine Rolle. Jede Entscheidung werde in enger Abstimmung zwischen Zentralregierung und den einzelnen Autonomieregierungen getroffen. Vizeministerpräsident Pablo Iglesias wird von nun an Teil des Technischen Komitees bei der Umsetzung der graduellen Lockerungen sein.

Pedro Sánchez betonte noch einmal, dass die Erfolge der bisherigen Bekämpfung der Krise mit vielen Opfern besonders auf Seiten des Gesundheitspersonals erst möglich gewesen seien. Man müsse mit diesen Erfolgen behutsam umgehen und dürfe nicht zu voreilig handeln, auch wenn das Bedürfnis nach Auflockerung nach den vielen Wochen bei allen groß sei.