Auf der Hitliste der Neujahrsvorsätze landet dieser jährlich ganz oben und bei vielen sogar jedes Jahr: der Vorsatz, endlich mit dem Rauchen aufzuhören. Der Jahreswechsel ist eben prädestiniert für einen Rauchstopp – schon alleine, weil man sich das Datum so gut merken kann. Den Glimmstängel für immer zur Seite zu legen, ganz alleine, ohne fremde Hilfe – das schaffen aber nur drei bis fünf Prozent. Während die einen resigniert im nächsten Tabakladen eine neue Schachtel für 4,75 Euro kaufen, suchen die anderen Hilfe, zum Beispiel bei Birgit Heitmann.
Die geprüfte Heilpraktikerin ist eine sanfte Erscheinung, redet fürsorglich und hört aufmerksam zu. Seit sieben Jahren arbeitet sie in ihrem „Lichtgarten” in Sant Llorenç mit Hypnosetherapie und hilft Menschen bei Burn-out, bei Übergewicht, bei Angstzuständen und Zwängen. Und sie macht Menschen rauchfrei. „Meine Erfolgsquote liegt bei 90 Prozent. Wer es nicht schafft, der will es auch nicht schaffen”, sagt die 60-Jährige. 90 Prozent, nur jeder Zehnte schafft es nicht. Also los.
Wer sich für eine Raucherentwöhnungshypnose entscheidet, wird zuerst zu einem ausführlichen Vorgespräch eingeladen, der sogenannten Anamnese. Der Hypnotiseur fragt ganz genau nach: „Wie viele Zigaretten rauchen Sie durchschnittlich am Tag? Rauchen Sie auch, wenn Sie krank im Bett liegen müssen? Schmeckt Ihnen die Zigarette besonders in Verbindung mit Alkohol?”, auch zwischenmenschliche Beziehungen sowie der Arbeitsalltag spielen bei der Befragung wichtige Rollen - und die persönliche Gesundheit. Patienten mit epileptischen Erkrankungen kommen für Hypnosen zum Beispiel nicht infrage und Menschen, die psychische Krankheiten haben, werden auch erst behandelt, wenn sich der Heilpraktiker vorerst mit dem zuständigen Arzt abspricht.
Nach der Anamnese folgt die eigentliche Hypnose. Hierbei folgen Hypnotiseure verschiedenen Methoden: „Das macht man ganz davon abhängig, wen man da vor sich hat”, sagt Heitmann und klärt auf: „Menschen, die zum Beispiel Schwierigkeiten damit haben, die Kontrolle abzugeben und gerne die Situation im Griff haben, bekommen eine härtere, autoritärere Behandlung als andere.”
Die Patientin, die an diesem Freitagmittag bei Heitmann in der Finca „Lichtgarten” in Sant Llorenç sitzt, ist eher eine weiche Persönlichkeit. Rund 18 Zigaretten raucht die 32-Jährige am Tag, und das seit 15 Jahren. „Das schaffen wir in einer Sitzung”, sagt Heitmann fast siegessicher. Erst in der vorherigen Woche hatte sie einen älteren Mann, der 80 Kippen am Tag wegpaffte. Bei so starken Rauchern sind zwei bis vier Sitzungen notwendig, um die Anzahl der Zigaretten erst zu reduzieren und dann langsam das Verlangen ganz zu stoppen.
Zurück zur Patientin vom Freitag: Die Sitzung startet mit einem kurzen Vorgespräch, ähnlich wie ein Warm-up, dann geht es für die Noch-Raucherin auf eine Behandlungsliege. Im Hintergrund erklingt leise Flötenmusik und das Rauschen eines Wasserfalls, ähnlich wie im Massageraum eines Spa-Centers. Heitmann beginnt mit einer sanften Stimme beruhigende Sätze zu formulieren, um die junge Frau in einen tiefen Entspannungsmodus zu versetzen. Erst als die Teilnehmerin in eine Art Trancezustand gefallen ist, beginnt die gelernte Heilpraktikerin damit, verschiedene Module anzuwenden: „Zuerst geht es darum, Blockaden zu lösen”, so die Mallorca-Residentin. Blockaden, also negative Gedanken, die sich im Kopf festsetzen. Dann kommt der nächste Schritt: „Die Suggestionen, die ganz auf den Patienten abgestimmt sind. Wie die verbesserte Gesundheit oder der bessere Geschmackssinn, je nachdem, was dem Teilnehmer besonders wichtig ist.”
Nach rund 60 Minuten ist die Sitzung vorbei und die Teilnehmerin wird langsam zurückgeholt. Und? Wie war’s? Von der Hypnose habe sie nichts bemerkt und sie sei zwischendurch auch mal kurz eingeschlafen. Jetzt fühle sie sich sehr entspannt. Das Verlangen nach einer Zigarette habe sie gerade nicht. 44 Tage später hat die Ex-Raucherin 191 Euro gespart und 805 Zigaretten nicht geraucht.
Wenn es so einfach und unkompliziert ist, wieso machen es dann so wenige?
Abschreckend wirkt zunächst der Preis. Bei Heitmann werden 270 Euro für zwei bis drei Hypnosesitzungen veranschlagt, inklusive Vor- wie Nachgespräch und ausführlicher Anamnese. Zudem genießt die Hypnose nicht gerade den besten Ruf. Menschen, die nach einem Fingerschnippen wie Affen auf dem Boden hüpfen und unverständliche Laute von sich geben – das geht vielen beim Begriff Hypnose durch den Kopf. Dabei hat die Show-Hypnose nichts mit der medizinischen oder therapeutischen Hypnose gemein. Die Hypnosetherapie ist längst als Psychotherapierichtung anerkannt, nachweislich kann sie bei Migräne, Schlaf- und Zwangsstörungen helfen, bei Depressionen und anderen psychischen Krankheiten unterstützend mitwirken und das Rauchverlangen beenden.
Auch Nina Pusch- mann bietet Raucherentwöhnungen auf Mallorca an. Seit 1995 leitet sie die Naturheilpraxis in Peguera, zu ihrem Team gehören außerdem drei Heilpraktiker. Anders als Heitmann benutzt die Diplomtherapeutin fünf verschiedene Methoden in einer Sitzung: Neben der therapeutischen Hypnose findet außerdem eine Akupunktur am Ohr statt, eine Lasertherapie als besondere Form der Akupunktur, eine Dauer-Akupunktur sowie die „Aktive Reaktionsmethode”. Ziel sei es dabei, dem Patienten das Rauchen wieder abzugewöhnen: „Es wird ja niemand als Raucher geboren! Wir trainieren uns das Qualmen ja hart an und mit dieser Methode trainieren wir es wieder ab.”
Rund 90 Minuten dauert die Behandlung, auf der Website wird mit Erfolgsgarantie geworben. Den Rauchstopp gibt es für 235 Euro, nach eigenen Aussagen liegt die Erfolgsquote bei 99 Prozent: „Es muss einfach knallen! Und wer sich danach unsicher fühlt oder rückfällig wird, der kommt einfach noch einmal vorbei. Wir machen das so lange, bis es funktioniert”, so Puschmann.
Das Wichtigste sei, und da sind sich alle Heilpraktiker und Therapeuten einig: Der Raucher muss es wirklich wollen, erst dann habe eine Hypnose zur Raucherentwöhnung auch wirklich eine Chance.
Heitmanns Patientin ist weiter optimistisch, vor allem aber sehr stolz. Mit dem Ersparten kann sich die Mallorca-Residentin bald einen Urlaub leisten. Wenn sie durchhält, hat sie zehn Lebensjahre wieder dazugewonnen und schon jetzt spüre sie eine deutliche Verbesserung des Geruchs- und Geschmackssinns. Aber sie gibt auch zu: Manchmal komme das Verlangen nach der Zigarette zurück. Besonders an geselligen Abenden, beim morgendlichen Kaffee, beim auf den Bus warten. Doch die Attacken seien in wenigen Minuten überstanden und der Bus komme mit einer Zigarette ja auch nicht schneller. Vor allem nicht auf Mallorca.
Birgit Heitmann, Naturheilpraxis und Seminarzentrum Lichtgarten Mallorca: www.hypnose-mallorca.com.
Naturheilpraxis von Nina R. Puschmann: www.mallorca-naturheilpraxis.de.
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