Hufeisennatter auf den Balearen.

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Eigentlich gilt die Zentralebene Mallorcas seit ewigen Zeiten nicht nur als ausgesprochen idyllisch, sondern auch als ausgesprochen gefahrlos. Vor dem Getier, das sich dort im und über dem Unterholz herumtreibt, musste man nie Angst haben.

Das jedoch hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert. Immer mehr armdicke und mit manchmal fast zwei Metern richtig lange Schlangen werden im sogenannten „Pla” gefunden. Es handelt sich vor allem um Hufeisen- und Treppennattern, „Hemorrhois hippocrepis” und „Rhinechis scalaris”.

Sobald es warm wird, wachen die Kreaturen aus ihrem Winterschlaf auf und vermehren sich nach Lust und Laune. Deswegen machte Iván Ramos, Tierschutzchef des balearischen Umweltministeriums, jüngst eine Aussage, die ungläubig aufhorchen ließ: Es sei nicht möglich, diese invasiven Schlangen wieder auszurotten, äußerte er. Der Kampf gegen die Eindringlinge sei verloren.

Die kamen in den vergangenen Jahren nach der Jahrtausendwende hauptsächlich in der kalten Jahreszeit unbemerkt auf Fähren in hohlen Olivenbaumstämmen vom spanischen Festland auf die Insel. Und sie tun es weiterhin. Es war halt vor einiger Zeit üblich auf Mallorca geworden, solche Bäume einzuführen, um diese an mittelmeervernarrte, meist ausländische Privatleute zu verkaufen, die nichts anderes als in diesen Breiten übliche Gärten anlegen wollten. Die spanische Tageszeitung „El Mundo” verglich die Olivenbaumstämme mit trojanischen Pferden voller ungebetener Gäste.

Im Jahr 2017 waren viele Nattern sogar in den Zentren von 14 Mallorca-Dörfern gesichtet worden. Das liegt daran, dass die Tiere kühlere Orte suchen. Sie zieht es vor allem in Garagen und Keller. Der damalige Bürgermeister von Sineu, Miquel Gelabert, hatte seinerzeit bei der Balearen-Regierung eindringlich um Fallen nachgesucht. Die Schlangen sorgten für Angst in der Bevölkerung, sagte er damals. Auch im Stadtkern von Artà tauchten die Tiere im Jahr 2017 gehäuft auf und verursachten ein gewisses Unbehagen.

Die ins Auge stechenden Reptilien sind, obwohl ungiftig, alles andere als ohne: Wenn sie sich bedroht fühlen, können sie ohne viel Federlesens aggressiv werden und auch mal kräftig zubeißen. Wenn das passiert, kann es durchaus sein, dass sich so eine schmerzhafte Wunde entzündet. Wer mit einem Biss davonkommt, sollte sich dennoch fast glücklich schätzen, denn zuweilen benutzen die Schlangen sogar ihr Hinterteil als Peitsche. Angesichts dessen überrascht es fast, dass sich einige mutige Katzen im Ort Son Servera, wie erstaunt in Lokalmedien verbreitet wurde, genüsslich über die Reptilien hermachten und diese zum Teil auffraßen.

Hufeisennattern kann man bestens an ihrer unverwechselbaren Zeichnung auf ihrem Körper erkennen: Es sind rautenförmige oder ovale Flecken. Die Treppennattern weisen ähnliche Gebilde auf. Angesichts der großen Zahl dachten sich Leser im MM-Facebook jüngst kreative Methoden aus, den nervenden Eindringlingen beizukommen. Unter anderem wurde vorgeschlagen, die Schlangen zu verspeisen, zumal ihr Fleisch als sehr zart gilt.