„95 Prozent unserer Gäste kommen aus der Bundesrepublik”, freut sich Antonio Mayol, der Chef des örtlichen Hotelverbandes, gegenüber MM. „Hinzu kommen noch einige Österreicher und Franzosen.” Dass der zur Gemeinde Calvià gehörende Ort im Südwesten von Mallorca Jahr für Jahr so viele Deutsche anzieht, ist historisch bedingt. „Schon in den 60ern brachten vor allem Reiseveranstalter aus der Bundesrepublik ihre Gäste nach Peguera”, sagt Antonio Mayol. „Und dann verselbstständigte sich alles. Die Gewerbetreibenden warben um Kunden vor allem auf Deutsch.” Dass das auch so bleiben wird, ist zu erwarten, denn laut Mayol kommen rund 60 Prozent der deutschen Gäste immer und immer wieder in den sauberen, gemütlichen, aber nicht abgehobenen Ort, wo wohlrestaurierte alte Bauten neben modernen, aber nicht durchweg abstoßenden Gebäuden stehen. Bewegt man sich durch die Straßen, so fällt auf, dass selbst die wenigen ausnehmend hässlichen Konstruktionen und sogar Nippesläden nicht so heruntergekommen wirken wie etwa im benachbarten Magaluf. Womöglich liegt das auch daran, dass der bürgerliche Habitus der Klientel entscheidend zur Bildung eines durchweg vorzeigbaren Großen und Ganzen beitragen hat.
Die in der Regel soliden Menschen, die es nach Peguera zieht, kaufen in Kettengeschäften wie Heymo oder Esprit ein und schätzen Sportveranstaltungen wie den Triathlon im Oktober mehr als laute Sauf-Events wie etwa an der Playa de Palma oder in Cala Rajada. Wobei der Frohsinn nicht außen vor bleibt: In Tanzlokalen wie dem „Rendezvous” kann man sich youngsterfrei zu 80er- und 90er-Jahre-Klängen wiegen, und wenn an der Straße Songs wie „Ooooh, verdammt ich liebe dich” erklingen, dann passt das zu den Gästen. Die Flippigeren zieht es unterdessen in den bereits Kultstatus genießenden „Krümels Stadl”, wo früher auch der inzwischen verblichene Jens Büchner aufgetreten war.
Das alles fügt sich in eine Natur ein, die manch einen aufjauchzen lässt. „Hach sind die Blüten schön”, entfährt es der Touristin Ingeborg aus Würzburg-Randersacker vor einem älteren Anwesen während des MM-Streifzugs. Und tatsächlich: Die Kiefern, der Sand, das Meer und sonstiges Grün geben Peguera trotz der 78 Hotels mit rund 14.000 Betten einen idyllischen Touch.
Dies ist wohl der Nachhall von früher. „Ehedem stand nur an der nahen Cala Fornells ein Haus”, weiß Antonio Mayol. „Dort wohnte zeitweise der Stummfilmstar Rodolfo Valentino.” Zwei Jahre später eröffnete in Peguera des erste Hotel, das „Playas Paguera”. Das spätere Villamil-Hotel wurde da noch als Herrenhaus genutzt. „Das Hotel Malgrat kam 1932 hinzu, die Apartment-Anlage Atalaya 1935”, so Mayol. „In den gesamten 30ern gab es in Peguera nur vier Gebäude.” Mit dem ersten Stadtentwicklungsplan in Calvià im Jahr 1958 entstand dann nach und nach der heutige so geschäftige Urlaubsort.
In jenem durchgreifenden Entwicklungsprozess in den 60ern und 70ern gelang es, allzu verstörende bauliche Exzesse wie etwa in Arenal zu verhindern. Und so passt Peguera durchaus, leicht betulich, leicht idyllisch und ansatzweise mondän, wie es nunmal ist, zum verfeinerten Komfortverständnis erdverbundener Sonnenfans aus Deutschland.
1 Kommentar
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Wir waren schon mehrfach in Peguera. Ein angenehmer Ort.