Maria Gibert hat schon alles fein säuberlich vorbereitet für das kleine private Show-Cooking beim Besuch der MM-Reporterin. Auf dem Tisch in ihrer Küche stehen auf einem Tablett zwei kleine Gläser mit Öl und Essig, Weißbrotstückchen, Gewürze etwas Knoblauch und geriebene Mandeln in einer kleinen Schale. Und eine Schale mit Wasser.
„Wir werden ein leichtes, typisch mediterranes Sommergericht zubereiten“, sagt Maria Gibert strahlend. Eine „Sopa blanca de ajo”, eine weiße Knoblauchsuppe. Die eigne sich perfekt an heißen Tagen. Man könne sie auch direkt in kleinen Schnapsgläsern als Aperitiv einnehmen.
Die fast 82-jährige Dame ist inzwischen ein Medienprofi. Auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ist sie grundbodenständig geblieben. Das merkt man bald, wenn man ihr Gewürze reicht, mit ihr plaudert und ihr beim Kochen zuschaut.
Maria bindet sich eine Schürze um. Nicht irgendeine. Sie ist mit stark überzeichneten Karikaturen in Schwarz–Weiß bedruckt. Marias Konterfei – ein Dankeschön eines Künstlers. „Wir machen das so wie in meinen Videos“, sagt Maria Gibert auf Spanisch und verfällt augenblicklich in einen professionellen, leicht didaktischen Tonfall. „Man nehme zuerst das Öl und den Essig, verquirle alles mit dem Knoblauch.“
Bekannt wurde Maria Gibert durch ihre wöchentlich geposteten Youtube-Videos. Ihre beiden Enkel sind die treibende Kraft hinter Maria. Ihr Enkel, der in Japan lebt, war es, der vor acht Jahren die Idee der „Youtube-Oma“ aus den Angeln hob. Den Begriff der „Abuela Youtuber“ kreierte eine Journalistin. Seitdem kennen alle María unter diesem Namen, sogar auf der Homepage ziert der Titel das Logo.
„Ich habe schon immer gerne und viel gekocht. Für Freunde, für Bekannte“, erzählt sie. „Mein Enkel meinte dann zu mir: Mach doch daraus was für Youtube.“ Seitdem filmten entweder er oder seine Schwester die Großmutter beim Braten, Spicken, Quirlen und Garnieren. Die jahrelang wöchentlich erschienenen Videos schlugen ein, eine große Fangemeinde, sogar im Ausland, wuchs beständig. Über 23.000 Youtube-Anhänger haben ihren Kanal abonniert und hängen wöchentlich an ihren Lippen, wenn sie erklärt, wie man einen fluffigen Quart-Kuchen macht, eine Sopa Mallorquina oder ein Tumbet. Aktuell legt sie mit neuen Videos eine kreative Pause ein. Dafür wurde eine Homepage www.recetasmallorquinas.es ins Leben gerufen auf der alle bisher erschienen Rezepte perfekt zum Nachlesen und Nachkochen inklusive Links zu den Videos stehen. Auch auf Instagram ist sie mit ihren Recetas Mallorquinas vertreten.
Das Kochen in der Küche bei Maria Gibert zu Hause geht weiter. Nach dem Öl und dem Knoblauch werden die kleinen Weißbrotstückchen hinzugegeben. Es ist nicht irgendein Weißbrot. Die Mallorquinerin verwendet das berühmte „Pan Bimbo”, ein spanisches Marken-Toastbrot. Damit wird die Suppe schön hell. Anschließend die gemahlenen Mandeln dazugeben, eine Prise Salz und Pfeffer und ordentlich lange durchquirlen. Abschmecken, ein paar Blätter Basilikum zum Garnieren und fertig ist die Sommersuppe. Natürlich sollte sie vor dem Verzehr in den Kühlschrank.
Ihre Rezepte sind bodenständig, mallorquinisch oder auch mal von den benachbarten Baleareninseln. Um neue Ideen und Rezepte zu finden, fragt sie bei den Leuten in den Dörfern nach, stöbert in Zeitschriften, wobei wirklich ursprüngliche mallorquinische Rezepte in wenigen Zeitschriften zu finden seien. Zu Tortilla de patatas gebe es zum Beispiel viele Rezepte, aber die echte, von der Insel, die gehe natürlich nur mit Sobrassada, der deftigen Paprikawurst.
Gibert hat schon Seite an Seite mit Sterneköchen gekocht, wird gerne bei Showcooking-Events oder Einweihungen von Restaurants als Gaststar eingeladen. Dabei ist der Enkelin, die die Pressearbeit für sie macht, wichtig, dass die Aufträge zu ihr passen. Komme es zu einer Vermischung von politischen oder speziellen kommerziellen Interessen, die ihnen nicht zusagten, lehnen die Giberts auch schon einmal ab.
Das Geheimnis ihres Erfolges? Sie mache keinen Schnick-Schnack, sondern gute Hausmannskost. Und mit einer Dose Thunfisch zaubere sie Kroketten. Die Kunst liege in der Improvisation, sagt die Mallorquinerin. Und Ruhe, Ruhe sei die zweite wichtige Säule guter Küche. „Wenn du es eilig hast, wird das nix“, sagt sie. Und natürlich ist da auch noch die absolute Authentizität der Seniorin. Wenn sie aus tiefster Überzeugung von den Vorzügen des mallorquinischen Olivenöls und den mallorquinischen Mandeln schwärmt, dann bleibt einem nur eines: begeistert zu sein.
Marias Repertoire ist groß, sie könnte damit ein ganzes Kochbuch locker füllen. „Das ist übrigens die neueste Idee“, verrät sie, als die Sommersuppe fertig ist. Die Rezepte seien alle katalogisiert und formuliert, jetzt müsse nur noch ein Verlag anbeißen. Bei dieser treuen Fangemeinde sollte das doch ein Kinderspiel sein.
(aus MM 33/2019)
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