Jede Jahreszeit auf Mallorca hat ihre Plagegeister. Im Frühjahr sind es beispielsweise die Prozessionsspinner. Die Raupen setzen den Kiefern zu, ihre Härchen sorgten für heftige allergische Reaktionen bei Mensch und Tier. Sommer ist die Zeit der Tigermücke. Die tagaktiven Insekten fügen Stiche zu, die bei sensiblen Personen heftig juckend anschwellen. Dann gibt es noch jene Arten – wie die Ziegen – die das ganze Jahr über alles kahl fressen, was ihnen vors Maul kommt.
All diesen Tieren ist gemein, dass es sich im invasive Arten handelt. Arten, die nicht auf der Insel heimisch sind, sich hier aber rasch ausbreiten. „Sie gefährden die heimische Biodiversität”, sagt Ivan Ramos. Der Biologe leitet die Abteilung des balearischen Umweltministeriums zum Schutz der Tier- und Pflanzenarten.
„Schon immer hat der Mensch verschiedene Tiere auf die Insel gebracht”, erklärt Ramos, sei es bewusst oder unbewusst, weil sie sich beispielsweise in Pflanzenimporten befanden – wie der Palmrüssler und die Tigermücke. In der Vergangenheit wurden Ratten und Ziegen „eingeführt”. Andere Exemplare wurden als Haustiere gehalten wie die Rotwangen-Schmuckschildkröte, entkamen oder wurden ausgesetzt. Andere wiederum stammen aus alten Zuchtanlagen wie der Rote Amerikanische Sumpfkrebs.
In den vergangenen Jahren stieg die Zahl exotischer Arten, die sich auf Mallorca ausbreiten, an. Aktuell zählen 21 Arten dazu. „Früher war es ein langsamer Prozess der Adaption, doch inzwischen passen sich die Arten innerhalb kurzer Zeit an ihren neuen Lebensraum an”, erklärt der Biologe. Ein Grund dafür kann der Klimawandel sein, auch asiatische Arten fühlen sich mittlerweile auf Mallorca wohl. Doch: „Das Ökosystem einer Insel ist anfälliger als auf dem Kontinent.”
Problematisch ist, dass die invasiven Arten kommen, um zu bleiben. Ihre Bekämpfung gestaltet sich äußerst schwierig. So haben Waschbären, die 2006 erstmalig auf Mallorca gesichtet wurden, auf der Insel keine natürlichen Feinde. Mittlerweile haben sich die Tiere in 14 Gemeinden ausgebreitet. Insekten wie der Prozessionsspinner und der Palmrüssler bedrohen die Kiefer- und Palmenbestände auf der Insel. Die Populationen lassen sich nur mit hohem Giftaufwand einigermaßen in Schach halten.
Ein großes Problem ist seit 2015 die Asiatische Hornisse. Damals wurde erstmals ein Nest in Sóller gefunden. Ein Forschungsprojekt der Balearen-Universität beschäftigte sich mit den Insekten. Die Wissenschaftler fanden unter anderem heraus, dass allein die Anwesenheit der invasiven Hornisse den einheimischen Honigbienen Stress bereitet. Sie werden beispielsweise anfälliger für Krankheiten.
600 Fallen gibt es mittlerweile auf der Insel. Mit großem Erfolg. „In diesem Jahr wurde uns noch kein Nest der Asiatischen Hornisse gemeldet”, berichtet Ivan Ramos. Er will den Tag nicht vor dem Abend loben, doch sollte zwei Jahre lang in Folge kein Nest gesichtet werden, gilt das Insekt lokal als ausgerottet. „Das ist noch nirgendwo gelungen”, sagt der Biologe.
Noch nichts ist über die Verbreitung der Riesen-zecke bekannt, die sich in Deutschland angesiedelt hat. Zwei MM-Leser berichteten, dass sie in diesem Sommer die Spinnentiere in Colònia de Sant Jordi sahen. „Wer eine fängt, kann sie gern von uns untersuchen lassen”, fügt Ramos an.
(aus MM 32/2019)
3 Kommentare
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So lange ich auf die Insel komme gibt es den Prozessionsspinner. Früher haben die Jäger die Nester mit Schrot aus den Bäumen geschossen.
Man könnte sich fast an das Spätwerk von Konrad Lorenz erinnert sehen - aber dessen Ergebnisse sind zwar wissenschaftlich, aber politisch unerwünscht ....
Touristen sind im Grunde auch Invasive Lebewesen. Was machen wir da? Wir vertreiben sie mit Verboten und aufgestachelten Insulaner und nicht Insulaner. Na dann man los.