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Es ist eine Tortur. Wer an Wochentagen morgens oder zur Rush-Hour am Nachmittag auf Palmas Ringautobahn unterwegs ist, kommt mitunter gar nicht oder nur im Schritttempo voran. Schon bei kleinen Auffahrunfällen stauen sich die Autos. Selbst wenn es auf der gegenüberliegenden Fahrbahn gekracht hat, kommt es auf der Spur, auf der nichts passiert ist, mitunter zu Stockungen, weil Gaffer das Tempo drosseln.

Und damit nicht genug: Hinzu kommen Baustellen. Am Beginn der Schnellstraße nach Manacor etwa sind monatelang Fahrspuren gesperrt. Auch auf den Autobahnen nach Inca und Andratx soll es zeitweise durch Baustellen zu Störungen kommen. Bei dem allen handelt es sich fast schon um Zustände, die aus größeren Ballungsgebieten aus Deutschland wie etwa dem Kölner Raum oder München und Umgebung bekannt sind.

All das hatte es vor noch wenigen Jahren in Palma und woanders auf Mallorca nicht gegeben. Dass jetzt das Chaos so groß ist, verwundert nicht, denn bei fast gleicher Infrastruktur, aber laut der Balearen-Regierung von 2005 bis 2015 um 42 Prozent gestiegenem Verkehrsaufkommen musste es einfach so kommen. 900.000 Fahrzeuge verkehren im Augenblick auf den Inseln.

Auch andere Zahlen erklären die nervige Lage: Es gibt 2,6 Millionen Fahrten mit Privatautos pro Tag auf den Balearen. 55 Prozent der Einwohner benutzen ein Auto, nur wenige sieben Prozent greifen auf öffentliche Verkehrsmittel zurück. Ein wichtiger Faktor sind neben den Touristen, von denen 34 Prozent Mietwagen benutzen, Schüler. Viele werden in Autos zu ihren „Institutos” gebracht und auch abgeholt, davor kommt es immer wieder zu chaotischen Zuständen. Nur 17,3 Prozent der Grundschüler und 31,8 Prozent der Sekundarschüler bewegen sich in Schulbussen.

Den Regierenden auf den Inseln ist die immer kritischer werdende Lage bewusst. Der Sozialist Jaume Mateu, Verkehrsdirektor der Balearen-Regierung, setzt zunächst auf die Einrichtung von Parkplätzen an Palmas Ringautobahn. „Parallel dazu sollten von dort aus Verbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Zentrum von Palma ausgebaut werden”, so der Experte. Auch in anderen Orten Mallorcas müsse das so geregelt werden. „Hinzu kommen muss der Ausbau von Fußgängerzonen in den Ortszentren und die Beschränkung des Zugangs zu Wohnarealen nur für die Bewohner.” Eine Entlastung dürfte auch der noch im Bau befindliche zweite Autobahnring um Palma bringen.

Um die Lage im besonders belasteten Raum Palma zu entlasten, favorisieren die momentan auf den Balearen regierenden linken Parteien zweierlei: die Verlängerung der U-Bahn bis zum Inselkrankenhaus Son Espases und dem Parc Bit und den Bau einer Straßenbahn, die die Plaça d’Espanya mit dem Flughafen verbindet.

Eine weitere Option wird jedoch kategorisch ausgeschlossen: Der Sozialist Marc López vom Landes-Verkehrsministerium hält eine Begrenzung des Zustroms von Fahrzeugen vom Festland nach Mallorca für nicht machbar, zumal dies in der Hand der spanischen Zentralregierung in Madrid liegt. „Ein Numerus clausus für Privatautos ist nicht möglich”, so der Politiker. Auch die linksregionalistische Partei Més hält das für nicht praktikabel, so lange die Autonomieregierung keine Hoheit über die Häfen hat. „Wir unterstützen die Verlängerung der Zuglinien nach Felanitx und Artà und den Ausbau des Überlandbusnetzes”, so die Abgeordnete Joana Aina Campomar. Die oppositionelle Volkspartei, die bei den Regionalwahlen im Mai 2019 wieder an die Macht kommen könnte, sieht einige Maßnahmen kritisch. Sie ist gegen eine Straßenbahn zum Flughafen und setzt auf mehr Busse.

Doch einstweilen geht es mit den chaotischen Zuständen ungebrochen weiter. Wer auf den Straßen unterwegs ist, sollte sich also in Engelsgeduld üben.