Eigentlich könnte es so lauschig sein auf Palmas Plaça d’Espanya... Doch kaum schreitet man frohgemut am Restaurant „Eloisa” vorbei, ist Schluss mit der guten Laune. „Hey misterrrr, come in, come in”, schallt es einem in gebrochenem Englisch entgegen. Ein sogenannter „Tiquetero” macht sich an den MM-Reporter heran. „Good pizza, good tapas, frrrree looking, lookie, lookie”, fügt der Mann viel zu laut hinzu.
Drinnen im Lokal, das einem Argentinier gehört, wird der halbe Liter Bier für 6,50 Euro angeboten, das ist mehr als das Doppelte als etwa beim „Montaditos” 40 Meter nebenan, wo diejenigen hingehen, die Bescheid wissen. Gegenüber dem „Eloisa” im „Es Trast” hat man sich auf die Aggressivität des Mitbewerbers offensichtlich eingestellt und spricht – wenn auch zurückhaltender – ebenfalls mitunter nicht spanisch aussehende Menschen an.
Dass es Kundenanwerber jetzt auch auf der Plaça d’Espanya gibt, ist neu und störend. Schon einige Jahre ist das auf der nicht weit entfernten Plaça Major üblich, wo etwa ein halbes Dutzend „Tiqueteros” ausländische Urlauber mit den üblichen Sprüchen in nicht sehr vertrauenserweckende Lokale locken. Am Eisladen „Giovanni L.” an der angrenzenden Jaime-II-Straße bleiben die Verkäuferinnen immerhin hinterm Tresen, locken mutmaßliche Kunden aber dennoch manchmal lautstark an. In der „Heladería” gegenüber ist man ebenso lärmend bemüht, die Passanten auf sich aufmerksam zu machen.
Auch in den Restaurants an der Antoni-Maura-Straße unterhalb des Borne-Boulevards ist man anwerbermäßig bekanntlich schon seit Längerem zugange, wiewohl der MM-Reporter bei seinem Rundgang dort eher ein zaghafteres Vorgehen mitbekam. Ebenfalls werden „Tiqueteros” im Sommer vor Lokalen der Playa de Palma eingesetzt.
Es ist bekannt, dass die Anwerber-Methoden Urlauber mehr verschrecken als hässliche Graffitis. Dennoch sehen sich mutmaßlich wegen steigender Mieten immer mehr Lokalbetreiber gezwungen, in Europa unübliche Wege zu gehen, um an Kunden zu kommen. Hinzu kommt, dass in Palma im Zuge der Erholung nach der Wirtschaftskrise viele neue Restaurants und Bars aus dem Boden schossen.
Angesichts dessen ist es fast verwunderlich, dass auf dem Borne alles ruhig zugeht. Sicherlich liegt das am dort in der Regel gehobeneren Publikum als auf der Plaça d’Espanya. Was eigentlich auch für die Wow-Straße Jaime III gilt. Doch uff, vor einer Parfümerie wird man inzwischen bereits ebenfalls verbal angemacht.
12 Kommentare
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@Greg, Hallo, ich wollte mich zu dem langweiligen Thema eigentlich nicht äußern. Freue mich jetzt über deinen Kommentar. Du hast natürlich recht. Wenn ich in der Bar Bosch sitze geht mir dieses Gedudel fürchterlich auf die Nerven. Ich will hier nicht den Schlaumeier spielen, glaube aber auf dem Bild einen dieser „ Stadtmusikanten „ zu erkennen. Ich bin mir zu 99 Prozent sicher, dass es sich nicht um einen Tiquetero handelt. Wobei es sicherlich richtig ist, dass auch über diese Tiqueteros gesprochen wird. Diese sind genauso nervend wie die Musikanten aus den Balkanländern und den afrikanischen Uhren- Tücher- und Handtaschenverkäufern.
Viel schlimmer sind gewisse Strassenmusiker die Jahr für Jahr, Tag für Tag vor deiner Haustüre Herumklimpern. Außer der Siesta Zeit 14-16 hr spielen sie ihr bescheidenes Repertoire rauf und runter. Nicht mal am Sonntag hat man Ruhe. Dazu werden Instrumente benütz die so laut sind und verstärkt werden durch Electronik dass der Lärm selbst bei geschlossenen Fenster hörbar ist.Die Verwaltung soll endlich eingreifen und das ändern. Ist ja nicht zum aushalten!
Pardon, muss natürlich Flyer heissen.
Diese Art der Werbung ist doch verboten. Wieso schaut da die Polizei noch zu? Man kann es doch ganz einfach in den Grfitt kriegen. Die Flayer und Tickets benennen doch den Urheber. Dieser ist dann bekannt und bekommt eine Abmahnung zur Unterlassung und damit fertig. Bei Wiederholung Multa. Innerhalb kurzer Zeit hört sich der Spuck dann auf. In DE müssen sie sogar die Entsorgung der Flayer auf Parkplätzen und Strassen bezahlen, wenn die da rumfliegen.
In typischer Weise der Insel Regierung wird dem Treiben insofern ein Ende gesetzt, dass diejenigen bestraft werden mit Geldbuße die sich anquatschen lassen. Statt das Treiben an sich zu unterbinden. Gleiche Vorgehensweise wie an der Playa, in erster Linie werden die Käufer bestraft nicht die Verkäufer von illegalen waren
Hallo Heinz . Wenn dem nicht irgendeine Vorschrift gaaanz deutlich entgegensteht , wird das sicher so kommen ! Denn : auf Mallorca wird jede Möglichkeit des Geldverdienens bis an ihre Grenzen ausgeschöpft .
Hallo Lustomolcho, kommt dann auch eine Tiqueterodame oben ohne?
Ein Lokal mit gutem Essen und Service, sowie bezahlbaren Preisen hat so etwas nicht nötig. Wer auf solche (meist plumpe) Anmache angewiesen ist, hat meist nichts zu bieten.
Klappern gehört zum Handwerk? Okay, übersetzt meint das: Werbung gehört zum Geschäft. Da ich rund 10 Jahre Inhaber einer Werbeagentur war kann ich nur sagen: es gibt sinnvolles und wenig sinnvolles "Klappern". Von der Ansprache des Gastes VOR der Tür kann ich nur abraten! Alternative: aufgeschlagene (ansprechende!) Speisenkarte, Aufsteller o.ä. aber niemals potentielle Gäste anquatschen. Schreckt die meisten Leute, die sich ansonsten zumindest die Karte angeschaut hätten, ab. Ich meide solche Läden absolut! Sofort kommt mir (Werbung ist nahezu 100% Psychologie) in den Sinn: "Die scheinen es nötig zu haben, das kann nicht gut sein dort o. ä." Ich bin seinerzeit durch einen Koch auf das kleine Lokal "Sa Bodegueta" (in Palma unweit vom Placa Major (direkt rechts neben dem Eingang zur Kirche Santa Eulàlia) aufmerksam geworden. Seitdem sind wir hier Stammgast...gutes, frisch zubereitetes Essen und ein stets netter Eloy Marin (Chef)! Empfehlungen sind die beste Werbung - war so und bleibt so!
Nun kann es nicht mehr lange dauern , bis am Placa Mayor eine Oben-ohne-Eisdiele aufmacht .