Auf Wiesen und Feldwegen entstehen illegale Müllhalden. | Patricia Lozano

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In aller Seelenruhe lädt das Paar mit dem blauen Transporter am Straßenrand aus. Sack um Sack wird Bauschutt in der Natur entsorgt. Nicht immer entledigen sich die Umweltsünder ihrer Fracht so ungeniert wie an diesem Sonntagvormittag an einer Landstraße zwischen Campos und Llucmajor. Doch die illegale Müllentsorgung in der Landschaft ist ein drängendes Problem auf Mallorca.

„Die Anzahl der Vergehen ist seit Jahren stabil, es lässt sich kein Umdenken erkennen", heißt es dazu aus der Pressestelle der Guardia Civil in Palma. Deren Naturschutzdezernat Seprona ist für Umweltdelikte zuständig. Der Umweltverband GOB sieht die Situation kritisch: „Seit zwei Jahren bemerken wir, dass immer mehr illegale Müllhalden entstehen", sagt Sprecherin Margalida Ramis. Denn seit zwei Jahren müssen Unternehmer Bauschutt kostenpflichtig entsorgen lassen, dem kommt nicht jeder nach.

Es gibt zwar Patrouillen, doch die Zahl der Polizisten reicht bei Weitem nicht aus. Meist werden sie nur aktiv, wenn eine illegale Müllhalde gemeldet wurde. „Ich habe in meinem Leben noch nie eine Patrouille der Seprona gesehen", unken Kommentatoren auf der Webseite der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora". Der Kampf gegen die Umweltsünder ist ein Kampf gegen Windmühlen.

Über die spektakulärsten Fälle wird in den mallorquinischen Medien berichtet: Wenn 4000 Tonnen Bauschutt zwischen Sineu und Llubí entdeckt werden. Oder: Im August vergangenen Jahres versuchte ein Mann einen Autofahrer von der Straße zu drängen, nachdem dieser Fotos gemacht hatte, wie er aus seinem Lieferwagen Bauschutt illegal in Marratxí entsorgen wollte.

Am Wegesrand landet eigentlich alles: Altöl, Möbel und besonders Bauschutt. „Die Bauunternehmer wollen sich die Entsorgungskosten sparen", erklärt der Pressesprecher der Guardia Civil. Denn pro Tonne Bauschutt, die fachgerecht entsorgt wird, nehmen Spezialfirmen rund 50 Euro. „Die Bauunternehmen kassieren zwar vom Auftraggeber für die Entsorgung, doch dann wird einfach irgendwo der Container ausgeschüttet, und gut ist es."

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Besonders beliebt seien Straßen, die nicht viel befahren werden. Weil die Umweltsünder oftmals mit Transportern oder gar Lastwagen anrücken, darf die Zufahrt nicht zu kompliziert sein. Einige illegale Müllhalden, wie bei Andratx oder in Son Gual, wurden so bekannt, dass sie immer größer wurden. In einigen Fällen stellen sogar Privatpersonen ihre Grundstücke zur Verfügung. „Dann wird ein Loch gegraben und der Müll verschwindet auf Nimmerwiedersehen", sagt Margalida Ramis. Manche Halde dient jedoch auch nur als Zwischenlager, weil die Bauunternehmer den Schutt bei späteren Arbeiten beispielsweise als Füllmaterial weiterverwenden.

Porreres geht nun mit höheren Sanktionen gegen Umweltsünder vor. Die Gemeinde hat Anfang des vergangenen Jahres eine neue, strengere Müllverordnung für ländliche Grundstücke erlassen, die Strafen für Umweltsünder in Höhe von bis zu 6000 Euro vorsieht. In den vergangenen Wochen hat die Gemeinde in der Inselmitte Bußgelder in Höhe von insgesamt mehr als 5000 Euro gegen drei Bauunternehmen ausgestellt. Diese hatten Bauschutt auf drei verschiedenen Grundstücken im Gemeindegebiet illegal entsorgt.

Mitarbeiter der Gemeinde ermittelten ein Unternehmen, indem sie diverse Müllsäcke auf einem Finca-Grundstück untersuchten. Darin befanden sich mehrere Visitenkarten eines Bauunternehmens. Anhand dessen konnte der Verursacher identifiziert werden. Das Rathaus schaltete die Lokalpolizei ein, diese gab den Fall an die Seprona weiter.

In Palma werden bei schweren Verstößen 3000 Euro fällig. „Doch oftmals ist es unmöglich, einen Verursacher zu ermitteln, oder es sind mehrere Personen beteiligt. Die Strafen schrecken niemanden ab", betont Umweltschützerin Ramis.

Wichtiger sei die Aufklärung der Bevölkerung, was die korrekte Trennung und Wiederverwertung des Mülls betrifft. Jede Gemeinde verfügt über einen oder mehrere Wertstoffhöfe (Punto Verde). Dort können die Bewohner der Kommunen kostenfrei ihren Müll entsorgen. Die Abgabemengen sind für die meisten Abfälle begrenzt. Palmas jüngster Wertstoffhof befindet sich im Industriegebiet Son Castelló. 2017 wurden dort 9000 Tonnen Müll entsorgt. Rund 250 Besucher kommen täglich dorthin. „Es ist wichtig, dass die Puntos Verdes gut funktionieren", so Ramis.

(aus MM 11/2018)