In aller Seelenruhe lädt das Paar mit dem blauen Transporter am Straßenrand aus. Sack um Sack wird Bauschutt in der Natur entsorgt. Nicht immer entledigen sich die Umweltsünder ihrer Fracht so ungeniert wie an diesem Sonntagvormittag an einer Landstraße zwischen Campos und Llucmajor. Doch die illegale Müllentsorgung in der Landschaft ist ein drängendes Problem auf Mallorca.
„Die Anzahl der Vergehen ist seit Jahren stabil, es lässt sich kein Umdenken erkennen", heißt es dazu aus der Pressestelle der Guardia Civil in Palma. Deren Naturschutzdezernat Seprona ist für Umweltdelikte zuständig. Der Umweltverband GOB sieht die Situation kritisch: „Seit zwei Jahren bemerken wir, dass immer mehr illegale Müllhalden entstehen", sagt Sprecherin Margalida Ramis. Denn seit zwei Jahren müssen Unternehmer Bauschutt kostenpflichtig entsorgen lassen, dem kommt nicht jeder nach.
Es gibt zwar Patrouillen, doch die Zahl der Polizisten reicht bei Weitem nicht aus. Meist werden sie nur aktiv, wenn eine illegale Müllhalde gemeldet wurde. „Ich habe in meinem Leben noch nie eine Patrouille der Seprona gesehen", unken Kommentatoren auf der Webseite der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora". Der Kampf gegen die Umweltsünder ist ein Kampf gegen Windmühlen.
Über die spektakulärsten Fälle wird in den mallorquinischen Medien berichtet: Wenn 4000 Tonnen Bauschutt zwischen Sineu und Llubí entdeckt werden. Oder: Im August vergangenen Jahres versuchte ein Mann einen Autofahrer von der Straße zu drängen, nachdem dieser Fotos gemacht hatte, wie er aus seinem Lieferwagen Bauschutt illegal in Marratxí entsorgen wollte.
Am Wegesrand landet eigentlich alles: Altöl, Möbel und besonders Bauschutt. „Die Bauunternehmer wollen sich die Entsorgungskosten sparen", erklärt der Pressesprecher der Guardia Civil. Denn pro Tonne Bauschutt, die fachgerecht entsorgt wird, nehmen Spezialfirmen rund 50 Euro. „Die Bauunternehmen kassieren zwar vom Auftraggeber für die Entsorgung, doch dann wird einfach irgendwo der Container ausgeschüttet, und gut ist es."
Besonders beliebt seien Straßen, die nicht viel befahren werden. Weil die Umweltsünder oftmals mit Transportern oder gar Lastwagen anrücken, darf die Zufahrt nicht zu kompliziert sein. Einige illegale Müllhalden, wie bei Andratx oder in Son Gual, wurden so bekannt, dass sie immer größer wurden. In einigen Fällen stellen sogar Privatpersonen ihre Grundstücke zur Verfügung. „Dann wird ein Loch gegraben und der Müll verschwindet auf Nimmerwiedersehen", sagt Margalida Ramis. Manche Halde dient jedoch auch nur als Zwischenlager, weil die Bauunternehmer den Schutt bei späteren Arbeiten beispielsweise als Füllmaterial weiterverwenden.
Porreres geht nun mit höheren Sanktionen gegen Umweltsünder vor. Die Gemeinde hat Anfang des vergangenen Jahres eine neue, strengere Müllverordnung für ländliche Grundstücke erlassen, die Strafen für Umweltsünder in Höhe von bis zu 6000 Euro vorsieht. In den vergangenen Wochen hat die Gemeinde in der Inselmitte Bußgelder in Höhe von insgesamt mehr als 5000 Euro gegen drei Bauunternehmen ausgestellt. Diese hatten Bauschutt auf drei verschiedenen Grundstücken im Gemeindegebiet illegal entsorgt.
Mitarbeiter der Gemeinde ermittelten ein Unternehmen, indem sie diverse Müllsäcke auf einem Finca-Grundstück untersuchten. Darin befanden sich mehrere Visitenkarten eines Bauunternehmens. Anhand dessen konnte der Verursacher identifiziert werden. Das Rathaus schaltete die Lokalpolizei ein, diese gab den Fall an die Seprona weiter.
In Palma werden bei schweren Verstößen 3000 Euro fällig. „Doch oftmals ist es unmöglich, einen Verursacher zu ermitteln, oder es sind mehrere Personen beteiligt. Die Strafen schrecken niemanden ab", betont Umweltschützerin Ramis.
Wichtiger sei die Aufklärung der Bevölkerung, was die korrekte Trennung und Wiederverwertung des Mülls betrifft. Jede Gemeinde verfügt über einen oder mehrere Wertstoffhöfe (Punto Verde). Dort können die Bewohner der Kommunen kostenfrei ihren Müll entsorgen. Die Abgabemengen sind für die meisten Abfälle begrenzt. Palmas jüngster Wertstoffhof befindet sich im Industriegebiet Son Castelló. 2017 wurden dort 9000 Tonnen Müll entsorgt. Rund 250 Besucher kommen täglich dorthin. „Es ist wichtig, dass die Puntos Verdes gut funktionieren", so Ramis.
(aus MM 11/2018)
9 Kommentare
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Es wird einfach zu wenig kontrolliert !!!Es sei denn, es geht ums Falschparken. Da werden schnell Hunderte kassiert. ;-)
Hajo, wat? Sei so gut und schreib mich doch erst an wenn du zusammenhängende Sätze logisch formulieren kannst. Markus, wenigstens für den Raum Palma gibt es eine WhatsApp Nummer, an die du Ort und Fotos schicken kannst: https://www.palma.cat/portal/PALMA/contenedor1.jsp?seccion=s_fdes_d4_v1.jsp&codbusqueda=2644&codResi=1&layout=contenedor1.jsp&codAdirecto=2330&language=es
Abfall und Müll in der Natur entsorgen, das zeichnet (?!) die BürgerInnen des europäischen Südens aus. Es scheint dieses Wesensmerkmal wurde ihnen in die Wiege gelegt. Man könnte meinen, dass sie als Ferckel zur Welt kommen und am ende Ihrer Tage als Schwein sterben.
Ich bin beruflich viel hier auf der Insel unterwegs. Auf meinen fahrten zu meinen Kunden sehe ich oft illegale Müllhalden. Diese wachsen seit Jahren, ich habe auch schon die Guardia Civil daran vorbei fahren sehen. Passiert ist nichts. Es sollte eine Möglichkeit geben einfach und unkompliziert diese illegalen Müllhalden zu melden, z.B. über eine App wo man kurz den Standort mitteilen kann. Vielleicht würde dass was helfen.
Was sind für ein Bauunternehmer 6000,-E Strafe ? Entsorgen kostet Geld, Arbeitszeit, Personal und Sprit. Erwischt zu werden ist ein geringes Risiko. Aber zur Strafe den Führerschein für ein Monat weg, im Wiederhohlungfall 3 Monate das zeigt Wirkung und spricht sich schnell herum. Müll durch eine andere Firma entfernen lassen,Rechnung an den Verursacher. Außerden die Bevölkerung sensilibisieren das sie nicht wegschaut.
Tacheles@, sehr richtig. Wenn man mal vergleicht, was in DE alles seit Jahren getan wird um an die Bürger zu appelieren ihren Müll ordentlich zu entsorgen, sogar in Fremdsprachen, und wie gut das im Grunde funktioniert, so fragt man sich schon wieso das hier nicht klappt. Schaut Euch doch mal um, nirgends findet man auf der Insel derartige Aktionen. In DE werden die Firmen ebenso für die ordentliche Müllentsorgung angehalten und auch das klappt sehr gut. Soweit ich weiss, gibt es das hier gar nicht.JayDee@ ja und? Warum wissen Sie denn das? Weil sie es von daheim gewohnt sind. Und wieso sind Sie es gewohnt? Nicht alles muss übrigens kostenpflichtig zu entsorgen sein, was irgend wohin geworfen wird. Die Kommunen sind nicht bereit über den Zaun zu schaun und nach zu machen, was wo anders funktioniert. z.B. Pfand ein zu führen, aber ständig meckern.
"Manche Halde dient jedoch auch nur als Zwischenlager, weil die Bauunternehmer den Schutt bei späteren Arbeiten beispielsweise als Füllmaterial weiterverwenden" Da kann ich nur drüber lachen!! Ich habe auch schon zu dem Artikel in der UH, der sich auf die höheren Strafen in Porreres bezieht, einen Kommentar geschrieben. Dieser wurde gelöscht, warum weiß ich nicht. Ich habe in dem Kommentar die Bürgermeisterin von Andratx aufgefordert, bitte auch mal genau das am Cami de Morella und dem Coll Boix und Baix zu untersuchen und Strafen zu erheben. Das geht ja nun schon jahrelang so, das auf Grundstücken, Solares Rusticos, Bauschutt, Maschinen, alte Autos usw. abgeladen werden. Da macht man dann doch lieber mal die Augen zu und will das nicht sehen.
Tacheles, mich hat noch nie einer auf das Thema Müllentsorgung hingewiesen, und trotzdem weiß ich dass ich meinen Müll nicht einfach in die Landschaft kippe. Liegt aber vielleicht daran dass ich in der Schule nicht nur Singen, Klatschen und Nasebohren hatte.Und du glaubst doch nicht ernsthaft dass auch nur einer der Bausanierer NICHTS von den kostenpflichtigen Deponien weiß? Denn nur darum gehts: KOSTENPFLICHTIG ;)
So wie ich das sehe wird zu wenig öffentlich getan um die Bürger auf die legale Entsorgung hin zu weisen. Weder ausreichende Inserate in der Presse und auch nicht auf Plakatwänden wird dazu aufgefordert den Müll da oder dort zu entsorgen. Das muß nicht mehr kosten als die Beseitigung der illegalen Müllhalden.