"Korruption im Ermittlungsgericht" ist auf dem Transparent zu lesen.

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Das Ermittlungsverfahren gegen Mallorcas Diskotheken-König Bartolomé Cursach (Mega-Park, Playa de Palma) zieht spanienweit Kreise. Mehrere Fernsehsender vom Festland schickten ihre Teams nach Palma, um über die jüngsten Vorkommnisse live vor Ort zu berichten, nachdem vergangene Woche eine Hauptbelastungszeugin der Justiz eine "Kehrtwende" einlegt hatte und nun ihrerseits die Ermittler bezichtigt, sie zu Fremdaussagen genötigt zu haben.

Unterdessen geht das Ermittlungsverfahren vorerst nach wie vor seinen Gang. Am Montagmorgen wurde Cursach wie geplant aus der Untersuchungshaft zur Befragung durch den Ermittlungsrichter Manuel Penalva ins Gerichtsgebäude an der Vía Alemania gefahren. Die Anhörung dauerte keine 15 Minuten. Cursach bestritt die Vorwürfe, Lokalpolitiker bestochen zu haben.

Es handelt sich um die zweite direkte Befragung seit der Festnahme Cursachs im März. Damals hatte der Freizeitunternehmer die Aussage verweigert. Cursach wird unter anderem die Bestechung von Politikern und Beamten der Lokalpolizei Palma vorgeworfen. Neben dem Untersuchungsgefangenen mussten auch enge Mitarbeiter vor dem Ermittlungsrichter erscheinen.

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Unterdessen haben am Montagmorgen rund 300 Menschen vor dem Gerichtsgebäude demonstriert und die Freilassung von Tatverdächtigen gefordert. Auf einem Transparent stand: "Korruption im Ermittlungsgericht". Die Rechtsanwälte von Cursach hatten bereits im Vorfeld die Festnahme und Absetzung des Ermittlungsrichters Manuel Penalva sowie des Antikorruptionsstaatsanwalts Miguel Ángel Subirán gefordert. Eine entsprechende Anzeige hatten die Anwälte bereits am Freitag beim balearischen Gerichtshof eingereicht.

Wie die spanische MM-Schwesterzeitung Ultima Hora berichtete, waren am Sonntagabend rund 20 Richter am Amtsgericht in Palma zusammengekommen, um sich informell über die jüngsten Ereignisse auszutauschen. Ermittlungsrichter Penalva war nicht anwesend. Am Ende des Treffens sagte die Gerichtsdekanin Sonia Vidal gegenüber wartenden Medienvertretern, das ordnungsgemäße Funktionieren der Justiz sei gewährleistet und die Rechte der Bürger in eine unabhängige Justiz seien garantiert.

Die Hauptbelastungszeugin, die den medialen Aufruhr ausgelöst hatte, war am Samstag nicht im Gerichtshof erschienen, um ihre Vorwürfe gegen die Ermittler zu bekräftigen. Sie hatte sich krank gemeldet. An ihrer Stelle hatten jedoch die Rechtsvertreter von Cursach ein Reihe von Dokumenten und Tonaufnahmen vorgelegt, mit denen sie die Einflussnahme des Ermittlungsrichters und des Antikorruptionsstaatsanwalts auf die geschützte Zeugin belegen wollen. Wie der Gerichtshof in dieser Sache entscheidet, ist noch völlig unklar. Der Demonstrationszug vom Montag wollte nach dem Start am Amtsgericht durch das Stadtzentrum bis zum Justizgebäude des Gerichtshofs ziehen.

Am kommenden Mittwoch will Ermittlungsrichter Penalva dem Terminplan zufolge auch die zurückgetretene Generaldirektorin des balearischen Tourismusministeriums, Pilar Carbonell, vernehmen. Carbonell wird beschuldigt, den Unternehmen Cursachs eine Vorzugsbehandlung eingeräumt zu haben. Die Ex-Politikerin stritt die Vorwürfe bislang ab.