Bilder aus der Vergangenheit: In diesem Jahr soll dem Stier das Seil nicht um die Hörner gebunden werden. | P. Bota

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Herauszufinden, dass der "Correbou" - der traditionelle Stierlauf im Bergdorf Fornalutx - in diesem Jahr anders wird als sonst, ist nicht schwer. Im Orangental einen Gesprächspartner zu dem Thema zu finden, hingegen schon. "Ich möchte über diese Sache nicht sprechen", zischt der Barmann am Dorfplatz dem MM-Reporter entgegen. "Bitte gehen Sie und suchen Sie sich jemand anderen!" Das sitzt.

"Wissen Sie, ich bin erst seit einem Jahr hier im Dorf", erklärt die Angestellte in einem Souvenirgeschäft, die ihren Namen auch nicht in der Zeitung lesen will. "Ich habe prinzipiell ein Problem damit, dass Tiere gequält werden, aber weiß, wie wichtig den Menschen hier der 'Correbou' ist, deswegen bin ich lieber still." Und auch die Mitarbeiterin in einer Apotheke windet sich. "Ich wohne gar nicht im Dorf, ich komme immer nur zur Arbeit her, mit der Stierhatz habe ich nichts zu tun."

Was war passiert? Seitdem die Balearen-Regierung ihre Novelle zum Tierschutzgesetz verabschiedet hat, war klar, dass der "Correbou" in seiner bisherigen Form nicht stattfinden kann. Mit strengen Auflagen hat der "Govern" Stierspektakel auf der Insel quasi undurchführbar gemacht. Zwar entschied man sich im Bergdorf, den Event weiter durchzuführen, muss sich aber der Gesetzeslage anpassen. Einer, der sich dann doch zu dem Thema äußern möchte, ist Bürgermeister Antonio Aguló Amengual.

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"Wissen Sie, das ist alles gar nicht so dramatisch mit den Änderungen", so der Alkalde. "Statt den Stier an den Hörnern festzubinden, ziehen wir ihm eine Art Zaumzeug auf, an dem wir die Kordel festmachen."

Bisher war es im Orangental üblich, das Tier nach dem Lauf zu schlachten und seine essbaren Einzelteile ans Volk zu verteilen. Auch das ist in diesem Jahr verboten. Der "Toro" - zum ersten Mal übrigens kein Kampfstier, sondern ein mallorquinisches Rasserind, das man sich von einem Bauernhof leiht - kehrt nach dem Lauf auf die Finca zurück. "Aber unsere Bürger sollen dennoch Fleisch bekommen, das kaufen wir dann eben beim Metzger." Auf den Punkt bringt es Antonia, die in einem lokalen Supermarkt arbeitet. "Dann stirbt eben ein anderer Stier, aber wir bekommen unser Fleisch und ich kann meinen Eintopf kochen." Sie erklärt, was den Menschen in Fornalutx an "ihrem" Stierlauf so wichtig ist. "Das ist einfach eine uralte Tradition. Und das ganze Dorf hat danach Fleisch zum Kochen. Ich kaufe immer drei Portionen und zaubere dann meiner ganzen Familie ein leckeres Menü." "Für uns ist diese neue Art von Stierlauf auch ein Schritt zurück zu den Wurzeln", erklärt Bürgermeister Aguiló. "Ich denke, die Menschen hier im Dorf werden sich sehr schnell daran gewöhnen"

Vom zeitlichen Ablauf her ändert sich nicht viel. "Wir treffen uns morgens um acht Uhr im Dorf, und das ganze Spektakel dauert auch nicht länger als 20 Minuten." Für die meisten Einwohner scheint die gesellschaftliche Zusammenkunft ohnehin wichtiger als die Stierhatz. "Und dass der Eintopf in diesem Jahr trotzdem schmeckt", sagt Antonia und lacht.

(aus MM 35/2017)