Agustí Jansà war lange Leiter der Niederlassung des Wetterdienstes Aemet auf den Balearen. | P. BOTA

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Wie heiß soll es denn nun werden? In ihren Vorhersagen für die Insel sind sich die Meteorologen oft nicht einig. Ein extremes Beispiel aus der jüngsten Hitzeperiode: Von 32 Grad bis 41 Grad reichten die Prognosen für Inca vor einigen Tagen. Tatsächlich kletterte das Quecksilber auf 39 Grad.

"Die Wetterdienste wenden verschiedene Modelle an. Deshalb variieren die Werte", sagt Agustí Jansà, der langjährige Leiter der Niederlassung des spanischen Wetterdienstes Aemet auf den Balearen. Die Wettervorhersage basiere auf numerischen Modellen. Diese beschreiben die physikalischen Prozesse in der Atmosphäre und auf dem Erdboden, etwa die Wolkenbildung oder die Sonnenstrahlung. "Ausgehend von aktuellen Wetterdaten berechnen sie dann, wie sich diese Prozesse auf die Temperatur, Luftdruck, Wolken, Niederschlag oder Wind auswirken."

Auf den Balearen gibt es knapp 200 offizielle Wetterstationen, die meisten davon befinden sich auf Mallorca. Viele Bodenstationen werden von Amateur-Meteorologen betrieben, aber von Aemet kontrolliert. Hinzu kommen rund 100 Messstationen von Amateuren, die nicht zum offiziellen Beobachtungsnetz gehören, aber ergänzend hinzugezogen werden. Wenn nun alle Modelle gleich gut arbeiteten, dann wären auch die Vorhersagewerte gleich, meint Jansà. Das täten sie aber nicht. Ein großer Unterschied liege in der Auflösung: "Die Modelle spannen ein imaginäres Gitter in der Atmosphäre auf und berechnen die Werte an jedem Gitterpunkt. Je enger die Gitterpunkte aneinanderliegen, desto höher ist die Auflösung und genauer die Vorhersage."

In großflächigen Gebieten ohne größere Berge und sonstige Besonderheiten, wie etwa in Sibirien, sei eine hohe Auflösung nicht wichtig. So schnell verändere sich das Wetter dort nicht. Ganz anders auf einer Insel wie Mallorca, mit einem der komplexesten Wettersysteme überhaupt. Schon im Abstand von wenigen Kilometern könne zum Beispiel die Temperatur um mehrere Grad variieren, weil sich die Meeresströmung und die Berge von Ort zu Ort unterschiedlich auswirkten. Ein niedrig auflösendes Modell sei nicht in der Lage, die lokalen Unterschiede auf der Insel zu erfassen.

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In Spanien basierten die hochwertigsten Wetterprognosen auf dem sogenannten "Harmonie-Arome"-Modell, das auch Aemet verwende, meint Jansà. Es habe eine sehr hohe Auflösung. "Alle zwei Kilometer ist ein Berechnungspunkt. Da sieht man alles." Die Vorhersagen seien sehr zuverlässig. Trotzdem gehen sie auch mal daneben. "Das stimmt", gibt der Meteorologe zu. Meist liege das am "Schmetterlingseffekt". Das bedeutet: Das kleinste Detail kann zu einer Veränderung führen. "Während der Hitzewelle haben wir die Temperaturen bis auf ein, zwei Grad immer richtig vorhergesagt, aber einmal lagen wir falsch: Statt der vorhergesagten 42 Grad in Palma wurden es nur 38 Grad." Was war passiert? Ein Fehler in der Wolkenkalkulation - wegen der dichten Wolken wurde es nicht ganz so heiß.

Vor allem bei Regen versagt die Meteorologie oft auf der Insel. ",Oft' kann man nicht sagen, manchmal", korrigiert Jansà mit einem Lächeln. Regen sei besonders schwer zu prognostizieren, ganz besonders im Mittelmeerraum, denn hier bilde sich das Wetter lokal, "es schafft sich selber", werde nicht von außen importiert, wie in anderen Regionen der Welt. Das Mare Nostrum sei ein besonderes Meer. Es sei geschlossen wie das Baltische Meer, aber viel tiefer. Dadurch entstünden enorme Energien. Hinzu kämen die umliegenden Berge. "Das sind starke geographische Faktoren."

Was bedeutet das für die Regenbildung? Damit Niederschlag falle, sei das Vorhandensein eines Tiefs wesentlich, erklärt Jansà. In vielen Regionen könne man das klar vorhersehen. Im europäischen Teil des Atlantiks etwa entstünden Tiefs meist mitten über dem Ozean und bewegten sich dann allmählich nach Westen. "Aber was passiert hier? Ein großes Tief aus dem Atlantik kommt her, trifft auf die Berge und verschwindet plötzlich oder umgekehrt, ein kleines, unbedeutendes Tief trifft auf die Berge und wird urplötzlich groß und intensiv."

Bis vor wenigen Jahren seien diese Besonderheiten des Mittelmeerwetters fast unvorhersehbar gewesen. Mit den heutigen Modellen könne man sie inzwischen ziemlich gut identifizieren. "Aber die Wetterprognose auf einer Insel im Mittelmeer bleibt kompliziert und niemals exakt."

(aus: MM 32/2017)