In Deutschland ist die Regelung eindeutig: Es gibt Landgemeinden oder Dörfer (bis 5000 Einwohner), Kleinstädte (5000 bis 20.000 Einwohner) und Mittelstädte (20.000 bis 100.000 Einwohner). Alles darüber hinaus wird Großstadt genannt. Hier wäre Llucmajor mit knapp 35.000 Einwohnern eine Mittelstadt. Quantitativ, messbar, zweifelsfrei. Nicht so auf Mallorca. "In Spanien ist es schwierig zu verallgemeinern, wann ein Ort eine Stadt ist", erklärt Pedro Bofill von der Rechtsabteilung des balearischen Gemeindeverbands "Felib". Grundsätzlich unterscheide das aktuelle Gesetz über die lokale Verwaltung nämlich zwischen "municipios" (Gemeinden), die 5000 bis 75.000 Einwohner umfassen, und "gran poblaciones" (großen Ortschaften) mit mehr als 75.000 Einwohnern.
Das Wort "Ciudad" kommt in dem Gesetz gar nicht vor, denn ähnlich wie die Bezeichnung "Villa" ist "Ciudad" keine offizielle Verwaltungseinheit. "Vielmehr hängt es von kulturellen, städtebaulichen und ökonomischen Kriterien ab, die teils auf das Mittelalter zurückgehen", so Bofill. Und so ist in Spanien die Bezeichnung "Ciudad" vor allem ein Ehrentitel.
Auch in Llucmajor: Es war der Regierungsminister Joaquín Ruiz Jiménez, der vor mehr als 100 Jahren den Ort besuchte und ein Jahr später, im Oktober 1916, gemeinsam mit König Alfonso XIII, den Titel verlieh. Nicht ohne Grund, Llucmajor war damals schwer im Umbruch: 1916 war das Jahr, in dem die Markthalle eröffnet wurde (heute bekannt als "Peixeteria"-Gebäude), in dem der Verkehr der Palma-Santanyí-Eisenbahn mit Halt in Llucmajor freigegeben wurde und in dem die Arbeiten an der gut 70 Meter langen, viaduktähnliche Brücke "Pont de Ses Boques" vollendet wurden.
Auch andere Gemeinden Mallorcas wurden einst mit dem Titel geehrt, unter anderen Alcúdia, Felanitx, Inca, Sóller, Manaccor und – natürlich – Palma.
(aus MM 41/2016)
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