Solche Bilder sollen bald der Vergangenheit angehören, die Stadt will die korrekte Müllentsorgung in Palma forcieren. | Archiv

TW
3

Wenn es Abend wird, kommen die schlechten Müllsortierer aus ihren Häusern. Im Schutze der Dunkelheit werfen sie einen Beutel voller Glas, Papier, Plastikflaschen und Hausabfällen in den Behälter für den Restmüll. Trennung Fehlanzeige. Wird schon keiner der Nachbarn beobachtet haben. Mit solchen Müllsünden soll in der Zukunft Schluss sein, so wollen es Palmas Stadtwerke Emaya.

Während eines Vortrags zur Mülltrennung am Tag des Umweltschutzes äußerte Neus Truyol, Stadträtin und Präsidentin der Stadtwerke, zwei Vorschläge, wie zukünftig kontrolliert werden könne, dass die Palmesaner besser recyceln. Sie stellte eine Chipkarte zur Diskussion, mit der sich zukünftig die Müllcontainer öffnen lassen. Die Stadtwerke Emaya könnten so erfahren, welcher Anwohner wann, wie viel und welchen Abfall in welche Tonne entsorgt. Dafür müssten die Container nachgerüstet oder sukzessiv ausgetauscht werden – stadtweit. Kosten unklar.

Eine zweite Möglichkeit wäre, dass die Stadt personalisierte Mülltüten verteilt. Anhand derer können die Stadtwerke erfassen, welcher Haushalt wie viel Müll produziert und ob die Mülltrennung auch ernst genommen wird. Vorbei wären die Zeiten, den Unrat in der Tüte vom letzten Supermarkt-Einkauf wegwerfen zu können. Als Anreiz für vorbildliche Müllentsorger würden niedrigere Abfallgebühren dienen, sagt Neus Truyol.

Ähnliche Nachrichten

Nicht vorstellen möchte man sich allerdings die Gesichter jener Emaya-Mitarbeiter, die aufgefordert werden, die Müllbeutel sämtlicher 400.000 Einwohner Palmas plus die der Touristen zu inspizieren, um Recycling-Sünder zu erfassen.

Das seien aber alles noch unreife Ideen, wie die Emaya-Präsidentin mitteilte. Vielmehr sei man derzeit auf der Suche nach Plänen, um die Recycling-Quote zu erhöhen. Derzeit werden 15 Prozent von Palmas Abfall getrennt, 2002 waren es lediglich sechs Prozent gewesen. Ein Müllüberwachungssystem solle für Verbesserung sorgen.

In der alten Heimat funktioniert diese Kontrolle anders: In Deutschland lassen die Müllmänner gut sichtbar die Gelben Säcke vor der Haustür stehen, wenn sie darin Abfall erblicken, der dort nicht hingehört – Essensreste etwa oder ein Stückchen Pappe. Das fühlt sich beinahe an wie ein öffentlicher Pranger. Welche Schmach, den zurückgelassenen Müllsack vor den Augen der Nachbarn wieder ins Haus zu holen, um den darin befindlichen Abfall fachgerecht zu trennen. Wem das ein- oder zweimal passiert, der achtet peinlich genau darauf, was im Gelben Sack entsorgt wird. Vielleicht wäre die Müllabholung an der Haustür also die Lösung für Palma de Mallorca. (cls)

(aus MM 24/2016)