Die neue Ampelschaltung für Fußgänger soll ein wenig Licht in den Verkehrsdschungel auf Palmas Avenidas bringen. | Foto: P. Lozano

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Haben Sie sie schon einmal gesehen, die Menschentraube aus buntem Plastik? Sie bildet sich meist nachmittags an Palmas Stadtautobahn, gleich unterhalb der Kathedrale. Reisebusse halten an der Handelsmole und spucken Kreuzfahrer in farbenfrohen Funktionsjacken aus, die sich auf den Weg in die Altstadt machen und beim Überqueren des Meeres-Highways gleich mal Bekanntschaft mit mallorquinischen "Semáforos", also Ampeln machen. Denn kaum haben die Urlauber die drei in Richtung Kongresspalast führenden Fahrspuren überquert, wird aus dem grünen ein rotes Männchen und die Kreuzfahrer müssen in Kompaniestärke auf dem Mittelstreifen halt machen, während hinter und vor ihren sonnenverbrannten Gesichtern die Lastwagen und Taxis vorbeisausen. Da wird der Landgang selbst für sturmfeste Seebären schnell zum kleinen Abenteuer.

Die Stadt Palma will mit der sinnlosen Schaltung ihrer Lichtsignalanlagen nun Schluss machen. Auf den Avenidas, die den Altstadtkern umgeben, sollen die Ampeln in Zukunft so programmiert werden, dass sie von Fußgängern "in einem Zug" überquert werden können und niemand mehr in der Mitte der ebenfalls sechsspurigen Straße stehen bleiben muss. Das hat Palmas Mobilitäts- und Verkehrsdezernent Joan Ferrer bekannt gegeben. Der Kommunalpolitiker ist sich sicher: "Wenn irgendwer auf Palmas Straßen bevorzugt behandelt werden muss, dann ist es der Spaziergänger." Überhaupt solle die Stadt noch fußgänger- und fahrradfreundlicher werden.

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Derzeit arbeite man mithilfe eines Verkehrssimulators an der verbesserten Ampelschaltung. Die aktuelle Situation ist auch tatsächlich ziemlich gefährlich. Sitzt die Leine zu locker, kann schon mal das Schoßhündchen unter die Räder kommen. Von der Gefahr für kleine Kinder oder alte Menschen ganz zu schweigen. Diesen Sommer noch soll das Vorhaben des Rathauses deshalb in die Tat umgesetzt werden. Vorausgesetzt natürlich, der Simulator simuliert keine Probleme.

Einen Haken hat die Sache ohnehin, denn die Maßnahme soll sich lediglich auf die Avenidas konzentrieren. Die mutigen Kreuzfahrer vom Hafen werden also auch in Zukunft verängstigt auf dem Mittelstreifen stehen und auf die zweite Hälfte ihrer Grünphase warten. Dank ihrer bunten Anoraks sind sie wenigstens gut zu erkennen und beim Kapitänsdinner können sie von ihren Abenteuern an Land berichten.

(aus MM 20/2016)