Wegen des Verdachts der Erpressung und der Nötigung sind zwei weitere Lokalpolizisten in Zusammenhang mit dem Polizeiskandal in Palma de Mallorca in Untersuchungshaft genommen worden. Die Festnahme der beiden Männer war am Mittwoch erfolgt, am Donnerstag erließ der Ermittlungsrichter Haftbefehl.
Es handelt sich um einen langjährigen Funktionär der Polizeigewerkschaft und um den Chef der sogenannten grünen Patrouille, die als Wirtschaftskontrolldienst vor allem für die Einhaltung der Sperrzeiten und der Musiklautstärken von Lokalen zuständig ist.
Die Festnahmen erfolgten nach jüngsten Aussagen, die Zeugen vor der Staatsanwaltschaft gemacht hatten. In der Anhörung vor der Justiz waren die beiden Ordnungshüter von Kollegen massiv beschuldigt worden. So soll der Gewerkschafter Angehörige der Lokalpolizei eingeschüchtert und ihnen geraten haben, "vorsichtig zu sein mit dem, was sie dem Ermittlungsrichter erzählen". Der Beamte drohte angeblich, jeden Kollegen anzuzeigen, der mit seinen Aussagen die bereits beschuldigten Polizisten belaste. Die spanische MM-Schwesterzeitung Ultima Hora zitierte am Donnerstag einen Zeugen mit den Worten: "Man hatte den Eindruck, der Mann fungiert als Sprecher der Beschuldigten."
Dem Chef der grünen Patrouille wird vorgeworfen, ein Mitglied aus dem Wirtschaftskontrolldienst herausdrängen haben zu wollen. In diesem Fall handelte es sich um einen Kollegen, der in das Zeugenschutzprogramm der Antikorruptions-Staatsanwälte aufgenommen worden war.
Der Polizeiskandal beschäftigt die Justizbehörden seit mindestens Januar dieses Jahres. Damals wurde durch eine Reihe von Festnahmen erstmals publik, dass in der Lokalpolizei von Palma massive Missständen herrschen. Die Reihe der Vorwürfe ist lang: Es geht um Schutzgelderpressung und illegale Zusammenarbeit mit Gastronomen an der Playa de Palma und am Paseo Marítimo, ferner um Sexualdelikte, manipulierte Examen für Stellenausschreibungen, verschwundene Dokumente, anonyme Drohbriefe und Einschüchterungen. Seit Januar wurden mehrere Beamte festgenommen. Mit den beiden jüngsten Fällen befinden sich derzeit 9 Lokalpolizisten in Untersuchungshaft.
Ein weiterer Aspekt ist die Verwicklung der Politik in den Skandal. Die Lokalpolizei ist dem Rathaus von Palma unterstellt.
Noch sind die Ermittlungsergebnisse unter Verschluss. Die Geheimhaltungsstufe wurde jüngst um einen weiteren Monat verlängert.
(aktualisiert um 16 Uhr)
5 Kommentare
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Leider ist die Insel korrupter als ganz Italien. Hier wird viel zu wenig dagegen unternommen. Auf der Insel sind auch die Verwalter von Wohneigentum korrupt. Die Behörden interessiert dies aber nicht. Es muss endlich viel härter durchgegriffen werden. Gruß Jürgen
Lieber @Marco ich glaube wenn Gewerbetreibende, Polizisten beurteilen und dessen Gehalt von der Beurteilung als Bonuszahlung abhängig währe, würden Gewerbetreibende doch machen was Sie wollen. Das ist doch das gleiche als ob die Polizei direkt korrumpieren wird. Korruption heißt ja nicht nur die unmittelbare Vorteilsannahme sondern auch die mittelbare bzw. indirekte Vorteilsannahme.
Es müssen einfach mehr Festlandpolizisten die Mallorquiner ablösen. So wird es z.B. in der Urlaubssasion in Italien gemacht. Dort werden Polzisten vom Norden und den Süden vermischt. Freunde von uns werden seit Jahren an der Playa erpresst. Wer nicht bezahlt kam in U Haft und hatte anderweitige represalien. Der Ansatz von Hajo ist daher richtig. Es müsste eine Beurteilung der Polizisten stattfinden von den Gewerbetreibenden und dannach ggf. eine Bonuszahlung.
Ach Hajo, so schlau, wie Sie sonst immer sind, sollten Sie doch den Spruch kennen: "Macht korrumpiert." Oder?
Nun, da wundert es einen nicht, dass man auf der Insel der Kriminalität nicht Herr wird. Andererseits ist zu fragen, wieso haben Polizisten das überhaupt nötig? Werden sie zu schlecht bezahlt, oder wie?