Einer der festgenommenen Polizisten auf dem Weg zur richterlichen Vernehmung in Palma. | Foto: Alejandro Sepúlveda

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Im Zuge der Ermittlungen zum Polizeiskandal in Palma de Mallorca hat der Ermittlungsrichter fünf der neun festgenommenen Beamten in Untersuchungshaft nehmen lassen. Die übrigen Tatverdächtigen sollten weiter vernommen werden. Auch zahlreiche Zeugen wurden von den Anti-Korruptionsstaatsanwälten gehört.

Die jüngsten Details, die einem Bericht der spanischen MM-Schwesterzeitung Ultima Hora am Mittwoch veröffentlicht wurden, bringen folgende Vorwürfe ans Licht: Die Polizisten werden beschuldigt, von den Gastronomen und Lokalbetreibern 500 Euro Schutzgeld pro Woche kassiert zu haben. Das Geld musste in einem verschlossenen Briefumschlag den Angehörigen der sogenannten "grünen Patrouille" ausgehändigt werden.

Diese Polizeieinheit ist zuständig für die Einhaltung der städtischen Vorgaben wie etwa die Kontrolle der Musiklautstärke, des Ausschanks und der Öffnungszeiten. Willfährige Gastronomen wurden gegen Zahlung der Schutzgelder vor Inspektionen gewarnt. Wettbewerber, die nicht bezahlen wollten, wurden dagegen regelrecht mit Kontrollen überzogen. Alleine in einer Nachtbar seien in eineinhalb Jahren 25 Inspektionen durchgeführt worden.

Es handelt sich um Lokale in Palmas Ausgehmeile am Paseo Marítimo sowie den Plätzen Gomila und Mediterráneo, aber auch um Lokale in Calamajor. Ähnliche Vorkommnisse waren bereits im Vorfeld an der Playa de Palma festgestellt worden. Der Ermittlungsrichter begründete den Haftbefehl damit, die tatverdächtigen Beamten hätten eine "wahrhaft kriminelle Organsiation" gebildet.

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Die Beschuldigten stritten die Vorwürfe ab. Die vielen Kontrollen seien notwendig gewesen, weil so manches Lokal angeblich ständig gegen die Auflagen verstieß.

Einem der beschuldigten Polizisten werden zusätzlich Sexualdelikte zur Last geleg. Er soll sich das Schutzgeld in Form von sexuellen Dienstleistungen ausbezahlt haben lassen.

Vernommen wurden auch frühere Vorgesetzte der Verhafteten wegen Unterlassung. Sie sollen von den Dienstverstößen gewusst, letztlich aber nichts dagegen unternommen haben.

Mehr Hintergründe zum Polizeiskandal finden Sie hier.